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Vorwort

VORWORT ZUR DRITTEN AUFLAGE

Die erste Auflage dieses Buches ist sehr freundlich aufgenommen worden.
Der Einzige, der es überflüssig fand, hat es einige Jahre später eifrig benutzt
und ehrlich zitiert.

Mit der zweiten Auflage war es anders. Man wußte schon mehr über
Merkzeichen und hatte mancherlei auszusetzen. So warf man mir vor, daß die
Identifizierungen von Marken und Namen nicht begründet seien. Zugegeben.
Und hätte ich nur zehn neue Meister festzustellen gehabt oder hundert, würde
ich ganz gewiß die Begründung nicht unterlassen haben. Aber bei den
Tausenden war es ganz unmöglich — es ist eben ein Unterschied, ob man
ein Ei legt oder den Eaich ausschüttet.

Andere verlangen vollständige Meisterlisten. Davor habe ich mich aber
absichtlich gehütet. Was sollen uns zehntausend neue Goldschmiede, von
denen vielleicht heute kein einziges Werk mehr erhalten ist? Ich hätte viel-
leicht, was sich schon eher fordern ließe, alle erhaltenen Stempeltafeln repro-
duzieren können, aber auch damit wäre viel totes Material aufgebracht worden,
und ich habe gerade Wert darauf gelegt, daß mein Buch, wenn ich mich so
ausdrücken darf, lebendig bleibt. Alle Meister, die ich nenne, leben in ihren
erhaltenen Werken heute noch!

Man hat mir auch nachgesagt, ich hätte das meiste in meinem Buche
den ! Kunstdenkmälern« entnommen. Bei den 20000 Goldschmiedearbeiten, die
ich in Händen gehabt habe, war das aber wirklich nicht nötig. Nicht der zehnte
Teil, nicht der hundertste stammt aus den Kunstdenkmälern«. Wenn ich sie
zitiere, geschieht es meistens nur, um eine Anlehnung an die offizielle Kunststatistik
zu gewinnen, wobei sehr oft das dort Gegebene stillschweigend berichtigt wird.

Ein Fehler, dessen ich mich selbst bezichtige, lag in der ungenauen
Datierung der Stücke. Durch eingehenderes Studium der Beschauzeichen ist es
mir aber vielleicht gelungen, die Zeitabgrenzungen teilweise so zu verengern, daß
man Jahrhunderte hindurch die Stilwandlungen wie an einer Skala von Jahr zu Jahr
wird ablesen können. Zugleich wird sich zeigen, was für ein Stilcharakter etwa
von Lissabon bis Moskau oder von Kopenhagen bis Palermo in einem bestimmten
Jahre geherrscht hat. Ich glaube, das wird für gewisse Forschungen nützlich sein.

Wie schon in den früheren Auflagen, habe ich auch diesmal Herrn
Ferdinand Schmitt, Patentanwalt in Ludwigshafen a. Rhein, für seine treffliche
und unermüdliche Unterstützung zu danken. Auch hatte ich die Freude, in
Fräulein Hildegard Güssefeld, cand. archaeol., und Herrn Dr. Otto Stein-Rom
jüngere Mitarbeiter zu finden.

Karlsruhe (Baden), im Herbst 1921 Marc Rosenberg
 
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