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Einleitung XI [[

EINLEITUNG

Die Stempel, wie sie in diesem Buche mitgeteilt sind, haben für
uns die Bedeutung von Meistersignaturen. Das ist aber nicht
ursprünglich ihr Zweck gewesen, sie sind eingeführt worden, um den
Feingehalt der Goldschmiedearbeiten zu sichern. Zeitgenössischen
Arbeiten gegenüber haben wir auch heute noch ein gleiches kauf-
männisches Interesse, sind aber Menschenalter oder gar Jahrhunderte
darüber hinweggegangen, dann kommen die zehn oder zwanzig
Hundertteile Mehrwert gegenüber der allgemeinen Preissteigerung
des Objekts kaum noch in Betracht.

Die Sicherung des Feingehaltes, für die der ganze Apparat der
Stempelung ausgebaut ist, spielt schon in alter Zeit eine große Rolle.
Es ist unmöglich, dem fertigen Gegenstand seinen Feingehalt ab-
zulesen, und es hat sich allmählich herausgestellt, daß dem am besten
durch eine Stempelung abgeholfen werden kann.

Um uns über alle in Betracht kommenden Fragen etwas näher
zu unterrichten, müssen wir dreierlei näher beachten: den Zweck der
Legierung, die Prüfung des Feingehaltes, die Praxis der Stempelung.

Fast immer, wenn Gold oder Silber, die in ihrem natürlichen
Zustand zu weich sind, durch künstlichen Zusatz einem bestimmten
Zweck dienstbar gemacht werden, ist eine Verbilligung des Materials
damit verbunden. Aber diese Verbilligung macht die Metalle wert-
voller, weil sie sich nach der Legierung besser im Gebrauche er-
weisen und der Abnutzung länger widerstehen. Der Goldschmied
steht also aus kommerziellen und technischen Gründen unter dem
Zwang, den Feingehalt herabzusetzen, ohne daß der Laie es kon-
trollieren kann, der Käufer dagegen verlangt für sein gutes Geld
möglichst feines Edelmetall. Dadurch bildet sich ein gewisser Zwie-
spalt zwischen Goldschmied und Besteller heraus und hat dazu
geführt, daß, namentlich in den ältesten Zeiten, der Meister, der
über das Geheimnis der Legierung verfügte, ein Weiser, ein Hei-
 
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