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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0014
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jetzt Unbekanntes, zusammenzustellen, um dem Verschwundenen wie auch dem noch Bestehenden
neues Leben zu verleihen. Archivalische Zufallsfunde, die sich systematischer Forschung
entziehen, können in Zukunft bequem eingereiht werden.

Bei dem ehemaligen kleinen Zuschnitt der Markgrafschaft und den vielen über sie dahin-
gegangenen Kriegswettern ist es unmöglich, »Denkmale und Erinnerungen« hier vorzuführen,
wie sie etwa die »Wittelsbacensia« aus den Schätzen des Bayrischen Nationalmuseums bringen
konnten.') Eher entmutigend mußten bei einer Fülle von urkundlichem Material die Darstel-
lungen von Ehrenberg und Hofmann über die Kunst am Hofe der Herzöge von Preußen
und der fränkischen Brandenburger wirken.'') Immerhin schwebten sie mir für das Folgende
als Muster vor, ebenso wie Stockbauers, Schiedermairs und Zimmermanns Schilderungen der
künstlerischen Zustände am bayrischen Hof für das XVI. und XVII. Jahrhundert.;i)

Bringen schon die bekannten Darstellungen der badischen Geschichte von Schöpflin,
Sachs und Weech4) fast nichts für unsern Zweck, so ist auch die archivalische Ausbeute
ziemlich dürftig gewesen. Abgesehen von der teilweisen Zerstörung des Karlsburger Archivs
mao- auch manches beim Vergraben zugrunde gegangen0) und bei dem Hin- und Hertransport
nach Hohenasperg, Straßburg, Basel, Rastatt und Durlach als Makulatur eingestampft worden
sein. Daß hier nicht immer ein guter Stern leuchtete, weiß man aus den letzten Schicksalen
der ehemaligen markgräflichen Galerie im Basler Hof.6)

Beim Blick auf die schöne Folge von badischen Denkmälern in der Pforzheimer Grabes-
kirche möchte man das württembergische Haus glücklich nennen, das für seine fürstlichen
Epitaphien in den Stiftskirchen zu Stuttgart und Tübingen meistenteils noch die kunst-
geschichtlichen Akten besitzt und deswegen, im Gegensatz zur Grablege der Baden-Durlacher,
so gründliche wie populär im besten Sinne wirkende Arbeiten aufweist wie die von Wintterlin,
Demmler, Wagner und Westermayer.7) Über Meister Johann von Trarbach, den fürstlichen
Denkmälerlieferanten im großen Stil, der für Pforzheim stattliche Grabmonumente im Zeit-
geschmack schuf, enthalten die Bestände des Großh. G.L.Archivs zu Karlsruhe wie des Kgl.
Staatsarchivs zu Koblenz nichts an Ouellenmaterial.

Ebenso negativ waren in den Kgl. Preußischen Staatsarchiven zu Königsberg und Berlin,
im Kgl. Hausarchiv zu Charlottenburg, in den Kreisarchiven zu Bamberg und Nürnberg wie
im Münchner Kgl. Staatsarchiv und Allg. Reichsarchiv die Forschungen nach den Briefbeständen
der mit dem Baden-Durlachischen Haus verschwägerten Fränkischen Brandenburger, besonders
der wichtigen Korrespondenz mit dem lang regierenden Markgrafen Georg Friedrich von Branden-

') Wittelsbacensia. Denkmale und Erinnerungen des Hauses Wittelsbach im Bayr. Nat.Museum, 190g (= Kat.
d. Bayr. Nat.Mus. XI).

-) Herrn. Ehrenberg, Die Kunst am Hofe der Herzöge von Preußen, 1899; F. H. Hofmann, Die Kunst am
Hofe der Markgrafen von Brandenburg. Fränkische Linie, 1901 ( Studien z. d. Kunstgeschichte. Heft 32).

:i) J. Stockbauer, Die Kunstbestrebungen am bayr. Hofe unter Albrecht V. und seinem Nachfolger Wilhelm V.,
1874 ( = Quellenschr für Kunstgeschichte und Kunsttechn. VIII); M. G. Zimmermann, Die bildenden Künste am Hofe
Herzog Albrechts V. von Bayern, 1895 ( Studien z. d. Kunstgeschichte. Heft 5); L Schiedermair, Künstlerische Bestre-
bungen am Hofe des Kurfürsten Kerd. Maria von Bayern, 1902 (= Forschungen z Gesch Bayerns 10); Fr. v. Reber,
Maximilian I. von Bayern als Gemäldesammler, 1892

4) J. Dan. Schoepflinus, Historia Zaringo-Badensis, Karlsr. I—VII, 1763—1766; Joh. Christ. Sachs, Einleitung
in die Gesch. d Markgrafschaft I—¥,1764—1773; Fr. v. Weech, Badische Geschichte, 1890. — Die Artikel A. Klein-
schmidts über die einzelnen Markgrafen in der Allg. Deutschen Biographie ohne Wert.

:') Joh. Friedr. Weiß an Friedrich Magnus. Durlach, 21. Juli 1695: »Bekannt ist auch, daß alle schriftliche
acta bey übergehung der französischen armee vergraben und ererst bey 5 tagen wider hervorgetan worden«. G.L.A.
( Karlsruher General-Landes-Archiv), Durlach Stadt und Amt. Kriegssachen Nr. 1031 (1688—1693).

6) Basler Jahrbuch 1912 p 237, 244 f.

') A. Wintterlin, Die Grabdenkmale Herzog Christophs ... in der Stiftskirche zu Tübingen, 1877 ( - Festschrift
z. vierten Säkularfeier d. Univ Tübingen) p 19 — 52; Theod. Demmler, Die Grabdenkmäler des Württemberg. Fürsten-
hauses und ihre Meister, 1910 ( Studien z. d. Kunstgeschichte. Heft 129); Alb Westermaver, Emil Wagner und
Theod. Demmler, Die Grabdenkmäler der Stiftskirche zu St. Georg in Tübingen, 19 12.
 
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