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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0021
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der uns auch das bezeichnende Bild aufbewahrt hat, wie der Markgraf seine Wohnung über dem
Schloßeingang hatte, um auf diese Weise den ganzen Verkehr, besonders auch die Küchenliefe-
rungen, überwachen zu können. An der Spitze der Verwaltung stand über 40 Jahre der
tüchtige und gefürchtete Kanzler Oswald Gut, der auf Ordnung und Sparsamkeit hielt und
von dessen gestrengen Zügen uns der handwerklich-derbe Meister seines Epitaphs vor dem
Lettner der Pforzheimer St. Michaelskirche eine eindrucksvolle Vorstellung zu geben ver-
stand. ')

Die bis 1861 über dem Untertor des Pforzheimer Schlosses angebrachte und heute in
einer Seitenkapelle der dortigen Stiftskirche befindliche Renaissance-Wappentafel trägt die
lakonische Inschrift: »Hernestus M(archio) Badensis restitui fecit. An(no) MÜXXX(X)II«, was
sowohl auf die Wiedererrichtung des Torbaues als sonst eines Schloßgebäudes sich beziehen
kann. 2) Das bereits von Markgraf Philipp begonnene Bauwesen am Wasserschloß Mühlburg
wird entsprechend den Bestimmungen seines Testaments von 1533 weitergeführt worden
sein.3)

Wenn Sachs in seiner Badischen Geschichte berichtet,'1) daß Ernst zu Durlach ein
kleines Lust- und Jagdschloß anlegte, so kann hiermit nur die Wiederherstellung oder
die Erweiterung eines bereits vorhandenen fürstlichen Baues gemeint sein, einer früheren
Tiefburg.0) Das Durlacher Lagerbuch von 1532 erwähnt deshalb auch als Eigengüter der
Herrschaft »das Schloß mit der Schuwr und Keller« an der Stadtmauer, den Schloßgraben, die
»Burggasse« dabei und das »Burgviertel«.6) An tüchtigen Meistern fehlte es damals auch in
Durlach nicht. Der dortige Steinmetz Georg Räuber oder Jörg von Durlach genannt, der
in den ersten Jahrzehnten zu Basel tätig war, brachte es bis zum Werkmeister der eid-
genössischen Stadt.')

Anfang der fünfziger Jahre begegnen wir in der Pforzheimer Residenz auch einem Hof-
maler Hans Zeitblum, vielleicht einem Nachkommen des großen Ulmer Meisters, von dem
bekanntlich seit dem Ende des zweiten Jahrzehnts jede Spur verschwindet. Der Hofmaler bekam
1552 von Markgraf Bernhard,8) dem im folgenden Jahre bereits verstorbenen zweiten Sohne
Emsts, den Auftrag, das Bild seiner schon 15 18 zu Stuttgart verschiedenen Mutter Elisabeth
von Brandenburg-Ansbach, der ersten Gemahlin des Markgrafen und Schwester Albrechts von
Preußen, nach einem Original abzukonterfeien, das vom Hof zu Stuttgart überlassen wurde.")

!) B. Sastrow, 1. c I, 266. Uber Osw. Gut vgl. H. Pantaleon, Prosopographia III (1566), 185 (deutsch 1570,
p. 196 f.), der 1565 sein Epitaph zu Pforzheim sah und sich die Inschrift abschrieb. — Die Verdeutschung ist nach
den eigenen Worten Pantaleons zugleich eine Verbesserung und Vermehrung der lateinischen Ausgabe.

2) Die vorletzte Zahl ist verdorben, scheint aber eher eine X als eine V gewesen zu sein.

:i) München. Allg. Reichsarch. Baden A. Nr. 1 fol. 102 f. Das Testament Philipps I. (1533) bestimmte über eine
ansehnliche Reihe von Einkünften, »daß alle derselben stück, nutzungen und jährlichen gefäll und inkommen an
den baw unsers schloß Mülbergs bewendt werden sollen, alles so lang und vill, bis solcher baw, wie der von uns
fürgenommen und angeschlagen ist, gentzlich und allerding volpracht, ausgefuert und ausgemacht wurde . . ., und ist
unser endtlicher will, bevelch und meinung, daß solcher von uns angefangener baw mit sambt dem wähl und zweien
graben, wie das vormals durch unsern werckmeister, meister Hannsen angeschlagen worden, also ausgemacht, von
und aus obgemelten gefellen, volntzogen und volendet werden soll.«

4) Sachs IV p. 140.

5) Seine Quelle ist anscheinend Phil. Jakob Spener, Sylloge genealogico-historica, Frankf. 1677, p. 640. Von
Ernst: »Durlacum, cuius arcem condidit.«

6) G.L.A., Lagerl), d. Stadt Durlach (unter Markgr. Philipp 1532 verfaßt), Berainsamml. Nr. 1914 fol. 7: »Das
schloß mit der schuwr und keller darinn begriffen und aller zugehörung, das ein keller besitzt an der stat muer . . .
Item ein huslin am schloß von Jheronimo Keßler erkouft.«

') Brun, Schweiz. Künstlerlex. Supplem. 1914 p 132 und 357.

8) Uber diesen mit dem Vater wegen der 1537 getroffenen Erbordnung zerfallenen Sohn und dessen Aufent-
halt zu Basel vgl. C. Roth, im Basler Jahrb. 191 2 p. 199.

9) Stuttgart. H. u. Staatsarch., Kabinettsakten, Korresp. Christophs mit Ernst, Bernhard etc. 1551—1568 fol. 9.
Bernhard an Christoph v. Württemb., Pforzheim, 3. Nov. 1552: »Wir haben unserer freundllichen lieben fraw muler
löblicher und säliger gedachtnus abconterfeyung, so uns E. L. zugeschickt, empfangen, wollen uns dieselben unseren
maier laßen abconterfeten und E. L. alsdann die andern widerumb zuschicken.«

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