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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0034
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den Hauptmann und Burgvogt von Hohenasperg und Zeugmeister des Kreisdirektoriums. *)
Wie umfassend die Um- und Neubauten Karls auf Höchberg waren, ergeben die an den
hohen Ummauerungen angebrachten Wappensteine mit den Jahrzahlen 1553, 1556 und 1575.

Für die Nachwelt ließ er über dem inneren Burgtor seine lebensgroße Bildnistafel von
der Hand des Württemberger Bildhauers Joseph Schmid von Urach anfertigen, die leider
nur in der stümperhaften Kopie eines Freiburger Barockbildhauers nach dem »völlig ruinierten
Bildnus« auf uns gekommen ist (vgl. u. p. 32). Nach einer gewissenhaften Abschrift aus
dem Jahre 1730 von dem damals noch vorhandenen Original gebe ich die Inschrift unter
der 1554 entstandenen Porträtstatue hier wieder: »Me primus Carolo imperante magno Hacho
unde nomen mihi anno domini DCCCVIII erexit ornatiorem Carolus quondam Badae marchio
regnante Friderico tertio fecit. Iam vero ob aedacem ac ruinosam vetustatem Carolus magni
animi princeps Badae et Hachbergae marchio, cuius effigiem hic cernis, tum reinstaurari tum
versus hostiles impetus in sui suorumque munimen et refugium prompto subjectorum auxilio
praemuniri curavit gubernante Carolo V imp: aug. Ao dni MDLIIII.«2)

Auch der alten »Durlacher Warte«, früher »Hohenberg« oder »Burg Grötzingen«, heute
prosaischer »Turmberg« genannt, wandte Karl sein Interesse zu. Zur Erleichterung der Tag-
und Nachtwacht auf der dachüberdeckten Zinne ließ er an der Westseite des Berchfrits
eine steinerne Wendeltreppe aufführen, welche die Verbindung mit dem hochgelegenen
Einsteigloch herstellte. Ahnliche Steinmetzzeichen, welche wir an dem Treppentürmchen bei dem
noch stehenden sog. Prinzessinnenbau und im Garten der »Karlsburg« zu Durlach wiederfinden,
ergeben den Beweis, daß dies etwa in den sechziger Jahren seiner Regierung geschehen ist.3)

In der Freien Reichsstadt Straßburg erwarb Karl 1562 von Ludwig Wolf von Renchen das
sogenannte Drachenschloß, einen ehemals unmittelbar an der III, am heutigen Nikolausstaden
höchst malerisch gelegenen, 1891 abgebrochenen Komplex mehrerer Gebäude.4) Zwei unter
sich durch eine Galerie über der Drachengasse verbundene Baugruppen richtete Karl zum
markgräflichen Hof ein, in dem während der Folgezeit die Angehörigen der Durlacher Linie
oft abstiegen und später in den Kriegsstürmen jahrelang darin hausten. °) Von Markgraf
Karl wurde u. a. vermutlich der massive Flügel mit Treppenturm gebaut, der quer auf
den älteren, der III zugekehrten Trakt stieß (an der Gartentür des Turms die Zahl 1571,
wohl das Baujahr bezeichnend). In seinem langen Trauergedicht auf Karl vom Jahre 1577
vergißt der 35 Jahre im markgräflichen Binzen bei Lörrach amtierende Pfarrer Paul Cherler,
der frühere Erzieher des Prinzen Albrecht und reimfrohe Poet nicht, dem turmgeschmückten
fürstlichen Drachenschloß zu Straßburg, dessen Ansicht und Schicksale wir noch kennen
lernen werden, ein paar Verse zu widmen:

Argentina tuos quid amores carmine dicam?
Marchio noster homo per tibi gratus erat.
Cuius adhuc amplas ostentas turribus aedes:
Aureus hic indit nomina clara Draco.6)

') Siehe unten Beilage Nr. 2. — E. v. Georgii-Georgenau, Fürstl. Württemb. Dienerbuch p. 366 zu 1553.

2) G.L.A., Bad. Gen. 4821 (1730 —1749). Vgl. die Beilage Nr. 10. Die zugehörige Tuschzeichnung in der
dortigen Bildersamml. unter C. H. 2 mit einer zweiten Kopie aus jenen Jahren. — Ungenau bei Maurer, 1. c. p. 132,
u. in den Kunstdenkm. d. Großh. Baden, 1 c. p. 132, wo jedesmal das Jahr 1553 angegeben.

3) Über den Turmberg vgl. E. Wagner in den Veröffentlichungen der Großh. Bad. Sammlungen für Altertums-
und Völkerkunde I (1895) p. 35 f.

4) Jetzt der stattliche Neubau der Drachenschule. — Kauf vom 3. Februar 1562 für 4066 fl. Nach einem Fas-
zikel des Straßburgers Georg Groß von 1847 in dem Bilderarchiv der Großh. Sammlungen zu Karlsruhe — Sachs
IV 454, V 37; A. Seyboth, Strasbourg historique et pittoresque, 1892, p. 593.

3) Demnächst wird eine Arbeit über diesen markgr. Durlacher Hof von dem besten Kenner O. Winckelmann-
Straßburg in der Z.G.O. erscheinen. — Über den markgr. Baden-Badener Hof in der Schiffleutgasse Derselbe in
Z.G.O. 2 XXIV (1909) p. 575 f.

6) Paul Cherlerus, Epicedion sive luctus in obitum ill. princ. ac domini d. Caroli march. Bad., Basel 1577,
p. 19. — Cherler geb. 1540 zu Elsterburg, 1564 Erzieher des 1574 f Prinzen Albrecht in Durlach, bis zu seinem

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