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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0044
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in der Nähe der heutigen, von Weinbrenner erbauten auf Fels stieß und der Meister oben-
drein erkrankte.!) Christoph erbot sich deshalb, den geschickten Steinmetz und Maurermeister
Silvester Berwart von Leonberg oder dessen Bruder zu schicken, der den Brunnen zu Leon-
berg gemacht hatte.2) Nachdem Christoph seinen Brunnenmeister gegenüber dem unge-
duldig gewordenen Markgrafen kräftig in Schutz genommen und diesen ermuntert hatte,
ja keine Kosten und Schwierigkeiten bei der Anlegung des Springbrunnens im Schloß zu
scheuen, scheint dann das Werk unter Hertels Leitung zu glücklichem Abschluß gekommen
zu sein.3)

Zum Dank für den glücklich vollendeten Schloßbau, bei dem die Durlacher große Fron
leisten mußten, befreite Karl seine junge, noch unscheinbare Residenz 1567 von der Leib-
eigenschaft, um durch Beseitigung dieser Servitut neue Ansiedler sowohl in die Stadt wie
in die Vorstadt herzuziehen.4) Das Renaissanceschloß wurde dann bekanntlich 1689 im fran-
zösischen Brand zerstört; die Ruinen standen teilweise noch im XIX. Jahrhundert und wurden
bis auf den sogenannten Prinzessinnenbau, einen Torbau an der Südwestseite des Schloß-
hofes, Gebäudereste im Garten der heutigen Wirtschaft Karlsburg, und bis auf den süd-
lichen stehengebliebenen Abschluß des späteren Barockschlosses abgetragen, ohne daß aut
die Nachwelt ein Bild dieses schönen Palastes gekommen schien. °)

Von der Karlsburg hatte man nur undeutliche Vorstellungen auf Grund weniger literarischer
Quellen. Da brachte der Kunsthandel 1914 zwei Architekturzeichnungen an den Tag, signiert
mit J. J. Arhardt, der Jahrzahl 1552 und überschrieben »Carolsburgischen Schloßes inwendige
Hoffgebew«. Fs ist das schöne Verdienst des städtischen Archivars zu Karlsruhe, Dr. Erwin
Vischer, auf diese Blätter des Auktionskatalogs Boerner1') aufmerksam gemacht zu haben, wes-
wegen die Zeichnungen in der Folge gebührlicherweise auch von den städtischen Sammlungen
erworben wurden.

Da es anfänglich noch zweifelhaft sein konnte, ob unter den vielen Karlsburgen (Zedier
zählt deren 8 auf) die Durlacher Residenz gemeint sein konnte, suchte ich in der Plansammlung

') Stuttgart. H. u. St.Arch., Kab.Akten. Korresp. mit Markgr. Karl 1553—1568 fol. 134. David Hertel, Brunnen-
meister, an Herzog Christoph, Stuttgart, 10. Dez. 1565: »Auf K. f. gn. ernstlichs ansprechen von wegen des bronnens
zu Durlach, das ich meinem versprechen nach nit statt gethon haben soll, gib E. f. gn undertheniglich disen bericht.
Nachdem marggrave Carlen von Baden mein begert, aines brunnen baws halber, daruf ich auf E. f. gn. gnedigs er-
lauben u. geheiß bin hinab geen Durlach zogen, mit dem tolengräber, bürger u. maurer alhie, da haben des marg-
graven beede bawmeister, mit namen Feter Kiefer u. Jacob Schan u. ein schreiner Jost Reiter, u. ich u. der tolen-
gräber den bronnen abgewegen dem gesicht nach, u. haben all mit ainander gleich gesehen, u. haben Ire f. g. ain-
helliglich u. mündtlich bericht, das wir haben unsers ermeßens ob der quellen, des Ursprungs XI schuch hoch ab-
gewegen nach dem gesicht, dann man bei der quelle nit hinein kiindte sehen, in ein gesimbs unter der ritterstuben
des ersten Stocks, darnach haben wir die XI schuch, so wir höher gestanden dann die quelle, vom gesimbs herab ge-
nießen, da ist es in ain creutz fenster gangen, ungeverlich VII schuch hoch, ob dem pflaster. Das haben wir Iren f. gn.
anzeigt, das das waßer demselben wagrecht gleich sey.«

2) Es ist wohl Endres Berwart, der als Werk- und Maurermeister 1561 die Brücke zu Hirsau baute. Klemm,
Aus dem Schwarzwald- p. 30; Weizsäcker in den Württemb. Jahrb. für Statist, u. Landeskunde (1900) I p. 7 ff. —
Silvester ist der Vater des bekannteren Baumeisters Martin B., des an den Schloßbauten zu Brackenheim und Göppingen
tätigen und schon 1 5 61 verstorbenen Meisters, und des Blasius B., der unter Aberl. Tretsch am Tübinger Schloß arbeitete,
seit 1563 Hofbaumeister Markgr. Georg Friedrichs von Brandenburg-Ansbach im Fränkischen und von 1579 bis 1586
zu Königsberg in Preußen war, wo er um 1590 starb. H. Ehrenberg, Die Kunst am Hof der Herzöge von Preußen,
1899, p. 82 ff.; Klemm im Rep. f. Kunstwissensch. IX (1886) p. 32 ff., 56 u. Württemb. Baum. u. Bildhauer, 1882, p. 141.

3) G.L.A., 1. c. fol. 134. Christ, an Karl 13.Dez. 1565: »DannsoE.L. ain bestendigen, rechtspringenden bronnen
in deren schloß künden bringen, wie dann durch obgemelten wege, dieweil waßer gnug vorhanden, wol geschehen
mag, würden E. L. volgendts denselben nit umb vil tausendt gülden entberen wellen.« Ferner fol. 166 zum 28. Nov. 1567.

4) G.L.A., Baden-Durl. Urk. Spec. conv. 42. Urkunde vom 1 7. Mai 1567: »Nachdem wir verschines fünf u. sechtzig-
sten jars umb unser u. unser erben beßern nutzens u. des hofstats gelegenheit willen unser hofhaltung uss unser statt
Pfortzheim in unser schloß Carlsburg in unser statt Durlach gelegen verendert u. die gemelt unser statt Durlach in
merklichem großem abgang an gebewen, auch allerhand Unordnung in bürgerlichem wesen . . . befunden.« —Vgl. auch
K. G. Fecht, Gesch. der Stadt Durlach p. 465.

5) Die anläßlich der Restauration des Prinzessinnenbaues 1905/07 daselbst angebrachte Tafel entspricht mit
ihren in unleserlicher Schnörkelschrift verfaßten Angaben, daß wir im Prinzessinnenbau »die letzten benutzbaren
Reste« von der Karlsburg vor uns haben, nicht den Tatsachen.

6) Alte Handzeichnungen des XV.—XVIII. Jahrh. Versteig. C. G. Boerner, März 1914.

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