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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0144
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auch in mechanischen Künsten wohlerfahrene vielseitige Mann zu Durlach an der Wasser-
sucht. l)

Sicherlich ist sein Schwiegersohn, der erwähnte Durlacher Geheimsekretär, identisch
mit dem gleichnamigen Medailleur und Bossierer Joh. Barth. Braun, wenn es auch nicht gelang,
hier den endgültigen Beweis zu erbringen. Der alte Heller gibt in seiner Geschichte der
bambergischen Münzen die auf Akten sich gründende Nachricht, daß der Nürnberger Bos-
sierer Joh. Barth. Braun, einer der besten deutschen Medailleure um die Mitte des XVII.
Jahrhunderts, für den Bamberger Münzwardein Leonh. Rohleder die Patronen in Wachs zu den
schönen Denkmünzen des Bischofs Philipp Valentin Voit von Rineck (1653—1672) herstellte.2)
Seine Medaillen haben eine flotte Unirißzeichnung und »eine gewisse weiche Eleganz«,
besonders in der Haarbehandlung. Die Porträte sind oft für sich gegossen und auf die
Denkmünze genietet; die Kehrseiten haben meist hübsche landschaftliche Darstellungen.3)

Die Vermutung, die bereits der tüchtige Kenner von Medaillen, Adolf Erman, der bekannte
Ägyptologe, aussprach, daß der Nürnberger Bossierer »sehr wahrscheinlich« unser Durlacher
Geheimsekretär ist, kann ich durch Folgendes weiter bestärken. In den Nürnberger Rats-
verlässen, in den Kreis- und Stadtarchiven zu Nürnberg und Bamberg wie in den Heller-
schen Kollektaneen der Kgl. Bibliothek am letzteren Ort hat sich nirgends eine Spur von dem
Meister finden lassen, wenigstens kann er nicht aus Nürnberg stammen und scheint hier
wie in Bamberg nur gelernt und gearbeitet zu haben.4)

Dagegen wird unser Durlacher Geheimsekretär, der 1662 unter der Rubrik »Hofbediente«
mit 70 Gulden Jahresgehalt ohne näheren Titel genannt wird,5) als Verfertiger einer Hand-
schrift mit Malereien genannt, in der Eriedrich VI. die Elora seines Schloßgartens von dem
Kammerdiener Joh. Barth. Braun, der auch als berühmter Zitherspieler erwähnt wird, ab-
bilden ließ. Der Titel der gemalten Handschrift, die ich unter den Manuskriptbänden der
Göttinger Universitätsbibliothek auffand, lautet: »Praesens volumen a marchione Durlaco
Badensi olim cubiculario suo, pictori et citharetae eximio Braun dicto ordinatum, ut nimirum
omnes horti sui flores depingeret, ope cuius delineationes sequentes obortae sunt.« Dar-
gestellt sind in Wasserfarben und meistenteils auf Pergamentblättern prachtvolle und äußerst
naturgetreu gemalte Blumen, besonders Tulpen, Levkoien, Narzissen und Lilien, auch Vögel
und Schmetterlinge.6) Auf dem Vorsatzblatt steht in einem hohen Eenster eine Vase mit
prachtvollem Blumenstrauß, am Gebälk darüber die Inschrift: »Elora picta.« Auf der Rück-
seite von Blatt 176, auf dessen Vorderseite ein großer bunter Vogel gemalt, ist zu lesen:
»J. B. Braun den 10. und 11. Eebruary Ao 1660 zu Durlach«, auf Blatt 186: »Den 23. Augusti
Ao 1660 in Durlach hat Junckher von Rothen-Häusen diesen weißen Schwalben under der
Cantzley geschossen, welchen der Fürst Wunders halben abmahlen laßen.«

Da die Künstler unter den Kammerdienern aufgezählt werden, der Bossierer Joh. Barth.
Braun meist hübsche landschaftliche Hintergründe auf seinen Medaillen anbrachte und der
Geheimratssekretär zu Durlach mit der Künstlerin Anna Maria Pfründt seit 1659 verheiratet war,

') J. v. Sandrart, 1. c. II, 344: »Hat sich folgends ... zu den Marggrafen von Baden-Durlach begeben und
allenthalben zu fürstlichen Medaglien, darinnen er perfect war, schöne Münzstöcke und Druckwerke, auch andere
schöne Sachen verfärtiget, zu ermeldten Durlach aber an der Waßersucht, so an einem Schenkel endlich aufgebrochen,
im Jahr 1663 verstorben.«

s) J. Heller, Die Bambergischen Münzen, 1839, p. 53; Erman in der Zeitschr. für Numismat. XII (1884) p. 91 f.

3) Doppelmayr, 1. c. p. ?66; Erman, 1. c. 92, Abbild. Taf. V, 3 u. 4; Forrer, 1. c. I (1904) p. 269. Der Vater
Brauns vielleicht ebenfalls Medailleur. — Arbeiten Brauns von 1636 bis 1666 nachweisbar, z. B. für die fränk. Mark-
grafen, für Karl Gustav von Pfalz-Kleeburg (den späteren Schwedenkönig) vor 1654 u. a.

4) Die im Kreisarchiv Bamberg von 1659 an vollständig erhaltenen fürstl. Amtsbestallungsbücher kennen den
Namen Braun nicht. — Für die mannigfache freundliche Unterstützung sei Herrn Direktor Dr. Th. Hampe in Nürn-
berg geziemender Dank ausgesprochen.

°) G.L.A., H. u. St.Arch., Haus- und Hofsachen, Hofökonomie fasc. 36.

6) Göttingen, Univ.Bibl., Cod. Ms. Uffenb. 40 e. Auf dem Deckel der 190 Blätter zählenden Handschrift das
Wappen Uffenbachs. — Die Lateinfehler der Überschrift sind oben stillschweigend verbessert.

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