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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0149
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nicht erfüllte, aber beachtenswert ist als früheste archäologische Ausgräbung im Markgräfler
Land.l)

Die erste Anleitung zum Verständnis der antiken Münzen und deren Einordnung zu
einem Kabinett gab dem Markgrafen der bereits erwähnte französische Mediziner und an-
gesehene Numismatiker Charles Patin (1633—1693), der nach seiner Flucht aus Frankreich
1668 die deutschen Höfe besuchte und sich auch in der Durlacher Residenz aufhielt.2) Der
Hofrat Keck erzählt ausführlich, wie Friedrich VI. mit Parins Unterstützung sich bis tief in
die Nächte hinein mit der Entzifferung der römischen Kaisermünzen, auch der undeutlichen
Stücke abmühte, sie klassifizierte, in bestimmte Fächer einordnete, eigenhändige Kataloge
anlegte und sie jedem Gelehrten zugänglich machte. Seine damals nur von wenigen Kabinetten
übertroffene Sammlung enthielt ebenfalls antike Bronzen und sonstige Altertümer.3) -

Auch die unter seinem Vorgänger aufgehobene Hofkapelle wurde von Friedrich VI.
wieder ins Leben gerufen. Bereits 1662 weisen die Hofhaltsrechnungen für diese eine Aus-
gabe von 428 Gulden auf und erwähnen die Hofmusiker Otto Hirschmann und Johann Falcken-
berg, die allerdings an Sold von dem hochbezahlten Tanzmeister, der mit 200 Gulden in der
Gehaltsklasse des Haushofmeisters erscheint, weit übertroffen werden.4) Begabte Talente
wie den Hofmusikus Joh. David Wolmershäuser von Schwäbisch-Hall, der unter dem Durlacher
Hofkapellmeister, dem Ungarn Georg Christoph Strattner, eine Reihe von Lernjahren ver-
bracht hatte, sandte der Markgraf 1674 auf eigene Kosten zur weiteren Ausbildung nach Zeitz
zu dem berühmten Hofkomponisten August Kühnel.") Umfangreicher war freilich die Hof-
kapelle am verwandten Baden-Badener Hof; aber dort traten im Gegensatz zum Durlacher
hauptsächlich französische Kräfte auf.6)

Der geistreiche Franzose Chappuzeau, dem die Ehre zuteil wurde, 1669 an Friedrichs Hof-
tafel zu speisen, läßt in seinem 167 1 erschienenen Reisebericht ein paar blitzende Lichter auf
das interne Leben in der Durlacher Residenz fallen: »Le marquis de Bade Dourlach mange

') L. c. fasc. 211 fol. 149 und 15g. Pauli an Elsener, Rötteln, 8. u. 22. Okt. 1660: »Verschiener wochen hab
ich fürstl. befehl gemeß die heyden gräber zu Nieder Eckenen und Hiltelingen eröfnen laßen und zwar zu Eckenen in
beisein des geistlichen Verwalters und des vogts alda. Die haben nun gar nichts anders als beiliegende stuck eisen nr. 1,
sonsten aber in unterschiedenen noch die gebeine und gemeiniglich die köpf unten in den gräbern, so meistens aus-
gemauret, auch teils sonsten mit steinen besetzt gewesen, gefunden. Zu Hiltelingen ist der vogt zu Haltingen neben
dem vogt zu Hagen dabei gewesen, berichten, daß es mit den gräbern der gleichen beschaffenheit gehabt, ist außer
den gebeinen nichts zu finden als das wenige, so in dem papier nr. 2 signirt. In beiden orten soll es scheinen, als ob
unterschiedene gräber bereits vor diesen ufgemacht worden wehren. Ist mir leid, daß gar nichts, so Ihr f. Dhl er-
freuen könte, gefunden.«

'-) Nouveau biographie generale XXXIX, 331 f. Seit 1676 Prof. der Medizin in Padua. Von ihm außer dem
genannten Reisewerk: Imperator. Romanor. numismata, Straßb. 1671.

3) Keck, Panegyricus p. 65 f.; hiernach Schüpflin IV, 298; Joh. Gerh. Arnold, Laudatio funebris, 1677, P- 43-
Schon Spener redet in dem genealog. Werk Merians, der »Herstammung« von 1672 p. 19, von der »Durchgrüblung,
Ordinir- und Beschreibung alter Medaillen und Müntzen, deren Ihre Durchl. an Menge und Rarität bereits einen
schönen und herrlichen Schatz beysammen haben«. Der Artikel des bad. Archivars K. Fr. Drollinger über Friedrich VI.
in Joh. Christ. Iselins Hist. u. geogr. allg. Lexicon, Basel 1729, II, 395: »Von den Gelehrten und Künstlern war er
ein großer Liebhaber, verstünde vor andern die antiquität und sammelte eine große Anzahl von den raresten alten und
neuen Medaillen, welche er Selbsten in Ordnung gebracht und zum Teil mit eigner Hand beschrieben.«

4) G.L.A., H. u. St.Arch. II. Haus- und Hofsachen, Hofökonomie fasc. 36 fol. 24. Ihr Gehalt 90 rl.

5) G.L.A., Diener und Dienste unter J. D. Wolmershäuser zum 6. Febr. 1674: »Daß von höchst ermelt Ihrer
Durchl. capellmeistern Georg Christoph Strattnern ich vor tüchtig erachtet worden, sowohl zu rechter perfectionining
in musica instrumentali und zwar absonderlich auf der viol de gambo als auch auf solches instrument componiren und
setzen zu lernen, zu dem berühmten instrumental musico zu Zeitz in Sachsen Augusto Küneln verschickt zu werden.«
— Georg Christ. Strattner, zuerst in Durlach, seit 1682 Kapellmeister zu Frankfurt a. M., seit 1695 in Weimar, wo er
1704 oder 1705 starb. Über ihn und August II. Kühnel vgl. R. Eitner, Biogr. bibl. Quellenlex. der Musiker V, 467; IX, 308.

°) Ich nenne als Hofmusiker für Baden um jene Zeit Joh. Charis, Gerard, La Rose, Sigm. Kusser, La Prairie,
Molitor (1672), Hans Jakobs, Adam Holder, Joh. Eder, Leonh. Metzger, Georg Grünzweig (1680). G.L.A., 1. c. II. Haus-
und Hofsachen, Hofökonomie. Allgem. fasc. 1 (1624—1669); fasc. 5 (1678—1709); L. Schiedermair, Die Oper an
den badischen Höfen des 17. u. 18. Jahrh. (—- Sammelbände d. Internat. Musikgesellsch. XIV Heft 2 ff., 1913), bringt
für unseren Zeitraum keinen Musikernamen für Baden-Durlach; ebensowenig J. B. Trenkle in Karlsr. Zeitg. 1882
Nr. 189 fr.

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