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Rott, Hans
Kunst und Künstler am Baden-Durlacher Hof bis zur Gründung Karlsruhes — Karlsruhe, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.8256#0154
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laßen«.1) An dessen Stelle trat nach seinem Tod 168 s der aus Nürnberg p-ebürtip-e badische
Kammerdiener und Hofmusiker Christoph Anschütz.")

Auf dem Gebiet des Bauwesens war nach Friedrichs VI. Tod wenig zu tun.3) Nach
anfänglicher Weiterführung der kostspieligen Festungsarbeiten auf Hochberg ließ Friedrich
Magnus 1681 die Außenwerke der Burg niederlegen und die Garnison abführen, um den
seit dem Nymweger Frieden in Freiburg liegenden Franzosen keinen Grund zu geben, die
Festung zu überrumpeln und zu zerstören. Den Posten des Hofarchitekten ließ man eingehen,
stellte den Bahlinger Hans Martin Beck 1680 als Hofwerkmeister und Bauverwalter zugleich
an und setzte ihm für die Kontrolle der Bauverträge den Kammermaler Thomas Lefebure
zur »Mitinspection« an die Seite. Außer seinen amtlichen Verrichtungen durfte er, von der
Lieferung von Grabdenkmälern abgesehen, sonst keine privaten Aufträge ausführen.4) Der
Hofwerkmeister unterstand in allem unmittelbar dem Markgrafen und der Rentkammer, und
eine sehr ausführliche Instruktion regelte von jetzt ab das gesamte Bauwesen. Auf Grund
der Klagen des einheimischen Handwerks gegen die »mit starcken Parthyen« In der Mark-
grafschaft zur Sommerzeit arbeitenden Schweizer und »die im Spötling mit großem Ver-
dienst wieder weggehende Tyroler«, die weder ihr Meisterstück lieferten noch Reallasten
trugen, wurden zum Schutz der ansässigen Maurer- und Zimmermeister in der unteren Mark-
grafschaft Handwerkerordnungen erlassen, die den ausländischen Meistern die Entrichtung
des zehnten Pfennigs und des Schutz- und Schirmgeldes auferlegten.5)

Joh. Jakob Baumgarten von Augsburg erhielt den Auftrag, das ganze Langensteinbacher
Amt »in Grundt zu legen«, nachdem er 1685 bereits einen »Abriß« von der Karlsburg mit
ihrer Umsfebungf zur Zufriedenheit des Hofes geliefert hatte.G) Auf diesen unteryetrantrenen
Durlacher Grundplan scheinen des späteren Hofbaumeisters Lefebure und Samson Schmal-
kalders noch erhaltene Grundrisse von 1687—1689, von denen zwei hier abgebildet werden,
zurückzugehen.')

Seit 1683 finden wir in der Durlacher Residenz den Kammerdiener und Hof konterfetter
Michael Konrad Hirt, der bereits seit der Mitte des XVII. Jahrhunderts mit der hohen
Bezahlung von 400 Reichstalern im Berliner Hofdienst stand und Historien wie Bildnisse
malte, die Sandrart in Kupfer stach. Sein Anstellungsdekret legte ihm dem Markgrafen
gegenüber die Verpflichtung auf, »sowohl uns als unserer herzgeliebten Gemahlin Liebden
auf jedesmaliges Begehren ein und anders malen und uns mit seiner Kunst gehorsamblichst

') G.L.A., Diener und Dienste unter G. Chr. Meyerhofer zum 8. Nov. 1682. Seine Kompositionen muß er
ordentlich aufzeichnen und in der Hofkapelle am Ende seines Dienstverhältnisses zurücklassen.

2) L. c. unter Anschütz zum 2. März 1685. Dasselbe Gehalt. —Uber Anschütz vgl. Kitner, Biogr.-bibliogr. Lex.
d. Musiker VI, 458. Als Hofmusikus erscheint 1679 auch Hieron. Dötsch. G.L.A., Baden Gen. Urk. Testamente
conv. 22a zum 29. Okt. 1679.

3) Die Kunstdenkmäler des Großh. Kaden. Freiburg Land (1904), p. 221; Chr. Phil. Herbst, Die Burg Hachberg
1851, p. 155 ff. Die Sprengung der innern Burg erfolgte im Januar und Februar 1689 durch die Franzosen. Seither Ruine.

4) G.L.A., Diener und Dienste unter H. M. Beck zum 28. Aug. 1680. Kr hatte die Aufsicht über die Schlösser
und markgr. Gebäude »mit und neben unserm cammermahlern Thomas Le Kebure, als welchem auf solche gebäw,
daß sie nach ihrem verding accurat gefertigt werden, die mitinspection anbefohlen worden«. Sein Bauschreiber
Joh. Franz Weiß, 28. Febr. 1682. — Po. Hochberg. Amt. Akten Nr. 12 zu 1684. Damals wird Beck als fiirstl. Bau-
meister betitelt.

r>) G.L.A., Baden Gen. 276. Klagschrift der einheimischen Maurer und Zimmerleute aus den Ämtern Durlach,
Staffort, Mühlburg, Graben und Langensteinbach 1680; ib. Pforzheim Amt und Stadt fasc. 2764; ib. Baden General.
10529. Streit der badischen Maurer und Zimmerleute gegen die im Kloster Lichtental arbeitenden Tiroler 1685/86.
Früherer Erlaß Markgraf Wilhelms von 1649 wegen der welschen Unternehmer.

6) G.L.A., Geheimratsprotokolle. Bad.-Durlach 1685 fol. 261: »Wurde von hr. von Kssen ein abriß von dem
fiirstl. schloss Carlsburg cum appertinentiis, so Johann Jacob Baumgarten von Augspurg verfertiget, fürgeleget, und
dieweilen derselbe ziemblich gut gemacht, so wurde beschloßen, daß obgemeltem Baumgarten nunmehro das gantze
ambt Langensteinbach in grundt zu legen aufgetragen . . . werden solle.« 9. Juni 1685.

') Siehe unten. — 1680 wurde Joh. Kostka von Deschowitz in Oberschlesien als Windbüchsenmacher, 1684
als Hofbrunnenmeister angestellt. G.L.A., Diener und Dienste zum 5. Febr. 1680: »Es seye gleich von windtbüchsen,
feuerröhren, sauberen mit silber eingelegten pistolen und auch anderer arbeit.«

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