D. REINSCHRIFT DER AUSGABE 1323NR. i, 2
[Fol. 5']
Nymant acht, das jA so fermessen sey, das jch fer-
meinte, hy ein solch wunder pucld zw machen,
mich domit vber ander zw erheben. Das sey weit
van mir. Dan jch weis woll, das kleiner vnd ge-
; ringer ferstand vnd kunst^ jn disen meinen noA-
folgetten büchlen erfunden würt. IA erken selbs
mein vnfolkumenheit. Dorum will jch miA einem
jtlichen hoAferstendigen, der mir mein jrtum mit
reAter fernunff vnd beweislicher'' künst mit seiner
:o meisterlichen wollgeübten hant werg antzeigt,
gantz vndcrworifen haben.
Aber danocht, wy woll jch miA besorg van ett-
lichen einer kleinen vngunst/ danoAt hab iA miA
vnderwunden, dis mein we[ni]gs fermügen, so vill
13 mir got ferleicht, getrewliA aws gutem hertzen
einem jtlichen leser mit zw teilen, vnd sunderlich
den jungen kunst begirigen gesellen, dy sich geren
vben vnd doch niAt vnderiAt mügen bekumen.
Dan der mangell der lermeister ist gros pey vns,
vnd dorum ist sAwer, einem jtlichen aws fernunff
vnd eygner vbung solchs vnd der gleiAen zw
suAen und finden. JA weis woll,s wy sAwer es
ankumt. Vnd dorum pitt jA ewA, jr jungen ge-
sellen, jr wölt sölA mein einfeltig" vnderiAt gut-
23 willig van mir annemen vnd ewA mit benügen
lassen, pis das jr selbs ein pessers find, oder das jr
van anderen mit eim pessern [ $ vnder rieht
werd.
10. meristerlichen Hr. 14. weings Hr.
3. erheben.
Es soll awA nymantz gedencken, das jA mich wöll
vndersten, den hoA berümbten meistern*' jn für 30
zw sAreiben vnd sy zw lernen,^ sunder filmer, so
sy etwas an dag lassen kumen,4* jn mit fleisiger
vbung, so vill miA dy grobikeit meiner natur nit
jrt, fleissig noA zw folgen, so vill mir mügliA ist,
vnd jr lob helffen aws preitten. Dorum helft, liben 33
hem vnd frewnt, gebt miltiglich heraws dy gaben
gottes, dy jn ewch gossen sind/" awff das gott jn
ewch geert werd vnd den prüdem zw gut kum.
Dan jr wist, das jn tavsent jom diese kunst gar jn
keinen brawA ist gewest," dan sy hat sich erst jn 40
anderhalb hunder jom wider angespunen;^ vnd
jA hoff, sy soll fürpas waxen, awff das sy jr früAt
geper vnd sunderüA jn welschen landen, das dan
zw vns aweh mag*s kumen. Awff sölchs pit jch ein
jtliAen leser, er wolle miA meiner einfalt trewlich 43
entsAuldigen, ob jA jm jndert" zw vill oder zw
wenig tett. Dan hy soll keiner niAtz oratorisA*5
suAen oder finden, noA wie man das ertrich soll
messen;^ allein sollen dise meine püAle" jnnen
halten, reden vnd antzeigen, dy ewsserliAen ge- 30
stalt linien vnd mos der mensAen, der sich niAt
allein dy moller gepravAen sunder aweh dy golt-
schmit, bildhawer fon holtz vnd stein, metall-
gisser, haffner, oder dy van letten streichen,*^ sei-
de[n]stiger,^s ynd ander mer, dy do fan bilden zw 33
maAen haben.
45 f. das Vr kumen ml/ am
50. halten] t^a??at% dan allein gelötet/. 54 f. seideistiger Hj.
ANMERKUNGEN
* Wunderbuch; BuA, das Wunderbares in übernatür-
hAem oder magisAem Sinne oder auA aus dem BereiA
der Geheimwissenschaften zum Inhalt hat; magisAes
BuA, ZauberbuA.Vgl. Grimm Wb XIV/2 (1959), Sp.
1864 f.
3 Verständnis und Erkenntnis. Vgl. über den „Kunst"-
Begriff Dürers den Kommentar zu den Vorstudien
Bd. II Kap. II B.
s be-weislich Adj.; beweisbar, bewiesen.
4 Mißgunst.
3 Aus eigener Erfahrung,
s einfach (ohne tadelnden Nebensinn).
? Aus den Entwürfen geht hervor, daß damit in erster
Linie italienische Meister gemeint sind.
^ lehren, belehren.
" veröffentliAen.
4" EuA eingegossen sind. Vgl. dazu die „göttlichen
Eingießungen" Bd. II Kap. II B Nr. 3,3.
*4 in gar keiner praktisAen Ausübung.
43 Seit 130 Jahren.
43 kann.
44 Mhd. indertadv.; irgendwo, irgend.
43 Oratorisches; RednerisAes; RedekünstlerisAes, Re-
dekünstliches.
43 Worüber die eben 1322 erschienene Schrift Jakob Ko-
bels „Vom Ursprung der Theilung, Maß und Messung
des Ertrichs, E&er und anderer Felder in was form
und gestalt die seynd und wie man die messen und
rechen soll..." handelte.
47 Wenn Dürer eingangs und hier im Plural spriAt,
167
[Fol. 5']
Nymant acht, das jA so fermessen sey, das jch fer-
meinte, hy ein solch wunder pucld zw machen,
mich domit vber ander zw erheben. Das sey weit
van mir. Dan jch weis woll, das kleiner vnd ge-
; ringer ferstand vnd kunst^ jn disen meinen noA-
folgetten büchlen erfunden würt. IA erken selbs
mein vnfolkumenheit. Dorum will jch miA einem
jtlichen hoAferstendigen, der mir mein jrtum mit
reAter fernunff vnd beweislicher'' künst mit seiner
:o meisterlichen wollgeübten hant werg antzeigt,
gantz vndcrworifen haben.
Aber danocht, wy woll jch miA besorg van ett-
lichen einer kleinen vngunst/ danoAt hab iA miA
vnderwunden, dis mein we[ni]gs fermügen, so vill
13 mir got ferleicht, getrewliA aws gutem hertzen
einem jtlichen leser mit zw teilen, vnd sunderlich
den jungen kunst begirigen gesellen, dy sich geren
vben vnd doch niAt vnderiAt mügen bekumen.
Dan der mangell der lermeister ist gros pey vns,
vnd dorum ist sAwer, einem jtlichen aws fernunff
vnd eygner vbung solchs vnd der gleiAen zw
suAen und finden. JA weis woll,s wy sAwer es
ankumt. Vnd dorum pitt jA ewA, jr jungen ge-
sellen, jr wölt sölA mein einfeltig" vnderiAt gut-
23 willig van mir annemen vnd ewA mit benügen
lassen, pis das jr selbs ein pessers find, oder das jr
van anderen mit eim pessern [ $ vnder rieht
werd.
10. meristerlichen Hr. 14. weings Hr.
3. erheben.
Es soll awA nymantz gedencken, das jA mich wöll
vndersten, den hoA berümbten meistern*' jn für 30
zw sAreiben vnd sy zw lernen,^ sunder filmer, so
sy etwas an dag lassen kumen,4* jn mit fleisiger
vbung, so vill miA dy grobikeit meiner natur nit
jrt, fleissig noA zw folgen, so vill mir mügliA ist,
vnd jr lob helffen aws preitten. Dorum helft, liben 33
hem vnd frewnt, gebt miltiglich heraws dy gaben
gottes, dy jn ewch gossen sind/" awff das gott jn
ewch geert werd vnd den prüdem zw gut kum.
Dan jr wist, das jn tavsent jom diese kunst gar jn
keinen brawA ist gewest," dan sy hat sich erst jn 40
anderhalb hunder jom wider angespunen;^ vnd
jA hoff, sy soll fürpas waxen, awff das sy jr früAt
geper vnd sunderüA jn welschen landen, das dan
zw vns aweh mag*s kumen. Awff sölchs pit jch ein
jtliAen leser, er wolle miA meiner einfalt trewlich 43
entsAuldigen, ob jA jm jndert" zw vill oder zw
wenig tett. Dan hy soll keiner niAtz oratorisA*5
suAen oder finden, noA wie man das ertrich soll
messen;^ allein sollen dise meine püAle" jnnen
halten, reden vnd antzeigen, dy ewsserliAen ge- 30
stalt linien vnd mos der mensAen, der sich niAt
allein dy moller gepravAen sunder aweh dy golt-
schmit, bildhawer fon holtz vnd stein, metall-
gisser, haffner, oder dy van letten streichen,*^ sei-
de[n]stiger,^s ynd ander mer, dy do fan bilden zw 33
maAen haben.
45 f. das Vr kumen ml/ am
50. halten] t^a??at% dan allein gelötet/. 54 f. seideistiger Hj.
ANMERKUNGEN
* Wunderbuch; BuA, das Wunderbares in übernatür-
hAem oder magisAem Sinne oder auA aus dem BereiA
der Geheimwissenschaften zum Inhalt hat; magisAes
BuA, ZauberbuA.Vgl. Grimm Wb XIV/2 (1959), Sp.
1864 f.
3 Verständnis und Erkenntnis. Vgl. über den „Kunst"-
Begriff Dürers den Kommentar zu den Vorstudien
Bd. II Kap. II B.
s be-weislich Adj.; beweisbar, bewiesen.
4 Mißgunst.
3 Aus eigener Erfahrung,
s einfach (ohne tadelnden Nebensinn).
? Aus den Entwürfen geht hervor, daß damit in erster
Linie italienische Meister gemeint sind.
^ lehren, belehren.
" veröffentliAen.
4" EuA eingegossen sind. Vgl. dazu die „göttlichen
Eingießungen" Bd. II Kap. II B Nr. 3,3.
*4 in gar keiner praktisAen Ausübung.
43 Seit 130 Jahren.
43 kann.
44 Mhd. indertadv.; irgendwo, irgend.
43 Oratorisches; RednerisAes; RedekünstlerisAes, Re-
dekünstliches.
43 Worüber die eben 1322 erschienene Schrift Jakob Ko-
bels „Vom Ursprung der Theilung, Maß und Messung
des Ertrichs, E&er und anderer Felder in was form
und gestalt die seynd und wie man die messen und
rechen soll..." handelte.
47 Wenn Dürer eingangs und hier im Plural spriAt,
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