I. DIELEHRE VON MENSCHLICHER PROPORTION
stundan*B ken vnd dordurch ein jtliAe leng der
glider bald And. Vnd dy furnemsten teill der
zwerch linien, dy jch hy an tzeig, werden dy naA
:o; benenten sein, doch etwen mer oder mynder. Dy
erste ist dy forbestimbte sAeiteH, dye ander ist dy
stirn, dy tritte dy awgprawen, die hrt dy nasen,
dy funA das kin, dy sext des schulterAeisA hoch,
dy sibent d[e]s halbsgrübten hohe, dy adrt der prust
no hohe, dy newnt dy forder vxsen, dy tzehent dy
hinder vxsen, dy elA dy tüttlen, dy zwelA vnder
den prusten, dy treytzehent jn der weiAen, dy
Artzehent jm nabeli, dy funtzehent der hüA art,*?
dy sechtzehent ent der hüA, dy sibentzehent ent
ns des pawchs, dy achtzehent ent der arspacken, dy
newntzehent dy einpeissungi^ des peins, dy zwen-
tzigist awssen ob dem knj, dy einvndtzwentzigst
jnnen ob dem knj, dy zwey vnd tzwentzigst mit-
ten jm knj [8*"], dy trey vnd tzwentzigst awssen
vnder dem kny, dy Arvndtzwentzigist jnnen vnder
dem knj, dy fünvndtzwentzigst ent des ewssern
wadens, dy sex vnd tzwentzigst ent des jnnern
wadens, dy sibenvndtzwentzigst dy höA der ristz
awA dem fus, dy aAt vnd tzwentzigst ent des
n; ewssern knorren am sAynpein, dy newn vnd
tzwentzigst ist dy hoch forn der grossen tzehen.
Diser zwerch linien maA jA ettwan mer oder
mynder, wy es siA aws vrsach ettwan begibt. Vnd
solche Wörter will jch sAreiben pey den zwerA
130 linien der awA gerissnen bilder, awA das mein
102. vnd) WM Zeile. 105. doch &ij
mynder reo5lea RtM<7e. 109. des) das Nr./ hohe] ä%ef ^/er
Ze/7e/ der] <ier Zei/e, ^raaler dy geitrir^ea. 110. hohe]
Jcv Zei/e.
Ia/er]7aa7lioa.' 104. tzeig. 106. scheiteil/ 107. stirn/ awg-
prawen/nasen/ 108. kin/hoch/ 109. hohe/ 110. hohe/vxsen/
111. vxsen/ tüttien/ 112. prusten/ weichen/ 113. nabell/ art/
ii4.hüft/ n;.pawchs/arspacken/ n6.peins/ 117.knj. 118.
knj/ 120.kny/ 121.knj/ 122.wadens/ 123.wadens. 124.
fus/ I23.schynpein/ 126. tzehen/ 128. begibt/
meinvng grüntliA ferstanden werd. Will miA
auA solchs pey den nachfolgetten awA gerissnen
bilden allen geprawchen.
Item solch meinvng der billder zw maAen, mögen
siA geprawAen: die maler, bildtznytzer, stein 13;
hawer, dy metallgisser, dy goltschmit, seidensti&er
vnd ander, dy sölAe wergk mit der hant treiben.
Dan jn ist das messen können not. Oder wo nit,
das sies lernen; dan miA erbarmt kein ding jn den
wer&en, wo jAs sich, vbler dan das grosse möe 140
geprawcht wört an kunst vnd rechten ferstand.
[9*] Aber all dy massen, die jA hy hernaA be-
sAreib vnd awAreis, dofan will jA mit nyrnant
disputiren, ob man solch mensAen And oder nit.
Ich mach sy aber dorum also, das jch hoA, jch wöll 14:
vrsaA sein, das jr All kumen werden, dy do wer-
den durA disen weg antzeigen, wy dy menschen
gestalt sind, vnd wy sy musen sein vnd wy sy
möchten^ sein. Dorum suA ein jtliAer hiraws dy
warheit vnd nutz der natur oder kunst vnd sAön- 130
heit, oder sein eigen wolgefalln, wortzw jn dan
sein begird tregt.
Nach dem aber nit wol mogliA ist, das in eynem
eyngen^" corper alle folkommenheyt der hubsAeyt
sey, auch gewonlich allen mensAen iedem in son- 133
derheyt eyn anders dann dem anderen gefeit, hab
ich furgenomen, funferley vndersAidiiA propor-
tional zu weschreyben, da mit eyn iglicher Anden
mog, dos im gefall: stark, di&, dünn, lang oder
kurtz pildnus in manen vnd weiben, oder aus den 160
allen eyn Vermischung seyns gefallenst
131 f. Will mich auch] pon PircMeiTHef 4772 ÜK/feH /NT?7e, /M t/er
Zei/e vnd geilric/'eK. 132. solchs] will jch mich ge-
itrie^eH. 138-141. Dan 7ij feistand <7&/ge^/e&Iem ^irei/eK.
133-161. Loa PiroMeiTKer aage/ägt. 133. aber) %%er <7er
Zei/e. 137. vnderschidlich] ä^er e/ee Zei/e.
lalcfpaKffli'oa.' 144. nit/ 146. kumen werden/ 148. sind/
müsensein/ 130. natur/ 130 f. Schönheit/
ANMERKUNGEN
' ohne.
2 Lineal-Linien, d. s. gerade Linien.
2 Mhd. sieht adj.; sAlicht, einfach.
4 kann.
^ die vorerwähnte.
^ kunstgerecht gemacht, künstlich.
1 schickerliA adj.; im ähnlichen Sinn wie schicklich;
siA wohl einfügend, passend, geeignet, wohl anstehend.
Vgl. Grimm Wb 8 (1893), Sp. 2637 f.
s Für den Teiler empAng Dürer die Anregung wahr-
scheinlich aus L. B. Albertis Schrift De Statua, wo
dieser, nachdem er die Messung definiert, ein ähnliAes
Instrument empAehlt.
Die ersten Beschreibungen des Teilers durch Dürer tau-
Aen in den Niederschriften aus dem Jahre 1313 auf.
Das Instrument wurde fortan beibehalten und auch
in den Druck der Lehre von mensAlicher Proportion
(1328) übernommen.
170
stundan*B ken vnd dordurch ein jtliAe leng der
glider bald And. Vnd dy furnemsten teill der
zwerch linien, dy jch hy an tzeig, werden dy naA
:o; benenten sein, doch etwen mer oder mynder. Dy
erste ist dy forbestimbte sAeiteH, dye ander ist dy
stirn, dy tritte dy awgprawen, die hrt dy nasen,
dy funA das kin, dy sext des schulterAeisA hoch,
dy sibent d[e]s halbsgrübten hohe, dy adrt der prust
no hohe, dy newnt dy forder vxsen, dy tzehent dy
hinder vxsen, dy elA dy tüttlen, dy zwelA vnder
den prusten, dy treytzehent jn der weiAen, dy
Artzehent jm nabeli, dy funtzehent der hüA art,*?
dy sechtzehent ent der hüA, dy sibentzehent ent
ns des pawchs, dy achtzehent ent der arspacken, dy
newntzehent dy einpeissungi^ des peins, dy zwen-
tzigist awssen ob dem knj, dy einvndtzwentzigst
jnnen ob dem knj, dy zwey vnd tzwentzigst mit-
ten jm knj [8*"], dy trey vnd tzwentzigst awssen
vnder dem kny, dy Arvndtzwentzigist jnnen vnder
dem knj, dy fünvndtzwentzigst ent des ewssern
wadens, dy sex vnd tzwentzigst ent des jnnern
wadens, dy sibenvndtzwentzigst dy höA der ristz
awA dem fus, dy aAt vnd tzwentzigst ent des
n; ewssern knorren am sAynpein, dy newn vnd
tzwentzigst ist dy hoch forn der grossen tzehen.
Diser zwerch linien maA jA ettwan mer oder
mynder, wy es siA aws vrsach ettwan begibt. Vnd
solche Wörter will jch sAreiben pey den zwerA
130 linien der awA gerissnen bilder, awA das mein
102. vnd) WM Zeile. 105. doch &ij
mynder reo5lea RtM<7e. 109. des) das Nr./ hohe] ä%ef ^/er
Ze/7e/ der] <ier Zei/e, ^raaler dy geitrir^ea. 110. hohe]
Jcv Zei/e.
Ia/er]7aa7lioa.' 104. tzeig. 106. scheiteil/ 107. stirn/ awg-
prawen/nasen/ 108. kin/hoch/ 109. hohe/ 110. hohe/vxsen/
111. vxsen/ tüttien/ 112. prusten/ weichen/ 113. nabell/ art/
ii4.hüft/ n;.pawchs/arspacken/ n6.peins/ 117.knj. 118.
knj/ 120.kny/ 121.knj/ 122.wadens/ 123.wadens. 124.
fus/ I23.schynpein/ 126. tzehen/ 128. begibt/
meinvng grüntliA ferstanden werd. Will miA
auA solchs pey den nachfolgetten awA gerissnen
bilden allen geprawchen.
Item solch meinvng der billder zw maAen, mögen
siA geprawAen: die maler, bildtznytzer, stein 13;
hawer, dy metallgisser, dy goltschmit, seidensti&er
vnd ander, dy sölAe wergk mit der hant treiben.
Dan jn ist das messen können not. Oder wo nit,
das sies lernen; dan miA erbarmt kein ding jn den
wer&en, wo jAs sich, vbler dan das grosse möe 140
geprawcht wört an kunst vnd rechten ferstand.
[9*] Aber all dy massen, die jA hy hernaA be-
sAreib vnd awAreis, dofan will jA mit nyrnant
disputiren, ob man solch mensAen And oder nit.
Ich mach sy aber dorum also, das jch hoA, jch wöll 14:
vrsaA sein, das jr All kumen werden, dy do wer-
den durA disen weg antzeigen, wy dy menschen
gestalt sind, vnd wy sy musen sein vnd wy sy
möchten^ sein. Dorum suA ein jtliAer hiraws dy
warheit vnd nutz der natur oder kunst vnd sAön- 130
heit, oder sein eigen wolgefalln, wortzw jn dan
sein begird tregt.
Nach dem aber nit wol mogliA ist, das in eynem
eyngen^" corper alle folkommenheyt der hubsAeyt
sey, auch gewonlich allen mensAen iedem in son- 133
derheyt eyn anders dann dem anderen gefeit, hab
ich furgenomen, funferley vndersAidiiA propor-
tional zu weschreyben, da mit eyn iglicher Anden
mog, dos im gefall: stark, di&, dünn, lang oder
kurtz pildnus in manen vnd weiben, oder aus den 160
allen eyn Vermischung seyns gefallenst
131 f. Will mich auch] pon PircMeiTHef 4772 ÜK/feH /NT?7e, /M t/er
Zei/e vnd geilric/'eK. 132. solchs] will jch mich ge-
itrie^eH. 138-141. Dan 7ij feistand <7&/ge^/e&Iem ^irei/eK.
133-161. Loa PiroMeiTKer aage/ägt. 133. aber) %%er <7er
Zei/e. 137. vnderschidlich] ä^er e/ee Zei/e.
lalcfpaKffli'oa.' 144. nit/ 146. kumen werden/ 148. sind/
müsensein/ 130. natur/ 130 f. Schönheit/
ANMERKUNGEN
' ohne.
2 Lineal-Linien, d. s. gerade Linien.
2 Mhd. sieht adj.; sAlicht, einfach.
4 kann.
^ die vorerwähnte.
^ kunstgerecht gemacht, künstlich.
1 schickerliA adj.; im ähnlichen Sinn wie schicklich;
siA wohl einfügend, passend, geeignet, wohl anstehend.
Vgl. Grimm Wb 8 (1893), Sp. 2637 f.
s Für den Teiler empAng Dürer die Anregung wahr-
scheinlich aus L. B. Albertis Schrift De Statua, wo
dieser, nachdem er die Messung definiert, ein ähnliAes
Instrument empAehlt.
Die ersten Beschreibungen des Teilers durch Dürer tau-
Aen in den Niederschriften aus dem Jahre 1313 auf.
Das Instrument wurde fortan beibehalten und auch
in den Druck der Lehre von mensAlicher Proportion
(1328) übernommen.
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