I. DIE LEHRE VON MENSCHLICHER PROPORTION
i ß Diß mog wir nit furkumend^ Dann wir sehen,
:oo so wir zwen druck von einem gestochnen kupfer
thun, oder zwey bild in ein modeE'' giessen, das
man von stund an vndersAyd findt, darauß sie for
einander zu erkennen sind, vilier vrsach haiben.
14 So es nun inn den aller gwisten dingen sich
10; also findt, vil mer in andern dingen, das da von
freyer hand gemacht wurde.
iß Diß ist aber nit die vnderschyd, von der ich
hie red. Dann ich sag von der vnderschyd, die ein
mensch sunderliA furnymbt vnnd das in seinem
no willen stet, da von i& dann für vnd für geredt
hab. Vnd so dem menschen zu sinn feit, er wol diß
oder das machen, so nymbt er jm etwas für auß
den vnderschydli&en dingen. Aber nit die ob be-
melt vnders&id, die wir nit von vnserem werck
m sAeyden mögen, sunder ein solch vndersAyd, die
da hübsch vnnd heßliA maAt, die man durch die
worter der vnderschid forn im buAlein besAry-
ben zu wegen bringt.
16 So man dann solchs in das werck zeuAt, das
120 wurde durch eins yedlichen gesiAt im gemut naA
seinem gedun&en geurteylt. Dise vrteyl vergley-
Aenn siA selten mit einander.
17 Vnd darumb wil iA all mein for besAryben
ding, auch das ich verendert hab, einem yedliAen
12; so gantz frey setzen, ob man wil, das man kein
ding laß wie es angezeygt ist. Zu solchem wil iA
hynaA vnderriAt gebenn, durch was weg man das
thon mog.
18 Doch hut siA ein yedliAer, das er nichtz vn-
130 muglichs mach, das die natur nit leyden kun. Es
wer dann sach, das einer traumwerck^ wolt ma-
Aen, inn solchem mag einer allerley creatur vnder
einander mischen.
19 Aber das wir zum wer& kumenn, so wol wir
13; zum ersten für vns nemen ein bild, wie es durch
die zwerA linien in seiner leng geteylt ist. Die sel-
ben linien haben in allen forbesArybnenn bilden jr
eygne zal. Wer dann wil, der mag solAer zwerA
linien mer oder minder machen.
240 20 Aber mer zwerch linien zu machen diendt zu
einer genewern ermessung, dardurA ein weyters zu
ersuAen dann ich forn angezeygt vnd gesetzt hab.
Vnd das ist einem fleysigen meyster von notten.
Vnd ob einer so gewiß wer,'3 dorfft er nit gestraAt
linien machen, sunder er setze puncten. Ist genug, 143
so ers mercken kan. WeliAer aber weniger zwerA
linien macht dann iA forn gesetzt hab, der darif
minder mue habenn, er wurdet aber auA minder
auß richten. Das ist ein vnderschyd der linien hal-
benn. Die ander vndersAyd mit den zwerch linien i;o
zu handlen durA den leyb, get eben zu wie hie
forn in den verkerten angesiAten.
21 Also das du durA den gantzen leyb all zwerA
linien von jrer stat verruAen magst von oder zu
ein ander. 13;
22 RuAt man die linien nahent zu samen, so
werdenn die selben teyl darzwisAen kurtz. Wo
man sie aber weyt von einander ruAt, darzwisAen
werden lange teyl. Diß alles trifft das wort lang
vnd kurtz an. 160
23 Nun wol wir an die diAe vnnd breytten. Dise
enderung geschiAt auff allen zwerAlinien vnnd
auch darzwisAen.
24 Welcher du denn zu gibst, auff der selbenn lini
wurdet das selb bild an dem selbenn ort forn brey- 163
ter, nach der seyten dicker. Nymbstu jr aber, so
wurdet das bild an dem selben ende schmeler vnnd
dünner. Als gesAiAt jm auA zwisAen allen zwerA
linien, das man alle ding am bild grosser oder kley-
ner maAenn kan. 170
2ß Doch soltu keyn ding gar zu lang, kurtz, dick,
dünn, breyt oder sAmal maAen. Vnnd on zweyfel
bistu geschickt, so magstu durA dise ob beschry-
bne ding wunderbarliA [T2"] verenderung der ge-
stalt machen vnd grosse vngleyAeyt gegen ein- 173
ander furn. Darauß findt siA dann, das etliA ge-
winnen breyt schultern, dünn weychen, sAmal
hufff, vnnd disem widerwertig. So gewinnen etlich
kurtz leyb, lange beyn vnd aber dem widersinsd"
So haben etlich sAleAte^ leyb, arm vnd beyn, die 180
andern krumc." Also kumbt auß der messung, das
die natur auß der gestalt des mensAen kuntliA
wirdet. Vnd auß solAen ob gemelten dingen kumbt
dan vrsaA zu nemen, wie man liebliA vnd heßliA
ding mog machen. Darumb welAer zu einem sol- 183
chen werck wil greyffen, der soll in seinem furne-
men wissen, was er maAen wil. Des halb iA diß
ob besAryben angezeygt, das einer for seinem
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i ß Diß mog wir nit furkumend^ Dann wir sehen,
:oo so wir zwen druck von einem gestochnen kupfer
thun, oder zwey bild in ein modeE'' giessen, das
man von stund an vndersAyd findt, darauß sie for
einander zu erkennen sind, vilier vrsach haiben.
14 So es nun inn den aller gwisten dingen sich
10; also findt, vil mer in andern dingen, das da von
freyer hand gemacht wurde.
iß Diß ist aber nit die vnderschyd, von der ich
hie red. Dann ich sag von der vnderschyd, die ein
mensch sunderliA furnymbt vnnd das in seinem
no willen stet, da von i& dann für vnd für geredt
hab. Vnd so dem menschen zu sinn feit, er wol diß
oder das machen, so nymbt er jm etwas für auß
den vnderschydli&en dingen. Aber nit die ob be-
melt vnders&id, die wir nit von vnserem werck
m sAeyden mögen, sunder ein solch vndersAyd, die
da hübsch vnnd heßliA maAt, die man durch die
worter der vnderschid forn im buAlein besAry-
ben zu wegen bringt.
16 So man dann solchs in das werck zeuAt, das
120 wurde durch eins yedlichen gesiAt im gemut naA
seinem gedun&en geurteylt. Dise vrteyl vergley-
Aenn siA selten mit einander.
17 Vnd darumb wil iA all mein for besAryben
ding, auch das ich verendert hab, einem yedliAen
12; so gantz frey setzen, ob man wil, das man kein
ding laß wie es angezeygt ist. Zu solchem wil iA
hynaA vnderriAt gebenn, durch was weg man das
thon mog.
18 Doch hut siA ein yedliAer, das er nichtz vn-
130 muglichs mach, das die natur nit leyden kun. Es
wer dann sach, das einer traumwerck^ wolt ma-
Aen, inn solchem mag einer allerley creatur vnder
einander mischen.
19 Aber das wir zum wer& kumenn, so wol wir
13; zum ersten für vns nemen ein bild, wie es durch
die zwerA linien in seiner leng geteylt ist. Die sel-
ben linien haben in allen forbesArybnenn bilden jr
eygne zal. Wer dann wil, der mag solAer zwerA
linien mer oder minder machen.
240 20 Aber mer zwerch linien zu machen diendt zu
einer genewern ermessung, dardurA ein weyters zu
ersuAen dann ich forn angezeygt vnd gesetzt hab.
Vnd das ist einem fleysigen meyster von notten.
Vnd ob einer so gewiß wer,'3 dorfft er nit gestraAt
linien machen, sunder er setze puncten. Ist genug, 143
so ers mercken kan. WeliAer aber weniger zwerA
linien macht dann iA forn gesetzt hab, der darif
minder mue habenn, er wurdet aber auA minder
auß richten. Das ist ein vnderschyd der linien hal-
benn. Die ander vndersAyd mit den zwerch linien i;o
zu handlen durA den leyb, get eben zu wie hie
forn in den verkerten angesiAten.
21 Also das du durA den gantzen leyb all zwerA
linien von jrer stat verruAen magst von oder zu
ein ander. 13;
22 RuAt man die linien nahent zu samen, so
werdenn die selben teyl darzwisAen kurtz. Wo
man sie aber weyt von einander ruAt, darzwisAen
werden lange teyl. Diß alles trifft das wort lang
vnd kurtz an. 160
23 Nun wol wir an die diAe vnnd breytten. Dise
enderung geschiAt auff allen zwerAlinien vnnd
auch darzwisAen.
24 Welcher du denn zu gibst, auff der selbenn lini
wurdet das selb bild an dem selbenn ort forn brey- 163
ter, nach der seyten dicker. Nymbstu jr aber, so
wurdet das bild an dem selben ende schmeler vnnd
dünner. Als gesAiAt jm auA zwisAen allen zwerA
linien, das man alle ding am bild grosser oder kley-
ner maAenn kan. 170
2ß Doch soltu keyn ding gar zu lang, kurtz, dick,
dünn, breyt oder sAmal maAen. Vnnd on zweyfel
bistu geschickt, so magstu durA dise ob beschry-
bne ding wunderbarliA [T2"] verenderung der ge-
stalt machen vnd grosse vngleyAeyt gegen ein- 173
ander furn. Darauß findt siA dann, das etliA ge-
winnen breyt schultern, dünn weychen, sAmal
hufff, vnnd disem widerwertig. So gewinnen etlich
kurtz leyb, lange beyn vnd aber dem widersinsd"
So haben etlich sAleAte^ leyb, arm vnd beyn, die 180
andern krumc." Also kumbt auß der messung, das
die natur auß der gestalt des mensAen kuntliA
wirdet. Vnd auß solAen ob gemelten dingen kumbt
dan vrsaA zu nemen, wie man liebliA vnd heßliA
ding mog machen. Darumb welAer zu einem sol- 183
chen werck wil greyffen, der soll in seinem furne-
men wissen, was er maAen wil. Des halb iA diß
ob besAryben angezeygt, das einer for seinem
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