I. DIE LEHRE VON MENSCHLICHER PROPORTION
435 eygens genant, sunder vberkumen vnd gelernte
kunst worden, die siA besambt,^ erwechst vnnd
seins geschlechtz frucht bringt.
37 Darauß wirdet der versamlet heymlich sAatz
des hertzen^" offenbar durch das werA vnnd die
460 newe creatur,^* die einer in seinem hertzen schopfff
inn der gestalt eins dings. Das ist die vrsaA, das
ein wo! geübter kunstner nit zu einem yetliAem
bild darff lebendige bilder ab machen, dann er
geust gnugsam herauß, was er lang zeyt von aussen
463 hineyn gesamlet hat. Solicher hat gut machen in
seinem werck, aber gar wenig kumen zu disem ver-
stand. Aber der sind vil, die da mit grosser mue vil
vnrechtz maAenn.
$ 8 Darumb welicher auß rechtem verstand ein
470 gutten gebrauA erlangt hat, dem ist wol muglich
an allen gegen wurff^ etwas gutz zu machenn, so
vil vnser vermugen ist. Doch wirdet es alweg bes-
ser, so er sich des lebens im abmachen gebrauchet.
Aber den vngeubten ist es vnmuglich, dann dise
473 ding geratten nit vngefer.
$9 Es geschiAt auch, aber selten, das einer durch
groß erfarung vnd lange zeyt in fieyssigcr vbung
so gewiß werd, das er auß eygnem verstand, den
er mit grosser mue erlangt hat, ausserhalb eins ge-
480 gen gesichtz,ss das er ab machen mog, etwas bessers
zu werck ziehen, dann der ander, der da vil leben-
diger menschen zu ab machen für sich stellt, auß der
vrsaA, das es jm am verstand mangelt.
60 Darumb müssen wir gar mit grosser acht war
483 nemen vnd furkumen, das sich die vngestalt vnd
vnsAicklickeyt nit in vnser wer& fleAt. Des halb
sol wir die vnnutzen ding in bildern zu maAenn,
was anderst hübsch sol sein, vermeyden. Dan diß
ist der vbelstand.
490 61 Nym ein gleychnuß bey den blinden, lamen
vnd verdorten krupelen vnd hinckenden. Derglei-
chen soliAs ist alles heßliA von des mangels we-
gen. Also ist auA zu Riehen der vberfluß, als das
man einem drey äugen, drey hend vnnd fuß wolt
493 machen.
62 Aber ye mer man alle heßlickeit der obgemel-
ten ding außlest, vnd maAt dargegen gerade
starAe, helle, notturfftige ding, die alle mensAen
gewonliAenn lieben, so besser wirdet das selb
wer A, dann solchs acht man nun hubsA. 300
63 Aber die hubsAeyt ist also im mensAen ver-
fast'^ vnnd vnser vrteyl so zweyffelhafftig dorynn,
so wir etwan finden zwen mensAen, bede fast
sAon vnd iiebliA, vnd ist doch keiner dem andern
gleych inn keim eynigen stuck oder teyl, weder in 305
maß nach art, wir verstend auA nit, welcher schö-
ner ist, so blind ist vnser erkantnus. Des halb, so
wir darüber vrteyl geben, ist es vngewiß.
64 Aber in etlichen teylen mag dannaAt einer
den andern vbertrelfen, vnd obs vns gleych vn- 310
kantliA ist.
6$ [T4"] Auß solAem folgt, das siA kein gewal-
tiger kunstner auff ein art allein gebenn sol, sunder
das er in villerley weg vnnd zu allerley art geübt
vnd darynn verstendig sey. Darauß kumbt dann, 315
das er maAen wurdet, welAerley gesAleAt der
bild, die man von jm begert. Vnd als dann auß den
obgemelten meynungen mag einer zornig, gütig
vnnd allerley gestalt wissen zu maAen, vnd ein
yedliAe gestalt kan für siA selbs gut gemaAt wer- 320
den.ss
66 So dann einer zu dir kumbt vnd wil von dir
haben ein vntreuß SaturninisA oder MartialisA
bild oder eins, das Venerem anzeygt, das IiebliA
holtzselig sol sehen, so wurdestu auß den for ge- 323
melten leren, so du der geübt bist, leychtlich wissen,
was maß vnd art du darzu brauAen solt.
67 Also ist durch die maß von aussen allerley ge-
schlecht der menschen an zu zeygen, welAe feurig,
luftig, wessrig oder yrdischer natur sind.^ Dann 330
der gewalt der kunst, wie for geredt, meystert alle
werA.
68 Vnd die rechten kunstner erkennen im augen-
bliA, welAs ein gewaltzam werck ist, vnnd sich ge-
birt ein grosse lieb darauß dem ders verstet. Diß 333
wissen die reAten gesellen wol, vnd wissen, was in
dem ein reAter brauch ist. Dann das wissen ist
warhafE, aber die meynung betrewgt offf.
69 Darumb glaub jm keyner selbs zu vil, auff das
er nit jrrig in seinem werA werd vnd verfel. 340
70 Des halb ist fast nutz dem, der mit solAem
vmbget, das er ma[n]cherley guter bild seA, vnd
542. macherley Dr.
296
435 eygens genant, sunder vberkumen vnd gelernte
kunst worden, die siA besambt,^ erwechst vnnd
seins geschlechtz frucht bringt.
37 Darauß wirdet der versamlet heymlich sAatz
des hertzen^" offenbar durch das werA vnnd die
460 newe creatur,^* die einer in seinem hertzen schopfff
inn der gestalt eins dings. Das ist die vrsaA, das
ein wo! geübter kunstner nit zu einem yetliAem
bild darff lebendige bilder ab machen, dann er
geust gnugsam herauß, was er lang zeyt von aussen
463 hineyn gesamlet hat. Solicher hat gut machen in
seinem werck, aber gar wenig kumen zu disem ver-
stand. Aber der sind vil, die da mit grosser mue vil
vnrechtz maAenn.
$ 8 Darumb welicher auß rechtem verstand ein
470 gutten gebrauA erlangt hat, dem ist wol muglich
an allen gegen wurff^ etwas gutz zu machenn, so
vil vnser vermugen ist. Doch wirdet es alweg bes-
ser, so er sich des lebens im abmachen gebrauchet.
Aber den vngeubten ist es vnmuglich, dann dise
473 ding geratten nit vngefer.
$9 Es geschiAt auch, aber selten, das einer durch
groß erfarung vnd lange zeyt in fieyssigcr vbung
so gewiß werd, das er auß eygnem verstand, den
er mit grosser mue erlangt hat, ausserhalb eins ge-
480 gen gesichtz,ss das er ab machen mog, etwas bessers
zu werck ziehen, dann der ander, der da vil leben-
diger menschen zu ab machen für sich stellt, auß der
vrsaA, das es jm am verstand mangelt.
60 Darumb müssen wir gar mit grosser acht war
483 nemen vnd furkumen, das sich die vngestalt vnd
vnsAicklickeyt nit in vnser wer& fleAt. Des halb
sol wir die vnnutzen ding in bildern zu maAenn,
was anderst hübsch sol sein, vermeyden. Dan diß
ist der vbelstand.
490 61 Nym ein gleychnuß bey den blinden, lamen
vnd verdorten krupelen vnd hinckenden. Derglei-
chen soliAs ist alles heßliA von des mangels we-
gen. Also ist auA zu Riehen der vberfluß, als das
man einem drey äugen, drey hend vnnd fuß wolt
493 machen.
62 Aber ye mer man alle heßlickeit der obgemel-
ten ding außlest, vnd maAt dargegen gerade
starAe, helle, notturfftige ding, die alle mensAen
gewonliAenn lieben, so besser wirdet das selb
wer A, dann solchs acht man nun hubsA. 300
63 Aber die hubsAeyt ist also im mensAen ver-
fast'^ vnnd vnser vrteyl so zweyffelhafftig dorynn,
so wir etwan finden zwen mensAen, bede fast
sAon vnd iiebliA, vnd ist doch keiner dem andern
gleych inn keim eynigen stuck oder teyl, weder in 305
maß nach art, wir verstend auA nit, welcher schö-
ner ist, so blind ist vnser erkantnus. Des halb, so
wir darüber vrteyl geben, ist es vngewiß.
64 Aber in etlichen teylen mag dannaAt einer
den andern vbertrelfen, vnd obs vns gleych vn- 310
kantliA ist.
6$ [T4"] Auß solAem folgt, das siA kein gewal-
tiger kunstner auff ein art allein gebenn sol, sunder
das er in villerley weg vnnd zu allerley art geübt
vnd darynn verstendig sey. Darauß kumbt dann, 315
das er maAen wurdet, welAerley gesAleAt der
bild, die man von jm begert. Vnd als dann auß den
obgemelten meynungen mag einer zornig, gütig
vnnd allerley gestalt wissen zu maAen, vnd ein
yedliAe gestalt kan für siA selbs gut gemaAt wer- 320
den.ss
66 So dann einer zu dir kumbt vnd wil von dir
haben ein vntreuß SaturninisA oder MartialisA
bild oder eins, das Venerem anzeygt, das IiebliA
holtzselig sol sehen, so wurdestu auß den for ge- 323
melten leren, so du der geübt bist, leychtlich wissen,
was maß vnd art du darzu brauAen solt.
67 Also ist durch die maß von aussen allerley ge-
schlecht der menschen an zu zeygen, welAe feurig,
luftig, wessrig oder yrdischer natur sind.^ Dann 330
der gewalt der kunst, wie for geredt, meystert alle
werA.
68 Vnd die rechten kunstner erkennen im augen-
bliA, welAs ein gewaltzam werck ist, vnnd sich ge-
birt ein grosse lieb darauß dem ders verstet. Diß 333
wissen die reAten gesellen wol, vnd wissen, was in
dem ein reAter brauch ist. Dann das wissen ist
warhafE, aber die meynung betrewgt offf.
69 Darumb glaub jm keyner selbs zu vil, auff das
er nit jrrig in seinem werA werd vnd verfel. 340
70 Des halb ist fast nutz dem, der mit solAem
vmbget, das er ma[n]cherley guter bild seA, vnd
542. macherley Dr.
296