IV. VERSCHIEDENES
S. 124.
Nr. 68a
DÜRER AN WILLIBALD PIRCKLIEIMER
Nürnberg, Ende 1527 oder Anfang 1528.
Widmung der Proportionslehre.
Österreichische Nationalbibliothek Wien Cod. 12643 (Cod. Supl. 38p), fol. 2''—3-'. Ende des
16. oder Anfang des 17. Jh.
Dr%&.' H. Rupprich, Dürers Stellung zu den agnoetischen und kunstfeindliAen Strömungen seiner Zeit,
Sitzungsberichte der BayerisAen Akademie der Wissens Aaften, Phil-hist. Kl. 1939, HeA 1.
Dem ernberden hochaAtparn herren herr Willi-
walden Pirkaimer, KaiserliAer Maiestat rot vnd
diener vnd hie zu Nürnberg consull, entpeüt jeh
AlbreAt Dürer, burger doselbst, mein gantz willig
; vnd geAissen dienst etc.
Gönstiger herr! IA pin jnngedenck, wie jr zu dem
mererem mall, vnd das auß sunderlichem natür-
lichem verstand, vnßrer teützschen maler undt
Schnitzer unglidmeßig bildwerck/ so wir unwißent
:o machen, bered hand, und des mißfallen getragen.
Aber euer herlikeit soll darob, so siA ein plinder
stest, nit verwunderen, dan es ist einem itliAen
unmügliA etwas inn sein reAte mas zu pringen,
der nit weis, was die mas oder mesßen ist. So iA
13 miA aber bisher ein zeitlang ein solAer mas be-
daAt vndt mit Aeiß ein wenig etwos dorin ge-
mocht, will jA das, so verr gott genad gibt, hie
antzeigen. Solches von etlich vrsaA wegen.
ErstliA daß wir des Apelles püAcr,- auA des
so Phidias/ P[ro]thogines^ undt der andern nit ha-
ben, die an zweifell köstlich [2^] ding hand ge-
sAriben. So dieselben noch ferhanden weren, wolt
iA lieber daraus lernen, dann etwos von solAem
sAreiben.s Undt wiewol Vitrufius gar ein wenig
23 von menschlicher mos anzeigt, das auch wohl an-
zunehmen ist,6 aber kürtze halben sich nit ein
jtlicher, der anfeAt zu lernen, daraus behelAen
mag,7 dann er füert solAe mas nit weiter dann
souiel ihm zu seinem bauwerg dint." Undt so iA
30 sunst nymand hör, weder maler noA bildhauer,
die jr kunst" inn den gemeinen nutz sAen&ten, des
1-62. Dw6& DüBgjj/Rc% g^j/Rt^B. 1. R?c%;j BBz
BOB ^oZ/BRoBj^B^B RBBp Fot. 1. 16 f. undt
gemocht /BR Pcf/Be/'jBBgJzRcAeB BB/ RBBpy. 20. Ptho-
gines Rj/ pBfBBRf BOB ^oZ/B/ZoB/BB^B^eB RBBp Coliatutn
jo z/BBB, tZBß CoHa Z/B^j eBgc BB/c/ Pc/ ZRZ^ j?RB BBp BOB a
BBj Rrn Z<Zj BB <ZeB RBB^Z w/fp ZB tum.
24. einl cZc/ ZRZc.
jeh mich verwunder, so will iA mein füernemmen
folzihen, ob iA mit diesem vrsach möAt sein, dos
die hoAberümbten dieser kunst jm WelsAlant, die
zu vnßern Zeiten vber alle weit sind, auA etwas 33
von jrem überAus heraus geben/" damit solAe
kunst zu diesen Zeiten ein wenig inn der federn
belibe. Dann so itz etliA bildstürmer^ solche
künst undt gaben gottes ferdilgen wollen/^ wolte
iA, daß alle künstner ein itlicher etwas, so uiel jm 40
mügliA, besAribd" Dann wir wisßen, wie sAwer-
liA diese kunst zu lehrnen ist. Es ist auch kein ab-
götterey jnn dieser kunst, man wöll dann mutwillen
mit geprauchen. Ich glaub auA, dos nymand [3 /
so unsinig sey, der holtz, stein, metall oder färben 43
anpette. DoA werden miA die reAten meister jnn
diesem fürnemen, hoAe iA, fertedingen. Der pret-
ten*' noAred aAt iA nit. Ich will auA nymand
nöten, dos oder anders dergleiAen zu lernen. Wer
diese mein vnderweisung nit haben will, der laß 30
dos unbesehen.
Vndt also, gönstiger her, schreib iA dis püAlein an
euer hersAofA, schütz durA euch zu haben. Dann
ich vnderste*" solAs nit van aufplasens"' wegen.
IA will es auA für nymantz dann vnsere jungen 3,
im DeützsAlant gemaAt haben, den noA solch
ding unbekant ist. ForsiA miA, sie werden dos mit
guetem gemüet fan mir annemen, fleisig besehen
undt ein peßers daraus finden. Das ferleih inn
gott 60
Wil mich himit euer herschofA als meinem ge-
piettetten herren befohlen haben.
44. DBfBB/ff BOB ^<RA#;'oB/'wnPcB RdBp CoUatum jo z/OBr,
pBß CoHa Z/B^J HBg^ RB?Pf ZRZ^ J^F^^ BB^Z BOB a BBJ RB
<ZBfC%g^eBiZ BBjZi B^cZ'/J ZB tum. 31. Ref%/J
B/B RBBpi? BOB fZc/ ^oZZBRoB/efg'B^B RBBtZ Foh 2. 62. DBf-
BB/6V BOB Per ZoZZB/ZoB/C/BB^ZcB RBB<Z CoUatum JO ZiBB/, ^BjS
CoUa Z/B<§j eBg^ BB^r Pe/ ZRZ? j/^^ BB^Z BOB a BBj e/B 3/RcZ;
^Zj BB fZ^B RBB<Z ggfB'Z'/'Z wRP ZB tum.
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S. 124.
Nr. 68a
DÜRER AN WILLIBALD PIRCKLIEIMER
Nürnberg, Ende 1527 oder Anfang 1528.
Widmung der Proportionslehre.
Österreichische Nationalbibliothek Wien Cod. 12643 (Cod. Supl. 38p), fol. 2''—3-'. Ende des
16. oder Anfang des 17. Jh.
Dr%&.' H. Rupprich, Dürers Stellung zu den agnoetischen und kunstfeindliAen Strömungen seiner Zeit,
Sitzungsberichte der BayerisAen Akademie der Wissens Aaften, Phil-hist. Kl. 1939, HeA 1.
Dem ernberden hochaAtparn herren herr Willi-
walden Pirkaimer, KaiserliAer Maiestat rot vnd
diener vnd hie zu Nürnberg consull, entpeüt jeh
AlbreAt Dürer, burger doselbst, mein gantz willig
; vnd geAissen dienst etc.
Gönstiger herr! IA pin jnngedenck, wie jr zu dem
mererem mall, vnd das auß sunderlichem natür-
lichem verstand, vnßrer teützschen maler undt
Schnitzer unglidmeßig bildwerck/ so wir unwißent
:o machen, bered hand, und des mißfallen getragen.
Aber euer herlikeit soll darob, so siA ein plinder
stest, nit verwunderen, dan es ist einem itliAen
unmügliA etwas inn sein reAte mas zu pringen,
der nit weis, was die mas oder mesßen ist. So iA
13 miA aber bisher ein zeitlang ein solAer mas be-
daAt vndt mit Aeiß ein wenig etwos dorin ge-
mocht, will jA das, so verr gott genad gibt, hie
antzeigen. Solches von etlich vrsaA wegen.
ErstliA daß wir des Apelles püAcr,- auA des
so Phidias/ P[ro]thogines^ undt der andern nit ha-
ben, die an zweifell köstlich [2^] ding hand ge-
sAriben. So dieselben noch ferhanden weren, wolt
iA lieber daraus lernen, dann etwos von solAem
sAreiben.s Undt wiewol Vitrufius gar ein wenig
23 von menschlicher mos anzeigt, das auch wohl an-
zunehmen ist,6 aber kürtze halben sich nit ein
jtlicher, der anfeAt zu lernen, daraus behelAen
mag,7 dann er füert solAe mas nit weiter dann
souiel ihm zu seinem bauwerg dint." Undt so iA
30 sunst nymand hör, weder maler noA bildhauer,
die jr kunst" inn den gemeinen nutz sAen&ten, des
1-62. Dw6& DüBgjj/Rc% g^j/Rt^B. 1. R?c%;j BBz
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jeh mich verwunder, so will iA mein füernemmen
folzihen, ob iA mit diesem vrsach möAt sein, dos
die hoAberümbten dieser kunst jm WelsAlant, die
zu vnßern Zeiten vber alle weit sind, auA etwas 33
von jrem überAus heraus geben/" damit solAe
kunst zu diesen Zeiten ein wenig inn der federn
belibe. Dann so itz etliA bildstürmer^ solche
künst undt gaben gottes ferdilgen wollen/^ wolte
iA, daß alle künstner ein itlicher etwas, so uiel jm 40
mügliA, besAribd" Dann wir wisßen, wie sAwer-
liA diese kunst zu lehrnen ist. Es ist auch kein ab-
götterey jnn dieser kunst, man wöll dann mutwillen
mit geprauchen. Ich glaub auA, dos nymand [3 /
so unsinig sey, der holtz, stein, metall oder färben 43
anpette. DoA werden miA die reAten meister jnn
diesem fürnemen, hoAe iA, fertedingen. Der pret-
ten*' noAred aAt iA nit. Ich will auA nymand
nöten, dos oder anders dergleiAen zu lernen. Wer
diese mein vnderweisung nit haben will, der laß 30
dos unbesehen.
Vndt also, gönstiger her, schreib iA dis püAlein an
euer hersAofA, schütz durA euch zu haben. Dann
ich vnderste*" solAs nit van aufplasens"' wegen.
IA will es auA für nymantz dann vnsere jungen 3,
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guetem gemüet fan mir annemen, fleisig besehen
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piettetten herren befohlen haben.
44. DBfBB/ff BOB ^<RA#;'oB/'wnPcB RdBp CoUatum jo z/OBr,
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B/B RBBpi? BOB fZc/ ^oZZBRoB/efg'B^B RBBtZ Foh 2. 62. DBf-
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