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Ruska, Julius
Tabula Smaragdina: ein Beitrag zur Geschichte der hermetischen Literatur — Heidelberg: Winter, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.51294#0190
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Julius Ruska

seit ihrer Eroberung durch die Muslime gibt W. Barthold, Enz. d. Islam I,
S. 809—816; ihre ältere Geschichte ist in Dunkel gehüllt. Haben wir ein
Recht, geistige Regsamkeit und wissenschaftliches Leben in den Jahr-
hunderten vor dem Islam zu leugnen oder zu bezweifeln, nur weil
noch keine Reste einer entsprechenden Literatur entdeckt, keine Aus-
grabungen durchgeführt worden sind? Oder ist nicht das, was ein Gäbir,
ein Muhammad b. Müsä und andere mitbrachten und der arabischen
Literatur schenkten, recht eigentlich der Schlußstein der alten Ent-
wicklung?
Ich bin, ohne es vorausgesehen zu haben, auf meinen Wegen und
mit meinen Beobachtungen zu einem ähnlichen Bilde der Dinge gekommen,
wie es 0. Spengler in seinen „Problemen der arabischen Kultur“ mit viel
umfassenderen Mitteln entworfen hat. Ich wiederhole nicht meine Kritik
an dem Wort „arabisch“, da Spengler für die Sache doch auch das
wundervolle Wort der magischen Kultur geprägt hat. Ich betone um
so mehr die Kritik Spenglers an der modernen Fachwissenschaft. Es ist
keine Frage, daß die Trennung der Arbeitsgebiete nach Sprachen und
nach Fächern es verhindert hat, die großen gemeinsamen Probleme der
„arabischen“ Welt zu sehen. Es ist ganz richtig, daß — von wenigen
Ausnahmen abgesehen — der Horizont der klassischen Philologen an der
antiken Sprachgrenze im Osten endete, und daß die tiefe Einheit der
Entwicklung diesseits und jenseits der seelisch gar nicht vorhandenen
Schranke nicht bemerkt wurde. Und es ist wiederum richtig, daß es hier
eine geschlossene Gruppe magischer Nationalliteraturen von einheitlichem
Geist gab. Mit der Gesamtheit der Probleme habe ich es nicht zu tun;
für die Hauptrichtungen der arabischen Wissenschaft glaube
ich die Zusammenhänge mit den älteren Phasen erwiesen zu
haben. Ich suche aber für die Jahrhunderte vor der Abbasidenzeit die
Hauptsitze der magischen Scholastik und Mystik, der Astronomie, Chemie
und Medizin nicht im aramäischen Gebiet, wo sie vor dem Siege des
Christentums geblüht haben, sondern, um es noch einmal zu betonen,
in den Großstädten im Norden und Osten des Sasanidenreichs.
 
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