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Sandrart, Joachim von
L' Academia Todesca della architectura, scultura & pittura oder Teutsche Academie der edlen Bau-, Bild- und Mahlerey-Künste (Bd. [1], 1,3): ...Ersten Theils Drittes Buch, Von der Pittura oder Mahlerey-Kunst — Nürnberg, 1675

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https://doi.org/10.11588/diglit.1281#0009
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* Theils IM Buch. Von der Erfindung und Zeichnung. Capitel. 61
4 nnakend oder bekleidet: weil dieſe Stucke / indem dem oben einfallendem erſt beſagten Liecht entſtan-

05 f Anl M ſie unheweglich und ohne Leben faͤſt ſtehen / dem den / nach des Liechts habender quantitet / den
4 |Scholarn die Lernung leichter machen / welches er Schatten in etwas zurücke beleuchten Hierbey iſt
Xhun bey den lebendigen Bildern / die ſich immer bewe: nun zu beobachten / daß alle reflexionen ganz con-

wde⸗ Alhul gen / und verkehren / nicht zu hoffen hat, trari gegen das erſte Liecht zurücke gehen oder

2 hitinn; Wann man nun / in ſolchem nachzeichnen / durch leuchten Wann mun dieſe allgemeine Regel in ge-

Ml * vieſe Ubung / eine gute practic uiid Gewoͤnheit / rechter Maß obfervirt wird / wie in allem billich

221 OD Aln

' auch ſichere Haͤnde / erwoͤrben / mag man zur Ab⸗ ſeyn ſoll / ſo erfolget dardurch die wahre Erhebung /
bildet den Conte — (ermach u zeichnung der lebendigen Dinge ſchreiten / und rundirung und Bertieffung / allerdings nach art
N 3155? , Dariun mit aͤnſigem Fleiß und Aufſicht ſich ſo lang und kigenſchaft deren Coͤrper / als obes an ihm felbft
Ocm md Glr — \gen Dinge UEn / bis maneine nach den Regeln wolgegruͤndete erhoben oder rund waͤre: da hingegen / wo ſolches
s ſolhuliji! ſfa ſichere NatürlichFeit eriverbe. Hierzu ift allerdings nicht regulier in acht genommen wird/ alles platt
er die Schle un _ nöfig/ die Sefuchung der Academien /daman/ in und niederträchtig bleibet/ wordurch des Werkmei-

nTfellilil |worsu die Geſellſchaft anderer / von einem wolgeſtellten ſters Schwachheit ſich mehr als zuviel offenbaret.
— gubject, und lebendigen Modell, unterſchiedliche Die Zeichnung ſoll und mus mit ſonderbarerrr
—1 Stellungen abſihet Lund iſt dieſes der allerbäfte Vernunft / rarer nrention, abtheilung und ſtel⸗ * *
244 Weg / zur Wiſſenſchaft der aͤuſerlichen Anato- lung / as an welcher allermeift gelegen / gemacht —
Folglich gl dnl mie, Maß und proportion des Menſchen gruͤnd⸗ ſeyn + damit alle Theile / zu vergnuͤgung — /
—0 ] lich zu gelangen. Solche Dinge / die der Natur vernuͤnftigen Augesſwol ubereinſtinſmen / und — —
44 zum aͤhnlichhen / Fönnen dem durch langen Fleiß ab⸗ hier alles / dort wenig oder gar nichts / ohne — —
44 gematteten Kuͤnſtler / ſeine Muͤhlbaltuͤng / mit Eh- theiloder Verſtand/ herfuͤr komme. Solcheſchöne
j ve und Sefvinn wieder vergelten / als wordurch Ordnung oder haͤßliche Unordnung / entſpringet
eich n Hand und Verſtand zu einer fonderbaren Sratia, von wol⸗ oder uͤbel gefaſſter Zeichen Kunſt / ent-
/ Lebhaftigkeit und Leichte angewoͤhnet wird. Man weder nach denen gehabten Modellen / oder nach
* 4 ‚ |glaube ſicherlich / daß dieſe practic, welche man den vorgenommenen lebendigen Bildnuſen: und
ıngen di * durch viel Jahre mit ſonderharem Fleiß erworben / Lan die Zeichen Kunſt keinen guten Anfang haben / Bon vo /
⏑ fep das foahre Siecht zurZeichnung/unddas Mittel wann fich der Scholar nicht eifrig befliffen / natür- e
it veiff und 3El ' eines Künftlers/fich berühmt uñ anfehnlich zu machẽ. liche und lebhafte Dinge abzuzeichnen / und nach Dren Un
eumu;tbummlt&ms{v ; Wann der Mahler ſein Stuck / mit geſunder gut gemahlten Stucken von delobten Meiſtern / ſruns
der n 4 r Verunſt. in der Mitte hell / und an den aͤuferſten oder nach antichen Statuen und erhobnen Bil⸗ebme.
ol 75 Ie mit guter Z Deilen/ auch im Srund/dunkelmachet / gibtes eiz dern / wie fchon oft gefagt iworden/ zu formiren,
eyeQ/bl€1I[lCÜ/ 4 , Oidmungzu He gebrochene / nicht zuviel liechte /noch zuviel Wann der Maͤhler eine gute Erfahrung und
. Soeitdeveh U 44 dunkele / Mmittelmäßige Flaͤche / dadurch die gezo⸗ practica erlanget / und ſeine Hand etivas ding-
ſial mälde u |gete Striche ſchoͤn / rund und erhaben erſcheinen. faͤrtig und geſchickt gemacht / alsbann foller dieſel-
N ⏑ mundiven, Es iſt zwar pahr / daß dieſe drey Felder nicht genug he an natuͤrliche Dinge legen / und ſich aufs hoͤchſte
‚dells von S6l ſeyen / alle kleinſte und geringſte Dinge herfür zů befleißen / damit obigs jedes zum genaueften beob-
aemmegeuu@W } bringen: darum dann notwendig iſt / daß man alle achtet werde / und alles mit der Natur voͤllig ein-

' diefe Theile / nämlich das zuviel dunkle / und das ſtimme. Dann die Natuͤrlichkeit / macht den Kuͤnſt⸗ Die Na-
ienet de 7 zuviel liechte Feld / jedes wiederinzwey Theite ab. ier groß / excellent, ruhmreich und gepriefen. &$ A
dildhaner 4 4 ſondere / und alſo aus dem zuviel liechten ein neues iſt nicht faſt muͤhſam / nur eine ſchoͤne Adelich · herr⸗ 2
8 \ m_‚mber—lregbteä/at{ä dem fehr-dunklen aber ein toe⸗ liche Bildnis entwerfen. Aber einen wilden ab-voskomen.
inen Zhell aßäfl%* mger—bgmg[es herfuͤr komme. Wann man nun alſo / ſcheulichen und furchtſamen Faunum und Saty-
en fol /egmaglfläi / durch die Farbe / dem mittlern und auferften Ort rum, oder anders dergleichen plumpes / alſo natuͤr⸗
oroder 6 2 feine Gebuͤhr des Liechtẽ und der Helle / dem lich nachmahlen / daß man leben und mahlen nicht
f./ diene — aber die Dunkle zueignet : ‚Wwird man/durch wol unterſcheiden kan / das macht lobwuͤrbig / und
4 4 VBWereinigung und Bettfpielung dieſer drey Felder zeuget von der Vollkommenheit. Alſo iſt nundie
%5 eineh umrlßa"'op“ . öufvege ßt:tngetg/ daß die Zeichnung rund und erhebt/ Kunft zu zeichnen / die man auf ſolche Weife durch
* 44 . jamd 3fnar anfänglich Bell / atsdann nach und nach vieHährige Ubung erlanget / der unfehlbare Weg/ {
144 dunkler erſcheine / alfo daß wir nach und nach große progrefsen in dieſer Kunſt zů machen.
8 4 das pur ſchſvarze — werden. Nach die⸗ Es iſt uͤber alles am baͤſten und nuslichſten / Dieſe mue
/ 4 sg / | . fem mifchet man die Zarben/ welche/ twann man mir wannman an — als Weibs-| — ⏑ —
he lu Oel oder mit Öummi und anderm Walfer ä perfonen / auch Kindern / im zeichnen / wie vorge-
en 4 Tempera oder in freſco mahlen fwill/ an ihrebes meldt/fich geübt und erfahren machet/und f olche ihm
ebli —4 ſondere Orte muͤßen angelegt werden: und ſolche feſt in das Gedaͤchtnis drucket / auch die Mufcu-|
nnn 6 runden den Carton oder eine andere Zeichnung / len / Adern und Rippen / den Ruck rad / die Fuͤße /
veiß 4 ſi ſo zu dieſem Werk bereitet worden. Arme und Knieſcheiben wol in acht nimmet : da ;
fff * 4 Die reflexion oder der Viderſchein / welcher mit er ſolche / auch ohne Idea und Exemplar / na-
jener ia — 1048 öfvente Liecht iſt / hat dieſe Art und Eigenſchaft. tuͤrlich zu geſtaltẽn wilfe. Hierzu wird auch ver-
ale P 4 4 Gleichtyie das erſte Liecht von oben ab/ auf das huͤlflich ſeyn / daß man ausgearbeitete zerlegte oder
jſbol an 44 Fen. Wild / Figur / oder einen andern Coͤxper / nieder⸗ anatomirte Leiber ſehe oder geſehen habe? um zulauch aus a-
deßer 44 warts ſcheinet/ und daſſelbe auf einer Seite beleuch⸗ wiſſen / wie ein jedes Bein zwiſchen Haut und Ner.mitti
4 5 tet/ wordurch hingegen gemeidter Coͤrper auf der ven / Fleiſch und Mufculen /daran 4 nach- 8 ſiu.
2 6 andern Seite finfter beſchattet wird: alſo wird mals mit mehrer Sicherheit / ohne Fehler / folche
* 42 allernächfte Liecht aida / welches ingemein von — jenigen/fo foldhes
c AB 8 7
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