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https://doi.org/10.11588/diglit.66242#0005
VOLTAIRES LETZTER PARISER
AUFENTHALT
Als am Nachmittag des 10. Februar 1778 die Zollbeam-
ten an der Pariser Barriere eine von Dijon her ein-
fahrende Kutsche zu kontrollieren wünschten, antwortete
ihnen einer der Insassen: „Auf Ehre, meine Herren, ich
glaube nicht, daß es hier eine andere Konterbande gibt
als mich“.
Nach einer nahezu drei Dezennien währenden Abwe-
senheit, den eigenen Worten zufolge „übermannt von 84
Lebensjahren, 84 Krankheiten und 84 Geschäften“, kehrte
Voltaire in die Hauptstadt Frankreichs zurück. Friedrich
Melchior Grimm, jener gebürtige Regensburger, der in
Paris zum Freunde Diderots wurde und uns in seinen
periodischen Berichten für die „Literarische Korrespon-
denz“ eine unschätzbare Quelle zur Kenntnis der litera-
rischen und künstlerischen Ereignisse in der französischen
Hauptstadt während der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts hinterlassen hat, notierte dazu: „Die Erschei-
nung eines Gespenstes, eines Propheten oder Apostels
hätten nicht mehr Überraschung und tiefere Bewunde-
rung auslösen können als die Ankunft Voltaires.“ In der
Tat gestaltete sich dieser letzte, kaum vier Monate um-
spannende Aufenthalt des aus dem Exil Zurückgekehrten,
um wiederum Grimm zu zitieren, zu einer „de son vi-
vant“ (bereits zu seinen Lebzeiten) vollzogenen Apo-
theose. In dem Hotel des Marquis de La Villette an
der Ecke der Rue de Beaune und des Quai des Theatins,
des heutigen Quai Voltaire, empfing der periodisch von
Schwächeanfällen und Blutstürzen Heimgesuchte unter
den verzweifelten und resignierten Blicken seines Arztes
Tronchin einen nie abreißenden Strom von Besuchern, zu
denen ebenso Gluck wie Benjamin Franklin und die Du
Barry zählten. Die Akademie entsandte bereits am 12.
Februar eine Begrüßungsdeputation. Sie ist ihm, als er
Wochen später erstmals auf einer ihrer regelmäßigen Zu-
zusammenkünfte erschien, in feierlicher Form entgegen-
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AUFENTHALT
Als am Nachmittag des 10. Februar 1778 die Zollbeam-
ten an der Pariser Barriere eine von Dijon her ein-
fahrende Kutsche zu kontrollieren wünschten, antwortete
ihnen einer der Insassen: „Auf Ehre, meine Herren, ich
glaube nicht, daß es hier eine andere Konterbande gibt
als mich“.
Nach einer nahezu drei Dezennien währenden Abwe-
senheit, den eigenen Worten zufolge „übermannt von 84
Lebensjahren, 84 Krankheiten und 84 Geschäften“, kehrte
Voltaire in die Hauptstadt Frankreichs zurück. Friedrich
Melchior Grimm, jener gebürtige Regensburger, der in
Paris zum Freunde Diderots wurde und uns in seinen
periodischen Berichten für die „Literarische Korrespon-
denz“ eine unschätzbare Quelle zur Kenntnis der litera-
rischen und künstlerischen Ereignisse in der französischen
Hauptstadt während der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
hunderts hinterlassen hat, notierte dazu: „Die Erschei-
nung eines Gespenstes, eines Propheten oder Apostels
hätten nicht mehr Überraschung und tiefere Bewunde-
rung auslösen können als die Ankunft Voltaires.“ In der
Tat gestaltete sich dieser letzte, kaum vier Monate um-
spannende Aufenthalt des aus dem Exil Zurückgekehrten,
um wiederum Grimm zu zitieren, zu einer „de son vi-
vant“ (bereits zu seinen Lebzeiten) vollzogenen Apo-
theose. In dem Hotel des Marquis de La Villette an
der Ecke der Rue de Beaune und des Quai des Theatins,
des heutigen Quai Voltaire, empfing der periodisch von
Schwächeanfällen und Blutstürzen Heimgesuchte unter
den verzweifelten und resignierten Blicken seines Arztes
Tronchin einen nie abreißenden Strom von Besuchern, zu
denen ebenso Gluck wie Benjamin Franklin und die Du
Barry zählten. Die Akademie entsandte bereits am 12.
Februar eine Begrüßungsdeputation. Sie ist ihm, als er
Wochen später erstmals auf einer ihrer regelmäßigen Zu-
zusammenkünfte erschien, in feierlicher Form entgegen-
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