Sterblichkeitsbinde“ (ruban de l’immortalite) genannt
wird. Es ist die antike Herrscherbinde, welche er hier um
das Haupt des zeitgenössischen Philosophen legt. Acht
Jahre bevor seine Voltaire-Statue im Salon erschien, hatte
der Bildhauer 1773 auf zwei Medaillonporträts die Her-
zöge Friedrich III. und Ernst II. von Sachsen-Gotha im
Schmucke solcher antiker Herrscherbinden dargestellt.
Dort aber pries die Umschrift die so Bekrönten ausdrück-
lich als „DIVI“. Houdon hat also sehr genau gewußt,
was er meinte, wenn er bei der Binde seiner Voltaire-
Statue vom „ruban de l’immortalite“ sprach. Indem er
zum Mantel des Weisen das Zeichen der Divinisierung
fügte, hat er Voltaire weit höher noch erhoben als Pigalle
mit der Seneca-Allegorie, hat er den Genius des Königs
der Philosophen in das Gewand der Unsterblichkeit ge-
hüllt. Wie schrieb doch Grimm nach Voltaires Tode: „Die
letzten Strahlen dieser göttlichen Klarheit sind erloschen,
und die Nacht, welche diesem schönen Tage folgen wird,
mag vielleicht eine lange Folge von Jahrhunderten
dauern.“
HOUDONSBÜSTEN
„Non vultus, non color unus“ (Vergil)
Jean Huber, jener in der Nähe von Genf ansässige
Schweizer Maler, dessen Ruhm auf einer nahezu un-
begrenzten Zahl von ebenso treffenden wie komischen
Darstellungen Voltaires beruht — „er hat mich lächerlich
gemacht vom einen Ende Europas zum anderen“ schrieb
der so Konterfeite an Madame du Deffand —, dankte im
Oktober 1779 dem Bildhauer Houdon für die Übersen-
dung einer.Voltaire-Büste mit folgenden lobenden Wor-
ten: „Gewiß sind Ihre anderen Werke ebenso bewun-
dernswürdig, aber ich sehe nun einmal ganz einfach die-
ses als das größte an, nicht nur, weil ich hier die Schwie-
rigkeiten der Aufgabe selbst kenne, sondern auch weil an
diesem Gesicht mehr Dinge wiederzugeben sind als an
irgendeinem anderen.“
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wird. Es ist die antike Herrscherbinde, welche er hier um
das Haupt des zeitgenössischen Philosophen legt. Acht
Jahre bevor seine Voltaire-Statue im Salon erschien, hatte
der Bildhauer 1773 auf zwei Medaillonporträts die Her-
zöge Friedrich III. und Ernst II. von Sachsen-Gotha im
Schmucke solcher antiker Herrscherbinden dargestellt.
Dort aber pries die Umschrift die so Bekrönten ausdrück-
lich als „DIVI“. Houdon hat also sehr genau gewußt,
was er meinte, wenn er bei der Binde seiner Voltaire-
Statue vom „ruban de l’immortalite“ sprach. Indem er
zum Mantel des Weisen das Zeichen der Divinisierung
fügte, hat er Voltaire weit höher noch erhoben als Pigalle
mit der Seneca-Allegorie, hat er den Genius des Königs
der Philosophen in das Gewand der Unsterblichkeit ge-
hüllt. Wie schrieb doch Grimm nach Voltaires Tode: „Die
letzten Strahlen dieser göttlichen Klarheit sind erloschen,
und die Nacht, welche diesem schönen Tage folgen wird,
mag vielleicht eine lange Folge von Jahrhunderten
dauern.“
HOUDONSBÜSTEN
„Non vultus, non color unus“ (Vergil)
Jean Huber, jener in der Nähe von Genf ansässige
Schweizer Maler, dessen Ruhm auf einer nahezu un-
begrenzten Zahl von ebenso treffenden wie komischen
Darstellungen Voltaires beruht — „er hat mich lächerlich
gemacht vom einen Ende Europas zum anderen“ schrieb
der so Konterfeite an Madame du Deffand —, dankte im
Oktober 1779 dem Bildhauer Houdon für die Übersen-
dung einer.Voltaire-Büste mit folgenden lobenden Wor-
ten: „Gewiß sind Ihre anderen Werke ebenso bewun-
dernswürdig, aber ich sehe nun einmal ganz einfach die-
ses als das größte an, nicht nur, weil ich hier die Schwie-
rigkeiten der Aufgabe selbst kenne, sondern auch weil an
diesem Gesicht mehr Dinge wiederzugeben sind als an
irgendeinem anderen.“
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