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Sauerländer, Willibald; Houdon, Jean-Antoine; Houdon, Jean-Antoine [Ill.]
Jean-Antoine Houdon - Voltaire — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 89: Stuttgart: Philipp Reclam Jun, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.66242#0046
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sehen Kostüms, welche nur aus Rock und Weste besteht
— eine pointierte gläserne Zierlichkeit, welche zum Vor-
schein kommt (Abb. 11). Dann aber bedarf es nur eines
schwungvoll die Büste umschlingenden Mantels, um das
gleiche Bildnis zum Konterfei des galanten Grandsei-
gneurs hinaufzuschmeicheln (Abb. 13). Wird schließlich
antik drapiert, so zieht der tief herabhängende Zipfel
des Überwurfes das Haupt in die Länge und kehrt das
Kaustische des Witzes hervor, kann den Anschein erwek-
ken, als ob ein sardonisches Lachen in das bewegte Ge-
sicht geschrieben stünde (Abb. 12). So umschreibt und
umspiegelt der geniale Bildhauer sein vielgesichtiges
Thema, von dem Paul Valery gesagt hat, Voltaire sei
eine so grenzenlos bewegliche, so widerspruchsvolle Ge-
stalt gewesen, daß eigentlich nur die Musik und zwar die
allerlebhafteste Musik ihr zu folgen vermöchte.

BIOGRAPHISCHE ÜBERSICHT
1741 Jean-Antoine Houdon wird am 20. 3. in Versailles
als Sohn eines einfachen Bediensteten geboren.
1749 Der Vater wird Pedell der „Ecole Royale des ele-
ves proteges“, welche mit der Vorbereitung preis-
gekrönter junger Künstler auf ihre Stipendiatenzeit
an der „Academie de France“ in Rom beauftragt
war. Der Knabe Houdon hat so frühzeitig Zutritt
zu den Ateliers der an der Schule lehrenden Meister.
Er selbst schreibt später: „Ich bin sozusagen am
Fuße der Akademie geboren worden. Vom Alter
von neun Jahren an habe ich gebildhauert.“ Es
scheint, daß ihn sowohl Pigalle wie Lemoyne beein-
druckt haben. Als sein eigentlicher Lehrer hat aber
Michelange Slodtz zu gelten.
1761 Houdon gewinnt den „grand prix de sculpture“.
1764 Houdon erhält das Diplom der „Academie de
France“ in Rom. Er bleibt dort bis 1768. Neben dem
Studium der Antike betrieb er vor allem jenes der

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