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Schaefer, Karl
Die älteste Bauperiode des Münsters zu Freiburg im Breisgau — Freiburg, i. Br., 1894

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https://doi.org/10.11588/diglit.12661#0012
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— 8 —

eine 50 cm dicke Quaderschicht von hellrotem Sandstein legt sich
als Fortsetzung der anstossenden Chorwand vor die östliche Turm-
wand und enthält eine von spätgothischem verkreuztem Stabwerk
gebildete Thürumrahmung. Die inneren Partien der Wand und das
Obergeschoss, welches uliverkleidet nach dem Chorumgang hin sieht,
zeigen das graue Material und die Steinmetzzeichen des ältesten
romanischen Baus.8

Wenn die Durchgänge unter den Hahnentürmen ursprünglich
ins Freie führten, also ihre Portale hatten, war diese spätere Ver-
kleidung überflüssig, sie wurde dagegen notwendig, sobald hier ein
Stück des alten Baus abgebrochen werden musste. Wir werden dem-
nach annehmen, dass kleine, vermutlich halbrunde Apsiden, die eben
für einen Altartisch Raum genug boten, den Türmen östlich vorgelegt
waren, so dass die Kirche zu einer dreichörigen wurde.

Auch Adlek9 spricht von drei Chören, ohne jedoch anzugeben,
wo er sich dieselben denkt; an den Ostwänden der Querschifflügel,
da wo heute einerseits die Alexanderkapelle, anderseits die Sakristei
sich anschliessen, können jedenfalls keine Apsiden bestanden haben;
denn die Öffnung der beiden aus dem XV. Jahrhundert stamm enden
Thüren würde für Chornischen nicht Raum genug gegeben haben,
und das im Innern der Sakristei noch besonders intakt erhaltene
Mauerwerk zu beiden Seiten derselben zeigt keinerlei Abbruch-
spuren. 10

Nebenchöre im U n t er ge sch o ss.
Dass wir in den Erdgeschossen der Osttürme Nebenchöre oder,
wie Otte vielleicht schon erkannte11, Turmkapellen vor uns haben,
zeigt auch der bei der sonstigen Einfachheit des Baus auffallende
Reichtum an Zierformen: eine malerische Arkadenstellung, wie wir
sie zum Teil verbaut an den Innenwänden des Hauptchors fanden, und

8 Weder in den bisherigen Baubeschreibungen noch in dem sonst über-
sichtlichen Grundriss von Baek ist diese Thatsache beobachtet.

0 L. c. p. 459. Vgl. zum Folgenden den Schnitt durch Querschnitt und
Vierung bei Schreiber. Tafel 10.

Auch Baer, p. 8, hat Adler folgend drei Chöre angenommen; es scheint
aber nicht, dass einer von beiden die von uns festgestellte durchaus originelle
Anordnung der Nebenchöre dabei im Auge hatte. Am Oberrhein hat diese keine
Analogie; dagegen zeigt, offenbar nur zufällig, das Münster zu Biburg in der
Nähe von Regensburg dieselbe Anlage der Osttürme als Nebenchöre. Abb. bei
Otte. 451.

10 Solche Apsidenanlagen zeigen die Münster von Basel und Breisach;
Abbildung bei Rosenberg, der Hochaltar zu Alt-Breisach. Diss. 1877. Taf. 1.

11 Geschichte der romanischen Baukunst in Deutschland, p. 407.
 
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