Ägyptische Kunst.
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noch, eins der einfachsten dieser Gräber darstellt.
Wie die Gräber der Sp. oberirdisch aussehen, ist
kaum bekannt. Von denen der Vornehmen können
manche an Ausdehnung sich mit den Königsgräbern
messen (11, 7) und greifen im Äußeren die Risalite
der Fr. wieder auf (11, 6). Wie eine Sargkammer
frei in den tiefen, später wieder gefüllten Schacht
hineingestellt ist, lehrt 12, 1. Am Ende der ägyp-
tischen Geschichte steht die riesige wirkungsvolle
Grabanlage von Köm esch-schugäfa bei Alexandrien
mit ihrer Mischung von griechischen und ägyptischen
Gedanken. (Eine Nische daraus 22, 5.)
Die Profanarchitektur ist bei ihrem vergäng-
lichen Material und ihrer Vertilgung durch spätere
Bauten nur an wenigen Stellen auf uns gekommen.
Das aus dem MR. abgebildete Grundstück (12, 2)
entslammt einer geschlossenen Stadt, das aus dem
NR., 1(12,3) einer offenen Landstadt. In den Zentral-
räumen kann man die beiden Zimmer erkennen,
die auch beim Tempel (6,6) und dem Grabe (11,4)
wiederkehren. Alte Wandbilder geben uns von der
Anlage der Gärten (12, 7) Kunde, während andere
Bilder ebenso wie in den Gräbern niedergelegte kleine
Nachbildungen uns das Äußere der Häuser (12, 6)
und Wirtschaftsgebäude (12, 4. 5) kennen lehren.
Die Grenzen des Landes waren durch Festungen
gesiebert. 12,8 zeigt eines der Sperrforts am zweiten
Katarrakt. Man beachte die langen, dem Gelände
folgenden Zungenmauern und die Wassertreppe.
Ein Palasttor in Theben (12,9) ermöglicht uns eine
Anschauung der Festungsarchitektur im späteren NR.
Malerei und Relief. Ägyptische Malerei und
Reliefkunst folgen in der Projektion des Körper-
lichen auf die Fläche denselben Gesetjen, die im
Allgemeinen keine „Perspektive“ zulassen. Die
Malerei kennt keine Modulierung der Flächen durch
Schatten. Diese bringt erst das Relief, wenn beide
verbunden werden, hinein. Es gibt Malerei ohne
Relief, aber kein Relief ohne Malerei. Das ägyptische
Relief ist meist sehr flach. Mit einer nur ihnen eignen
Art, dem „versenkten“ Relief (14,8 u. ö.), das vom
Ende der 5. Dyn. für Darstellungen angewendet wird,
haben die Ägypter oft besondere Wirkungen erzielt.
Eins der frühesten Bilder der V., aus einem Grabe
in Köm el-ahmar (14,1), steht ganz auf dem Stand-
punkt der Werke heutiger primitiver Völker. Dagegen
zeigen die Reliefs auf Steingefäßen und Schiefer-
platten um den Beginn der Geschichte schon große
technische Gewandtheit, aber doch noch nicht den
eigentlichen „Ägyptischen“ Stil. Es sind meist Denk-
mäler, auf denen die Könige ihre Taten verherr-
licht haben (14,2 — 5) oder ihre Grabsteine (14,6).
Die eigentliche ägyptische Kunst ist durch bedeu-
tende Künstler etwa in der 2. Dyn. geschaffen
worden, und mit ihr, aus verschiedenen Vorstufen
(14,2. 3) heraus, der Darstellungstypus des Menschen,
der seinen adligsten Ausdruck in 15, 4 gefunden
haben dürfte. Neben ihm bildet sich mühsam (14,8;
15,1 u. ö.) die reine Profildarstellung (20, 7 u. ö.)
heraus. Die Opferkammern der Gräber des AR. sind
reich mit Reliefs geschmückt, in der ersten Zeit mit
einer strengen Sparsamkeit in Motiven und Figurenzahl
(15, 1. 5), dann in immer reicher, quellender Fülle, die
ihren Höhepunkt in der 5. Dyn. findet (14,7; 15,2.3.6).
Die Tempel aus der 4. Dyn. tragen noch keinen
Reliefschmuck. Dagegen sind die der 5. Dyn. mit
Darstellungen bedeckt. Diese enthalten meist schon
die später unendlich oft wiederholten Typen (17, 1).
Oft reproduzieren sie gewiß nur selbst wieder uralte
Vorlagen (16,1) stilistisch umgegossen. Viel aber wird
auch neu geschaffen sein, wie die erfindungsreichen
Kompositionen, in denen die Könige ihre Siege über
sprechend lebendig abgebildete Barbaren (16,3) oder
ihre Jagden schildern. In einer Kammer des Sonnen-
tempels von Abusir war in köstlichen Szenen, was auf
der Welt lebt und webt, nach Jahreszeiten festgehalten
(16,2). Es folgt eine Zeit des Niederganges, deren
Werke, selbst bei nicht geringer technischer Fertigkeit,
eine gewiße Hilflosigkeit merken laßen (17, 4). Bald
aber tritt die große Zeit des MR. an, die wieder
so glänzende Wanddekorationen wie 16, 4, so kraft-
volle Reliefs wie 17, 3 und so meisterhafte Inschrif-
ten wie 17, 5 zu leisten vermag. Neue Motive
dringen in die Darstellungen der Privatgräber ein,
z. B. die Fahrt des Toten nach dem Osirisgrabe in
Abydos (18, 1) und die Szenen, die nur durch die
faß: königliche Macht der Ortsfürsten zu erklären
sind, wie 18, 2. 3 und kriegerische Szenen. Wie
aus der alten Scheintür durch Ausdehnung des
Füllungsfeldes eine Form des späteren Grabsteins
(21,4) entlieht, darauf weist 17,2. Die gerundete
Form 22, 4 geht auf andere Quellen zurück (14, 6).
Nach der wüsten Zeit der Hyksosherrschaft schaffen
die Künstler der 18. Dyn. ihrer weltgeschichtlich
großen Zeit würdige Werke. Fülle der Motive,
Beherrschung der Maßen (19, 1. 7), lebhafter Sinn
und dabei doch gehaltene Kultur kennzeichnen ihre
Werke. (Hierzu auch 11,5.) Diese Zeit hat
auch das alte Schema des Menschen unter Wahrung
der äußeren Umriße umgedeutet zu einer Drei-
viertelansicht (19, 2. 3). Auf die friedlichen und
kriegerischen Beziehungen zum Auslande sallen
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noch, eins der einfachsten dieser Gräber darstellt.
Wie die Gräber der Sp. oberirdisch aussehen, ist
kaum bekannt. Von denen der Vornehmen können
manche an Ausdehnung sich mit den Königsgräbern
messen (11, 7) und greifen im Äußeren die Risalite
der Fr. wieder auf (11, 6). Wie eine Sargkammer
frei in den tiefen, später wieder gefüllten Schacht
hineingestellt ist, lehrt 12, 1. Am Ende der ägyp-
tischen Geschichte steht die riesige wirkungsvolle
Grabanlage von Köm esch-schugäfa bei Alexandrien
mit ihrer Mischung von griechischen und ägyptischen
Gedanken. (Eine Nische daraus 22, 5.)
Die Profanarchitektur ist bei ihrem vergäng-
lichen Material und ihrer Vertilgung durch spätere
Bauten nur an wenigen Stellen auf uns gekommen.
Das aus dem MR. abgebildete Grundstück (12, 2)
entslammt einer geschlossenen Stadt, das aus dem
NR., 1(12,3) einer offenen Landstadt. In den Zentral-
räumen kann man die beiden Zimmer erkennen,
die auch beim Tempel (6,6) und dem Grabe (11,4)
wiederkehren. Alte Wandbilder geben uns von der
Anlage der Gärten (12, 7) Kunde, während andere
Bilder ebenso wie in den Gräbern niedergelegte kleine
Nachbildungen uns das Äußere der Häuser (12, 6)
und Wirtschaftsgebäude (12, 4. 5) kennen lehren.
Die Grenzen des Landes waren durch Festungen
gesiebert. 12,8 zeigt eines der Sperrforts am zweiten
Katarrakt. Man beachte die langen, dem Gelände
folgenden Zungenmauern und die Wassertreppe.
Ein Palasttor in Theben (12,9) ermöglicht uns eine
Anschauung der Festungsarchitektur im späteren NR.
Malerei und Relief. Ägyptische Malerei und
Reliefkunst folgen in der Projektion des Körper-
lichen auf die Fläche denselben Gesetjen, die im
Allgemeinen keine „Perspektive“ zulassen. Die
Malerei kennt keine Modulierung der Flächen durch
Schatten. Diese bringt erst das Relief, wenn beide
verbunden werden, hinein. Es gibt Malerei ohne
Relief, aber kein Relief ohne Malerei. Das ägyptische
Relief ist meist sehr flach. Mit einer nur ihnen eignen
Art, dem „versenkten“ Relief (14,8 u. ö.), das vom
Ende der 5. Dyn. für Darstellungen angewendet wird,
haben die Ägypter oft besondere Wirkungen erzielt.
Eins der frühesten Bilder der V., aus einem Grabe
in Köm el-ahmar (14,1), steht ganz auf dem Stand-
punkt der Werke heutiger primitiver Völker. Dagegen
zeigen die Reliefs auf Steingefäßen und Schiefer-
platten um den Beginn der Geschichte schon große
technische Gewandtheit, aber doch noch nicht den
eigentlichen „Ägyptischen“ Stil. Es sind meist Denk-
mäler, auf denen die Könige ihre Taten verherr-
licht haben (14,2 — 5) oder ihre Grabsteine (14,6).
Die eigentliche ägyptische Kunst ist durch bedeu-
tende Künstler etwa in der 2. Dyn. geschaffen
worden, und mit ihr, aus verschiedenen Vorstufen
(14,2. 3) heraus, der Darstellungstypus des Menschen,
der seinen adligsten Ausdruck in 15, 4 gefunden
haben dürfte. Neben ihm bildet sich mühsam (14,8;
15,1 u. ö.) die reine Profildarstellung (20, 7 u. ö.)
heraus. Die Opferkammern der Gräber des AR. sind
reich mit Reliefs geschmückt, in der ersten Zeit mit
einer strengen Sparsamkeit in Motiven und Figurenzahl
(15, 1. 5), dann in immer reicher, quellender Fülle, die
ihren Höhepunkt in der 5. Dyn. findet (14,7; 15,2.3.6).
Die Tempel aus der 4. Dyn. tragen noch keinen
Reliefschmuck. Dagegen sind die der 5. Dyn. mit
Darstellungen bedeckt. Diese enthalten meist schon
die später unendlich oft wiederholten Typen (17, 1).
Oft reproduzieren sie gewiß nur selbst wieder uralte
Vorlagen (16,1) stilistisch umgegossen. Viel aber wird
auch neu geschaffen sein, wie die erfindungsreichen
Kompositionen, in denen die Könige ihre Siege über
sprechend lebendig abgebildete Barbaren (16,3) oder
ihre Jagden schildern. In einer Kammer des Sonnen-
tempels von Abusir war in köstlichen Szenen, was auf
der Welt lebt und webt, nach Jahreszeiten festgehalten
(16,2). Es folgt eine Zeit des Niederganges, deren
Werke, selbst bei nicht geringer technischer Fertigkeit,
eine gewiße Hilflosigkeit merken laßen (17, 4). Bald
aber tritt die große Zeit des MR. an, die wieder
so glänzende Wanddekorationen wie 16, 4, so kraft-
volle Reliefs wie 17, 3 und so meisterhafte Inschrif-
ten wie 17, 5 zu leisten vermag. Neue Motive
dringen in die Darstellungen der Privatgräber ein,
z. B. die Fahrt des Toten nach dem Osirisgrabe in
Abydos (18, 1) und die Szenen, die nur durch die
faß: königliche Macht der Ortsfürsten zu erklären
sind, wie 18, 2. 3 und kriegerische Szenen. Wie
aus der alten Scheintür durch Ausdehnung des
Füllungsfeldes eine Form des späteren Grabsteins
(21,4) entlieht, darauf weist 17,2. Die gerundete
Form 22, 4 geht auf andere Quellen zurück (14, 6).
Nach der wüsten Zeit der Hyksosherrschaft schaffen
die Künstler der 18. Dyn. ihrer weltgeschichtlich
großen Zeit würdige Werke. Fülle der Motive,
Beherrschung der Maßen (19, 1. 7), lebhafter Sinn
und dabei doch gehaltene Kultur kennzeichnen ihre
Werke. (Hierzu auch 11,5.) Diese Zeit hat
auch das alte Schema des Menschen unter Wahrung
der äußeren Umriße umgedeutet zu einer Drei-
viertelansicht (19, 2. 3). Auf die friedlichen und
kriegerischen Beziehungen zum Auslande sallen
1*