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Griechische und römische Baukunst
Der dorische Weiten (S. 125) hat den Marmor auch
in diesem beschränkten Umfang nicht aufgenommen,
und ist auch in der weiteren Folge dauernd beim
Kaikiteinbau geblieben, während im Mutterlande,
zuerit in Athen, das durch den Besitj der pente-
lischen Brüche begünstigt war, der vollitändige Mar-
morbau in den letzten Jahrzehnten vor den Perser-
kriegen (S. 128, 6) vereinzelt aufkommt, zur Herr-
schaft aber erit in der perikleischen Zeit mit dem
Neubau der Burg und außerhalb Athens erit mit
dem Beginne des 4. Jahrhunderts gelangt.
Gleichzeitig mit der Baukunil ist die griechische
Malerei und Skulptur aus neuen Anfängen zur Ent-
wicklung gelangt, und beide hat die Architektur in
ihren Dienil gezogen. Die durchweg angewandte
Polychromie gibt den griechischen Bauten das
charakterÜlische Gepräge. Anfangs bestimmte die
Terrakottaverkleidung mit der in der Keramik aus-
gebildeten Tönung in Schwarz, Gelblichweiß und
Braunrot den farbigen Eindruck (S. 122, 6 — 8). Mit
der Verwendung des Marmors trat eine neue in
Blau und Rot auf das glänzende Weiß des Marmors
selbfl: aufgesetjte und in dieser Zusammenstimmung
eine reinere und leuchtende Buntwirkung ergebende
Bemalung an die Stelle (S. 124). Sie ist in der
Regel, namentlich im dorischen Stil, der z. B. die
Säulenkapitelle unbemalt gelaßen hat, nur an den
oberen Teilen der Gebälke angewendet, auf die zu-
meist auch der entsprechend farbig gehaltene Skulp-
turschmuck beschränkt war. Für diesen boten die
Giebel und an den dorischen Bauten die Metopen
zwisdien den Triglyphen, an den ionischen die über
den Epißylen liegenden Friese Raum, die aber nicht,
wie das Triglyphon, ein stehender Bestandteil in
der Gliederung der ionischen Ordnung gewesen sind»
wie ihr nachweisliches Fehlen am Athenatempel zu
Priene (S. 140, 2) gezeigt hat (vgl. S. 126, 127). Die
Ausstattung mit Skulpturenschmuck ist besonders in
der älteren Zeit und im dorischen Stil beliebt, aber
seiten, wie am Parthenon, der das reichste Beispiel
seiner Anwendung bietet, auf alle dafür geeigneten
Teile der Gebäude ausgedehnt gewesen, in der helle-
nistischen Architektur tritt sie zurück und in der
der Kaiserzeit ist sie fast ganz abgekommen.
In allmählicher, an den zahlreich erhaltenen
Tempeln in ihrem stufenweisen Fortsehreiten ver-
folgbaren Entwicklung ist der dorische Stil von an-
fangs schwerer und wuchtiger zu der freien kraft-
vollen Formenbildung gelangt, wie sie schon die
Tempel von Aegina (S. 128) und Olympia (S. 132,1)
und in höchster Vollendung der Parthenon (S. 132, 4.5)
und das sog. Theseion in Athen (S. 134, 5 — 8) er-
reicht zeigen. Bestimmt bei den älteren, nament-
lich bei den sizilischen Tempeln überwiegend das
Gebälk, wie es mit seiner Masse auf den Säulen
lastet, die mit dem breitauseinandergetriebenen
Echinus der Kapitelle und der starken Entasis, der
Schwellung des Schaftes, wie von oben gedrückt er-
scheinen, den Eindruck, so scheint an den entwickel-
teren leichter gegliederten Bauten alles von unten
in die Höhe zu streben, in den Säulen mit den
straff ansteigenden Kapitellen die Funktion des
Tragens zu lebendigstem Ausdruck gebracht. Ein
neuer Rhythmus ist entstanden zugleich mit einer
feineren Ausbildung der Proportionen.
Für den ionischen Stil fehlt es an einer ähnlich
vollständigen, über die Entwicklung im Zusammen-
hange unterrichtenden Überlieferung. Vereinzelte
von Ioniern errichtete Bauten, wie einige Schatj-
häuser in Delphi (S. 127, 8 — 9) zeigen ihn früh über
sein eigentliches Verbreitungsgebiet hinaus auch
schon auf der griechischen Halbinsel vertreten. Leb-
haftere Aufnahme hat er im 5. Jahrhundert in Athen
gefunden, nach den Perser krieg en, als hier der Wie-
deraufbau der zerstörten Stadt und ihrer Heilig-
tümer eine ins Große gehende Bautätigkeit ins Leben
rief, die in der perikleischen Wiederherstellung der
Akropolis ihren Höhepunkt erreichte. Für die größe-
ren damals entstandenen Tempel (132, 4; 134, 5—8)
ist der in Athen von früher her heimische dorische
Stil beibehalten, aber der Hauptbau, der Parthenon
zeigt in der Anbringung des Frieses (S. 132, 5), und
in Einzelheiten der dekorativen Glieder ein Hinein-
ziehen ionischer Elemente und in den aus den Maß-
verhältnissen erschließbaren ionischen Säulen des
Weltraumes der Cella einen ersten Verbuch von
Verbindung des ionischen Innenbaues mit dem do-
rischen Außenbau, den der Baumeister des Parthe-
non, Iktinos, in dem Apollotempel von Phigalia
(S. 134, 1—4), wie Mnesikles in den Propylaeen
(S. 136, 4) und etwas später Skopas in dem Athena-
tempel von Tegea weitergeführt hat. Zugleich aber
sind kleinere Tempel wie der am Ilissbs (S. 135, 1)
und der der Athena Nike (S. 135, 2; 136, 1) und
bald danach auch ein größeres Heiligtum, das in
den Jahren 409/7 vollendete Erechtheion (135, 6;
137) ganz in ionischem Stile gebaut, der hier nun, zu
besonderer Zierlichkeit und Eleganz gebracht, in
der Gestaltung der Säulenbasis mit doppeltem Torus
und Hohlkehle dazwischen ein neues Motiv aufweist,
durch das die aus zwei Teilen, Untersatj und Fuß,
gebildete ionisch-kleinasiatische Basis zu einem ein-
Griechische und römische Baukunst
Der dorische Weiten (S. 125) hat den Marmor auch
in diesem beschränkten Umfang nicht aufgenommen,
und ist auch in der weiteren Folge dauernd beim
Kaikiteinbau geblieben, während im Mutterlande,
zuerit in Athen, das durch den Besitj der pente-
lischen Brüche begünstigt war, der vollitändige Mar-
morbau in den letzten Jahrzehnten vor den Perser-
kriegen (S. 128, 6) vereinzelt aufkommt, zur Herr-
schaft aber erit in der perikleischen Zeit mit dem
Neubau der Burg und außerhalb Athens erit mit
dem Beginne des 4. Jahrhunderts gelangt.
Gleichzeitig mit der Baukunil ist die griechische
Malerei und Skulptur aus neuen Anfängen zur Ent-
wicklung gelangt, und beide hat die Architektur in
ihren Dienil gezogen. Die durchweg angewandte
Polychromie gibt den griechischen Bauten das
charakterÜlische Gepräge. Anfangs bestimmte die
Terrakottaverkleidung mit der in der Keramik aus-
gebildeten Tönung in Schwarz, Gelblichweiß und
Braunrot den farbigen Eindruck (S. 122, 6 — 8). Mit
der Verwendung des Marmors trat eine neue in
Blau und Rot auf das glänzende Weiß des Marmors
selbfl: aufgesetjte und in dieser Zusammenstimmung
eine reinere und leuchtende Buntwirkung ergebende
Bemalung an die Stelle (S. 124). Sie ist in der
Regel, namentlich im dorischen Stil, der z. B. die
Säulenkapitelle unbemalt gelaßen hat, nur an den
oberen Teilen der Gebälke angewendet, auf die zu-
meist auch der entsprechend farbig gehaltene Skulp-
turschmuck beschränkt war. Für diesen boten die
Giebel und an den dorischen Bauten die Metopen
zwisdien den Triglyphen, an den ionischen die über
den Epißylen liegenden Friese Raum, die aber nicht,
wie das Triglyphon, ein stehender Bestandteil in
der Gliederung der ionischen Ordnung gewesen sind»
wie ihr nachweisliches Fehlen am Athenatempel zu
Priene (S. 140, 2) gezeigt hat (vgl. S. 126, 127). Die
Ausstattung mit Skulpturenschmuck ist besonders in
der älteren Zeit und im dorischen Stil beliebt, aber
seiten, wie am Parthenon, der das reichste Beispiel
seiner Anwendung bietet, auf alle dafür geeigneten
Teile der Gebäude ausgedehnt gewesen, in der helle-
nistischen Architektur tritt sie zurück und in der
der Kaiserzeit ist sie fast ganz abgekommen.
In allmählicher, an den zahlreich erhaltenen
Tempeln in ihrem stufenweisen Fortsehreiten ver-
folgbaren Entwicklung ist der dorische Stil von an-
fangs schwerer und wuchtiger zu der freien kraft-
vollen Formenbildung gelangt, wie sie schon die
Tempel von Aegina (S. 128) und Olympia (S. 132,1)
und in höchster Vollendung der Parthenon (S. 132, 4.5)
und das sog. Theseion in Athen (S. 134, 5 — 8) er-
reicht zeigen. Bestimmt bei den älteren, nament-
lich bei den sizilischen Tempeln überwiegend das
Gebälk, wie es mit seiner Masse auf den Säulen
lastet, die mit dem breitauseinandergetriebenen
Echinus der Kapitelle und der starken Entasis, der
Schwellung des Schaftes, wie von oben gedrückt er-
scheinen, den Eindruck, so scheint an den entwickel-
teren leichter gegliederten Bauten alles von unten
in die Höhe zu streben, in den Säulen mit den
straff ansteigenden Kapitellen die Funktion des
Tragens zu lebendigstem Ausdruck gebracht. Ein
neuer Rhythmus ist entstanden zugleich mit einer
feineren Ausbildung der Proportionen.
Für den ionischen Stil fehlt es an einer ähnlich
vollständigen, über die Entwicklung im Zusammen-
hange unterrichtenden Überlieferung. Vereinzelte
von Ioniern errichtete Bauten, wie einige Schatj-
häuser in Delphi (S. 127, 8 — 9) zeigen ihn früh über
sein eigentliches Verbreitungsgebiet hinaus auch
schon auf der griechischen Halbinsel vertreten. Leb-
haftere Aufnahme hat er im 5. Jahrhundert in Athen
gefunden, nach den Perser krieg en, als hier der Wie-
deraufbau der zerstörten Stadt und ihrer Heilig-
tümer eine ins Große gehende Bautätigkeit ins Leben
rief, die in der perikleischen Wiederherstellung der
Akropolis ihren Höhepunkt erreichte. Für die größe-
ren damals entstandenen Tempel (132, 4; 134, 5—8)
ist der in Athen von früher her heimische dorische
Stil beibehalten, aber der Hauptbau, der Parthenon
zeigt in der Anbringung des Frieses (S. 132, 5), und
in Einzelheiten der dekorativen Glieder ein Hinein-
ziehen ionischer Elemente und in den aus den Maß-
verhältnissen erschließbaren ionischen Säulen des
Weltraumes der Cella einen ersten Verbuch von
Verbindung des ionischen Innenbaues mit dem do-
rischen Außenbau, den der Baumeister des Parthe-
non, Iktinos, in dem Apollotempel von Phigalia
(S. 134, 1—4), wie Mnesikles in den Propylaeen
(S. 136, 4) und etwas später Skopas in dem Athena-
tempel von Tegea weitergeführt hat. Zugleich aber
sind kleinere Tempel wie der am Ilissbs (S. 135, 1)
und der der Athena Nike (S. 135, 2; 136, 1) und
bald danach auch ein größeres Heiligtum, das in
den Jahren 409/7 vollendete Erechtheion (135, 6;
137) ganz in ionischem Stile gebaut, der hier nun, zu
besonderer Zierlichkeit und Eleganz gebracht, in
der Gestaltung der Säulenbasis mit doppeltem Torus
und Hohlkehle dazwischen ein neues Motiv aufweist,
durch das die aus zwei Teilen, Untersatj und Fuß,
gebildete ionisch-kleinasiatische Basis zu einem ein-