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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Dürer, Albrecht [Mitarb.]; Altdorfer, Albrecht [Mitarb.]; Maximilian [Gefeierte Pers.]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0024
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20

I. Einführung

den für die Ehrenpforte nicht vermittelt57, doch
bietet allein die Fülle des im Zusammenhang dar-
gebotenen Materials manchen wichtigen Auf-
schluß. Der Katalog war für die nachfolgenden
Untersuchungen ein unentbehrliches Hilfsmittel.
Erst in jüngster Zeit wurde in einem Wolfenbüt-
teler Vortrag von 1997 auch der burgundische Kul-
turkreis für die formale Herleitung wesentlicher
Bestandteile der Ehrenpforte näher in Betracht
gezogen58; er folgte damit älteren Hinweisen bei
Hermann Bauer, der 1971 eine burgundische Her-
leitung der Ehrenpforte postulierte: »Natürlich ist
seine [des Triumphbogens, Anm. d. Verf.] Idee her-
zuleiten von den ephemeren Schaugerüsten der
,Entrees solenneles’ [sic!].«59 Auf eine nähere Aus-
führung dieses Gedankens hat Bauer auch später
verzichtet. Anzelewsky wies 1980 in seiner Dürer-
Monographie60 im Zusammenhang mit dem Tri-
umphzug neben dem antiken Vorbild gleichfalls
auf die Entrees hin, die Maximilian an der Seite Ma-
rias von Burgund erlebt hatte.61

Breiteste Aufmerksamkeit wurde schließlich
den burgundischen Herrschereinzügen und den
dabei errichteten Echafauds in der bislang jüng-
sten Veröffentlichung zur Ehrenpforte 1998 zuteil.
Der Aufsatz von Lüken62 entstand unabhängig
von dem genannten Vortrag63, kam jedoch deren
Publikation zuvor. Er verfolgt - wenn auch mit
anderen Voraussetzungen und Schlußfolgerun-
gen64 - einen ähnlichen Weg, wie kurz zuvor der
Vortrag und weist neben den formalen auch in-
haltliche Übereinstimmungen mit Entree und
Echafaud nach.
Schließlich macht eine Wiener kunsthistorische
Dissertation von 1996 den Versuch, unter allen an-
deren memorialen Unternehmungen auch die
Ehrenpforte als einen nahezu ausschließlich an-
tiquarisch inspirierte Nachvollzug des antiken
Herrscherideals darzustellen, was jedoch unter
dem Blickwinkel der nachstehenden Untersu-
chungen mit deutlicher Differenzierung zu be-
trachten ist65.

milian I., Kat.Ausst. Österreichische Nationalbibliothek,
Graphische Sammlung Albertina und Kunsthistorisches
Museum, Wien 1959; ferner Maximilian I., Kat.Ausst. Inns-
brucker Zeughaus, Innsbruck 1969.
57 »Mit den Darstellungen des Stammbaumes, der Heiligen
des Hauses Habsburg und der eigenen Taten kann man die
Ehrenpforte als eine Summe der publizistischen und pro-
pagandistischen Aspirationen des Kaisers bezeichnen. Die
ersten, heute verlorenen Entwürfe gehen auf Jörg Kölderer
zurück. Das Programm stammt von Johannes Stabius, dem
Hofhistoriographen Maximilians; die endgültige Gestalt ist
Albrecht Dürer zu verdanken (...). Auch wenn die Grund-
idee des römischen Triumphbogens erkennbar bleibt, geht
die Ehrenpforte in einer hybriden Weise - Papier ist gedul-
dig! - weit darüber hinaus, indem Auftraggeber und Künst-
ler die Idee einer Bilderwand, die an gotische Flügelaltäre
oder an Wappenwände (vgl. den InnsbruckerWappenturm)
denken läßt, in die Gestaltung miteinfließen ließen. Das
überreiche Ensemble stellt eine widersprüchliche Verbin-
dung von Monumentalität und Detailgenauigkeit dar.
Konnte je damit gerechnet werden, daß die einzelnen Sze-
nen bei einem Gesamtmaß von über drei Metern wirklich
genau gelesen werden konnten? Oder sollte der Reichtum
des Ganzen den Betrachter einfach überwältigen?« (Ebd.,
S. 332, E. Pokorny).
58 Verf., »Pour eternelle memoire ...«. Burgundische Wurzeln
der Ehrenpforte Maximilians, in: Müller, Jan-Dirk u. a.
[Hgg.], Maximilianische Hofkultur, Tübingen voraussicht-

lich 2001; der Text folgt einem Vortrag, der im Dezember
1997 im Rahmen einer Arbeitstagung zur maximilianischen
Literatur und Kunst in der Herzog August Bibliothek Wol-
fenbüttel gehalten wurde.
59 Bauer, Hermann, Die Bedeutung des gedruckten Bildes bei
Albrecht Dürer, in: Schade, Herbert [Hg.], Albrecht Dürer.
Kunst einer Zeitenwende, Regensburg 1971, S. 121.
60 Anzelewsky, Fedja, Dürer. Werk und Wirkung, Stuttgart
1980; S. 172.
61 Ein ähnlicher, gleichfalls jedoch nicht weiter verfolgter
Denkansatz bei Silver, Larry, Paper Pageants: The Triumph
of Emperor Maximilian I, in: Wisch, Barbara u. Susan Scott
Munshower (Hgg.), »All the world’s a stage ...«. Art and
Pageantry in the Renaissance and Baroque, 2 Bde., Pennsyl-
vania University Park 1990, Bd. 1, S. 300.
62 Lüken, Ehrenpforte, 1998, S. 449-490.
63 Da ein problemloses Zitieren daraus z. Z. noch nicht mög-
lich ist, wird auf die Ergebnisse Lükens zurückgegriffen.
64 Nicht alle abschließenden Betrachtungen Lükens halten
näherer Überprüfung stand. Sie lauten etwa: »Die Ehren-
pforte ist ein Dokument der persönlichen Kaiser- und
Reichsidee Maximilians« (a. a. O., S. 489). Abgesehen da-
von, daß der vorwiegend dynastische und panegyrische
Charakter des Riesenholzschnittes unberücksichtigt bleibt,
sind Wendungen wie »persönliche Kaiser- und Reichsidee«
problematisch: Maximilian selbst hat über eine solche
»Idee« nichts verlauten lassen, und außer der Bildnisreihe
von Maximilians Vorgängern auf dem Kaiserthron bietet die
 
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