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Schauerte, Thomas; Dürer, Albrecht; Altdorfer, Albrecht; Maximilian [Gefeierte Pers.]; Dürer, Albrecht [Mitarb.]; Altdorfer, Albrecht [Mitarb.]
Die Ehrenpforte für Kaiser Maximilian I.: Dürer und Altdorfer im Dienst des Herrschers — München, Berlin: Deutscher Kunstverlag, 2001

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https://doi.org/10.11588/diglit.62901#0023

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Forschungslage und Literaturüberblick

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verzichtet auf die Heranziehung einer oder meh-
rerer seiner Abhandlungen48. Dies betrifft für die
nachstehenden Untersuchungen naturgemäß in
besonderem Maße die Urkundenexegese, die
Giehlow dem Quellenmaterial zur Entstehung
der Ehrenpforte widmete49. Doch ist gerade diese
Arbeit des Gelehrten in mancher Hinsicht proble-
matisch. Zunächst betrifft dies einige formale Ge-
sichtspunkte, die in erheblichem Maße die Schuld
daran tragen dürften, daß es eine angemessene und
kritische Rezeption dieser Abhandlung bislang
nicht gegeben hat, sondern daß diese sich vielmehr
in mehr oder minder summarischen Zitaten er-
schöpfte.50 Sodann wird auch die Hauptthese
Giehlows einer genauen Überprüfung zu unter-
ziehen sein51, es habe seitens des Kaisers und sei-
nes Historiographen gelegentlich eine deckungs-
gleiche Verwendung der Begriffe »Ehrenpforte«
und »Triumphwagen« gegeben, womit sich
zwangsläufig die Zahl der auf die Ehrenpforte zu
beziehenden Aktenstücke erhöhe.
Dennoch ist seit 1903 keine vergleichbare Quel-
lenexegese mit Bezug auf die Ehrenpforte mehr
vorgenommen worden, und so stellte die Arbeit
Giehlows die einzige Grundlage für die Entste-
hungsgeschichte dar. Sie wurde erst 1959 durch ei-
nen Aufsatz Strieders ergänzt52, der gemeinsame

motivische Vorlagen für einzelne Szenen des Mi-
niaturentriumphes und der Ehrenpforte namhaft
macht53. Strieder ist jedoch einer derjenigen
Kunsthistoriker, die die heterogenen Bestandteile
der Ehrenpforte deutlich machen und daraus im
allgemeinen Konsequenzen für die Entstehungs-
geschichte andeuten, ohne dies jedoch im einzel-
nen weiter zu verfolgen: »Als Bauwerk entfernt
sich die Ehrenpforte so weit als möglich von dem
antiken Vorbild. Die starke Betonung der Senk-
rechten bleibt gotisch, wie auch der treppenartige
Abfall der Türme an die Stufengiebel gotischer
Häuser anklingt. In der Bildung der Kuppeln kön-
nen venezianische Eindrücke mitsprechen. Die al-
tertümlichen und heterogenen Elemente dürften
auf den Entwurf Kölderers zurückgehen (...). Sein
Entwurf für die Ehrenpforte hat Erweiterungen
erfahren, die auch das architektonische Bild der
Triumphpforte entscheidend verändert haben.«54
Das Wissen um Entstehung, Herleitung und In-
halt der Ehrenpforte fasst das einschlägige Kapitel
in dem äußerst gehaltvollen Katalog der Doppel-
ausstellung »Kunst um 1492. Hispania-Austria« in
Toledo und Innsbruck 199255 zusammen, dessen
österreichischer Teil in Wort und Bild den bislang
besten Überblick über die >Ars Maximilianea< bie-
tet56. Wesentlich neue Forschungsergebnisse wer-

konnte. Aus dem Nachlaß Giehlows wurde jedoch in einer
mustergültigen editorischen Leistung im Anhang des Auf-
satzes eine tabellarische Konkordanz der Hieroglyphen des
Misteriums (A 4) mit den Pirckheimerschen Übertragun-
gen zusammengestellt.
Auf der Abhandlung Giehlows fußt nach ausdrücklicher
pietätvoller Nennung des Autors Ludwig Volkmann auch
dessen Abhandlung »Bilderschriften der Renaissance«
(Leipzig 1923); sie ist >Den Manen Karl Giehlows* gewid-
met.
Giehlow, Karl, Urkundenexegese zur Ehrenpforte Maximi-
lians L, in: Beiträge zur Kunstgeschichte. Franz Wickhoff
gewidmet, Wien 1903, S. 91-110
Giehlows Thesen über die Entstehung der Ehrenpforte be-
ruhen auf Urkundenmaterial, das damals nur zu einem Teil
ediert war und von Giehlow auch nur teilweise im vollen
Originalwortlaut wiedergegeben wird. Da er zudem in der
Chronologie nicht linear verfährt, die Quellenbelege regel-
los mal nach Datum, mal nach Regesten-Nummer, dann je-
doch wieder nach Schlagworten zitiert, ist es stellenweise
kaum möglich, der komplizierten Argumentation zu fol-

gen. Man ließ seitdem die frühere Entstehungsgeschichte
stillschweigend auf sich beruhen.
51 Vgl. in Kap. III. >Der Abschluß der Arbeiten 1515 bis 1518*.
52 Strieder, Peter, Zur Entstehungsgeschichte von Dürers Eh-
renpforte für Kaiser Maximilian, in: Anzeiger des Germa-
nischen Nationalmuseums 1954-1959, S. 128-142.
53 Durch die Spätdatierung des Miniaturentriumphes nach
1512 durch Winzinger (Franz Winzinger, Die Miniaturen
zum Triumphzug Kaiser Maximilians L, [Faksimile] 2 Bde.
Graz 1972) sind Strieders Herleitungen wohl eher auf ein
gemeinsames Vorbild hin zu modifizieren.
54 Ebd., S. 139 f.
55 Hispania-Austria. Kunst um 1492. Die Katholischen Kö-
nige. Maximilian I. und die Anfänge der Casa de Austria in
Spanien, Kat.Ausst. Toledo/Innsbruck-Schloß Ambras
1992, Mailand 1992, Kat.-Nr. 145-148 (E. Pokorny), 149 (J.
Hörmann) und 150 (E. Pokorny); vgl. ferner Schütz, Karl,
Maximilian I. und die Kunst, ebd. S. 155-181.
56 Dies bedeutet keineswegs, daß frühere Gesamtdarstellun-
gen unergiebig wären: vgl. etwa Baldaß, Ludwig von, Der
Künstlerkreis Kaiser Maximilians, Wien 1923; ferner Maxi-
 
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