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Scheffer-Boichorst, Paul [Editor]
Annales Patherbrunnenses: eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts ; aus Bruchstücken wiederhergestellt — Innsbruck, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.22433#0073
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G3

theile die Quelle genannt, aber um die Uebersicht zu erleichtern und Irr-
thümor zu verhüten,1 daneben auch auf die andere, den ganzen Satz ent-
haltende Quelle verwiesen. Diese wird dann zu Ende des Satzes wiederholt.
Steht also nach einem Satzgliede s (H. S.)x, zu Ende des Satzes , (S.) *, so
weiss man, wie weit die Hildesheimer, wie weit die sächsischen Annalen den
Text enthalten.

Man sieht schon: der Anfangsbuchstabe bezeichnet die gemeinte
Quelle. C. ist die erste Bearbeitung der kölner Annalen; daneben darf die
zweite, ungleich ärmere Bearbeitung C.*, weil deren Verfasser aus gleicher
Quelle schöpfte, wie C, nicht unberücksichtigt bleiben. Dagegen wäre es
in gewissen Fällen gestattet, von den sächsischen und pöhlder Annalen ab-
zusehen : S. und P. gehen an mehr als einer Stelle erst durch die hildes-
heimer Annalen = H. auf die paderborner zurück. Weil aber das Ab-
hängigkeitsverhältniss nicht immer klar ist,2 dann auch weil es mir er-
wünscht schien, dass man den ganzen Apparat übersehe; so habe ich neben
H. immer auch auf S. und P. verwiesen. Für die Lücken von P. musste
die repgowsche Chronik eintreten = E. Es bleiben noch Y. und G., die
Siglen für die iburger Annalen und Gobelins Weltenlauf.3

Damit ist die Form im Allgemeinen bestimmt; aber wie werden wir
uns den Lesarten gegenüber verhalten? C. und S. sind als genaue Ab-
schreiber bekannt; aber auch sie stimmen nicht immer überein. C. sagt
nefarius homo, S. scelestus homo.4 Da bedarf es der Entscheidung. Philo-
logisches Geplänkel ist nicht mein Geschmack; ich habe mich frischweg für
C. entschieden. Auch meine ich in S. oft die Aendorung erweisen zu kön-
nen. Ganz olfenbar hat er. das Präsens vielfach in das Perfekt, natalem in
natale verwandelt. Wenn er molitus dampnatur sagt, 5 nicht molitur,
dampnatur, so scheint er kein Freund von jener raschen und — ich muss
hinzufügen — ursprünglicheren Art des Redens, die zweiVerba in gleicher
Form neben einander setzt. Aehnlich ist es mit dem relativen Anschluss:
ibi pflegt C. zu sagen, ubi liebt S.6

Viel weiter geht H. 7 Er bethätigt in seiner Verkürzung einen ge-
wissen Sinn für die Form. Geradezu hässlich ist folgender Satz von C.:
Imperator domnum apostolicum regiis muneribus donat et — ne
fastidium lectoribus generotur,— imperator a domno apostolico
etc. dimittitur. 8 Wenn dagegen H. sagt: imperator apostolicum regüs

1) Z. B. den, dass dor Satz, wie os wirklich vorkommen kann, einerseits
aus der Quelle A., anderseits aus der Quelle B. zusammengesetzt sei.

2) Das gilt namentlich da, wo die Vergleichung dor kölner Annalen fohlt.

8) Dazu kommen in den Anmerkungen, in welchen ich über die anderen, bis-
her nicht bestimmten Quellen der sächsischen und pöhlder Aunaleu handle, M. und
Ko., die luagdeburgor und rosenfelder Annalen.

i) Vgl. zu 1127.

5) Vgl. zu 112G.

6) Vgl. zu 1129. 1 182. 1138. 1134. Vgl. auch Seite G2 Anmerkg. 1.

7) Natürlich halte ich C. nicht für unfehlbar; C. kann durch die anderen
Quellen gleichsam überstimmt werden, ebensowohl wie es mit S. der Fall. Nur in
zweifelhaften Fällen glaube ich ihm den Vorzug geben zu dürfen.

8) Vgl. zu 1111.
 
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