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Scheffer-Boichorst, Paul [Hrsg.]
Annales Patherbrunnenses: eine verlorene Quellenschrift des zwölften Jahrhunderts ; aus Bruchstücken wiederhergestellt — Innsbruck, 1870

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https://doi.org/10.11588/diglit.22433#0083
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73

Im folgenden Jahre sehen wir ihn freilich auf der gegnerischen Seite; aber
seine ganze Thätigkcit beschränkt sich auf die Theilnahme an einer Friedens-
vermittlung. Als der Krieg wieder ausbricht, eilt Heinrich in die Heimat.
Danach wird man denn auch bcurtheilen müssen, wenn er im Jahre 1119,
dem Rufe des Legaten Kuno folgend, auf jener Sinodo zu Köln erscheint.
Reichs feindliche Unternehmungen lagen nicht in seiner Art. Doch war die
Zeit bedeutsam genug, dass man auch in Paderborn den Ereignissen mit
Spannung folgte. Man hielt sich ruhig, während ringsum Alles gährte.
Eine Lage, wie sie für die Geschichtschreibung' nicht günstiger zu denken
war. Man hörte, man sah; dio Anderen litten. Auch für diese kamen glück-
lichere Zeiten. Heinrich selbst erlebte noch die Anfänge Lothars III. Sein
Nachfolger Bernhard von Oesode verwaltete das Bisthum in gleichem Geiste.
Eine milde und gütige Natur, sorgte er mehr für seine Kirche, als ihn die
Geschäfte des Reiches anzogen. Doch ging er mit Lothar III. über die
Alpen; vom Papste hochgeehrt, kehrte er in sein Bisthum zurück. Seine
Regierung, deren Ruhe nur eine kurze Fehde gegen den wilden Grafen von
Arnsberg unterbrach, schien literarische Unternehmungen zu fördern.
Was der Geschichtschreibung an bewegenden Ereignissen der nächsten Um-
gebung fehlte, was sie im Vergleich mit der vorausgehenden Epoche ent-
behren musste, ersetzte das landsmannschaftliche Interesse für den Einen
Mann, der an der Spitze des Reiches stand.

Die Stellung Paderborns war die günstigste, seine Verbindungen
waren die besten. Kirchlich unter Mainz stehend, war es durch politische
Interessen mehr auf Köln hingewiesen. Zwischen beiden Erzbisthümern
musste sich seine Aufmerksamkeit theilen; von beiden war es boeinftusst,
empfing es seine Eindrücke. So stand es mit den kölner und mainzer
Suffraganen auf gleichem Standpunkte. Für jenen ,ersten aller Kanzler*,
den Erzbischof Adalbert, konnte man kein höheres Interesse haben, als für
den kaiserlichsten aller Kanzler, den Bischof Burchard von Münster. Der
Vertreter Roms und der sächsischen Fürsten schmachtot in der Gefangen-
schaft des Kaisers; Burchard vertritt mit Ruhe und Kühnheit altkaiserlichc
Anschauungen. Nicht minder gegen ihn, als den Kaiser selbst, richtet sich
der Sturm. Ein Hauptführer ist der Erzbischof von Köln. Man vorgegen-
wärtige sich diese Verhältnisse, lasse sie auf das zwischenliegende Pader-
born wirken!

Eigenthümlichere Verbindungen kamen hinzu. Von Halberstadt und
Hildesheim war Meinwerk ausgegangen. Darin lag der Anknüpfungspunkt;
zwischen Hildeshoim und Paderborn hat erwiesmer Massen ein Bruder-
schaftsverhältniss bestanden;1 ein Bund mit Halberstadt ist mir nicht un-

Auf die letzte Urkunde bezieh« ich mich im Texte. Daun erscheini Heinrich mir
noch einmal am kaiserlichen Hole: 112:5 Jlai 8. st. K. 8191.

11 S. die nomina aeedesiatam, q_uae nobis fratres et sorores in Christo, wie
solche der Hildesheimer Bisthuinschronik vorausgehen. M. G. Ss. 7,848. Vgl. auch
dio Todestage paderbornischer Geistlichen aus einem hildesheinüschen Nekrologium*
Zeitsdlr. f. vaterl. Gesch. 1847. S. 167. Ob auch eine Bruderschaft mit Bamberg be-
stand, kann icli nicht sagen. Wenn in dem Ȋltesten Todtenbuche des Hochstiftes
 
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