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schliesst Abt Hamako später einen Tausch vertrag; 1 von seinem Bruder
kauft er die Kirche zu Atlon.2 Wie mögen da die guten Mönche geforscht,
gehorcht haben, als die Ersten von Polcholds Truppen, der Schlacht und
Gefangenschaft entkommen, in der Heimat eintrafen; wie musste diese Ge-
fangenschaft, durch die man so nahe berührt wurde, das Interesse auch für
die bedingenden und folgenden Ereignisse wecken!
Ziehen wir die Summe! Die Zeit für die Geschichtschreibung war ge-
kommen ; nirgends war man der Aufgabe mehr gewachsen, als in Pader-
born; am Liebsten sähen wir sie von einem abdinghofer Mönche gelöst.
Unzweifelhaft ist denn auch das vorliegende Werk in Paderborn, im
Kloster Abdinghof entstanden. Zahlreiche Bezüge auf Paderborn, auf das
Kloster liefern den Beweis.3 Eicht so leicht entscheidet sich, wie und wann
das Work zu Stande gekommen.
Bis 1098 sind die hasungerAnnalen benutzt; aber schon zwei Jahre
früher gibt sich der Zeitgenosse zu erkennen. > Ein jammervoller Anblick, *
sagt er bei Gelegenheit des mainzer Judenmordes, ^ als nun auf Wagen die
Masse der Erschlagenen aus der Stadt geschafft wurden.(< Nur sieht man
doch, dass der Satz nicht gleichzeitig niedergeschrieben wurde. Erat tunc,
heisst in demselben Zusammenhange, episcopus civitatis Euothardus. Eothard
starb aber erst 1109. So werden wir, — womit die Benutzung der hasun-
ger Annalen stimmt, — auf eine spätere Zeit verwiesen. Doch möchte ich
nicht zu weit greifen. Denn etwa seit 1105 sind die reichen Angaben so
genau nach Inhalt, nach der Zeit so richtig geordnet, dass man mit Sicher-
heit behaupten kann: nicht bloss ein Zeitgenosse erzählt, sondern seine Er-
zählung, in welcher nun auch ebensosehr das Präsens vorherrscht, wie
früher das Perfektum, ist den Ereignissen ziemlich gleichzeitig. Man lese
die Schilderung der römischen Vorgänge von 1111. Diese Anschaulichkeit,
diese Fülle von Einzelheiten verräth den zeitgenössischen Erzähler. Mitten
in die Ereignisse, ohne dass doch ein Datum angegeben wurde, dennoch
ganz an rechter Stelle, ist der Tod der normannischen Pürsten eingeschoben.
Gerade die Stellung solcher Angaben ist bezeichnend: 1105 sagt der
Papst ein Konzil an; dann stirbt Markgraf Udo. Anderweitig wissen wir,
dass der Papst sein Kundschreiben am 31. März erliess,4 dass Udo am
2. Juni starb.5 Um noch das eine und andere Beispiel anzuführen: nicht
ohne Grund wird der Tod Gottschalks von Minden ans Ende des Jahres
1112 gesetzt, der Tod Udos von Hildesheim einem Ereignisse vom 22. Sep-
1) Cod. dipl. Westf. 2,13.
2) Dabei wird Folcholds in sehr auffallender Weise gedacht: obwohl er solbst
einen Erben hat, — vgl. Cod. dipl. Westf. 1. c. —■ obwohl also nicht sein Bruder
die etwa von Folchold ererbto Kirche verkauft, so wird doch der Verkäufer, ein
Graf Bernhard, als frater Volkoldi de Malesburgh bezeichnet. Cod. dipl. Westf. 1,151.
3) Vgl. Seite 28 — 31.
4) Jaffe Bibl. rer. Germ. 5,247.
5) Z. B. Annal. Saxo 744.
schliesst Abt Hamako später einen Tausch vertrag; 1 von seinem Bruder
kauft er die Kirche zu Atlon.2 Wie mögen da die guten Mönche geforscht,
gehorcht haben, als die Ersten von Polcholds Truppen, der Schlacht und
Gefangenschaft entkommen, in der Heimat eintrafen; wie musste diese Ge-
fangenschaft, durch die man so nahe berührt wurde, das Interesse auch für
die bedingenden und folgenden Ereignisse wecken!
Ziehen wir die Summe! Die Zeit für die Geschichtschreibung war ge-
kommen ; nirgends war man der Aufgabe mehr gewachsen, als in Pader-
born; am Liebsten sähen wir sie von einem abdinghofer Mönche gelöst.
Unzweifelhaft ist denn auch das vorliegende Werk in Paderborn, im
Kloster Abdinghof entstanden. Zahlreiche Bezüge auf Paderborn, auf das
Kloster liefern den Beweis.3 Eicht so leicht entscheidet sich, wie und wann
das Work zu Stande gekommen.
Bis 1098 sind die hasungerAnnalen benutzt; aber schon zwei Jahre
früher gibt sich der Zeitgenosse zu erkennen. > Ein jammervoller Anblick, *
sagt er bei Gelegenheit des mainzer Judenmordes, ^ als nun auf Wagen die
Masse der Erschlagenen aus der Stadt geschafft wurden.(< Nur sieht man
doch, dass der Satz nicht gleichzeitig niedergeschrieben wurde. Erat tunc,
heisst in demselben Zusammenhange, episcopus civitatis Euothardus. Eothard
starb aber erst 1109. So werden wir, — womit die Benutzung der hasun-
ger Annalen stimmt, — auf eine spätere Zeit verwiesen. Doch möchte ich
nicht zu weit greifen. Denn etwa seit 1105 sind die reichen Angaben so
genau nach Inhalt, nach der Zeit so richtig geordnet, dass man mit Sicher-
heit behaupten kann: nicht bloss ein Zeitgenosse erzählt, sondern seine Er-
zählung, in welcher nun auch ebensosehr das Präsens vorherrscht, wie
früher das Perfektum, ist den Ereignissen ziemlich gleichzeitig. Man lese
die Schilderung der römischen Vorgänge von 1111. Diese Anschaulichkeit,
diese Fülle von Einzelheiten verräth den zeitgenössischen Erzähler. Mitten
in die Ereignisse, ohne dass doch ein Datum angegeben wurde, dennoch
ganz an rechter Stelle, ist der Tod der normannischen Pürsten eingeschoben.
Gerade die Stellung solcher Angaben ist bezeichnend: 1105 sagt der
Papst ein Konzil an; dann stirbt Markgraf Udo. Anderweitig wissen wir,
dass der Papst sein Kundschreiben am 31. März erliess,4 dass Udo am
2. Juni starb.5 Um noch das eine und andere Beispiel anzuführen: nicht
ohne Grund wird der Tod Gottschalks von Minden ans Ende des Jahres
1112 gesetzt, der Tod Udos von Hildesheim einem Ereignisse vom 22. Sep-
1) Cod. dipl. Westf. 2,13.
2) Dabei wird Folcholds in sehr auffallender Weise gedacht: obwohl er solbst
einen Erben hat, — vgl. Cod. dipl. Westf. 1. c. —■ obwohl also nicht sein Bruder
die etwa von Folchold ererbto Kirche verkauft, so wird doch der Verkäufer, ein
Graf Bernhard, als frater Volkoldi de Malesburgh bezeichnet. Cod. dipl. Westf. 1,151.
3) Vgl. Seite 28 — 31.
4) Jaffe Bibl. rer. Germ. 5,247.
5) Z. B. Annal. Saxo 744.