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Scheftelowitz, Isidor
Das Schlingen- und Netzmotiv im Glauben und Brauch der Völker — Gießen, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.13441#0017
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Das Schlingen- und Netzmotiv im Glauben und Brauch der Völker 7

daß ein Strick, den man im Traume sieht, die Schlinge des
Todes andeutet, der man bald anheimfällt *. Sämtliche indische
Dämonen sind mit Verderben bringenden Schlingen und Netzen
ausgestattet. Sie heißen: „Die mit ehernen Netzen versehenen,
zauberkundigen Asuras, die gekrümmt mit ehernen Schlingen
umherwandeln"2. Besonders gefürchtet sind die Schlingen
des weiblichen Dämons des Verderbens, Nirrti. Man fleht sie
an, sie möge die Schlingen, mit denen sie den Menschen ge-
fesselt hat, wieder lösen 8; oder man wendet sich zu diesem
Zwecke an die Schutzgötter: „Ihr da möget uns von den
Schlingen der Nirrti und der großen Not befreien"4. Gewisse
Lieder haben die Zauberkraft, vor der verderblichen Schlinge
der Nirrti Schutz zu verleihen: „Wir befreien dich von den
Schlingen der Nirrti kraft eines göttlichen Wortes. Hebe dich
hinweg von hier; falle nicht, o Mann, abstreifend die Fessel
des Todes"r>. Nirrti will gegen den Hotar (Priester), wenn
er mit dem Opfer fertig ist, die Schlingen werfen, allein durch
das Eezitieren eines Liedes macht er sich von denselben
wieder frei °.

Um die Schlinge der Nirrti von sich abzustreifen, hält
man einen Strick aus Gras fest in der Hand7 und spricht
dabei: „Die Fessel, die dir die Göttin Nirrti um den Nacken
gebunden hat, die unauflöslich ist, diese binde ich dir los
zum Leben, zur Munterkeit und Kraft. Iß nun rührig Nahrung,
die dir keine Beschwerden verursacht. Verehrung sei dir,
sehr ungestüme Nirrti, löse die ehernen Fesseln" s. Der Mensch
wird dadurch krank, daß ihn irgendein Krankheitsdämon ge-
fesselt (baddhd) und festgeknebelt (suyata) hat9. In einer
Beschwörungsformel gegen die Krankheit baläsa heißt es:
„Ich zerschneide sein Band wie die Wurzel eines Kürbisses"10.
Den Krankheitsdämon Ksetriya bannt man, indem man spricht:
„Aufgegangen sind die beiden gesegneten Gestirne namens

1 Hodson Näga tribes of Manipw, London 1911, 131.

2 AV XIX 66: dyojälä äsura mäyino 'yasmdyaih päsair ankino ye
caranti; vgl. auch AV XVI 8; ferner druhah päsa KV VII 59, 8;
AV II 10, 6. 3 AV VI 84, 3; XIX 44, 4. ' 4 AV I 31, 2.

5 AV VIII 1, 3—4. 6 Ait. Brähm. 4, 10. 7 Kaus. 46, 19.

8 AV VI 63, 1—2. 9 AV VI 111, 1.

10 AV VI 14, 2: chinadmy asya bandhanam mülam urvärvä iva.
 
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