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I. Scheftelowitz

Tiosbinder3, sie mögen losbinden die unterste und höchste
Fessel des Ksetriya-Dämons"1. Wer von den Schlingen des
weiblichen Dämons Visvavärä gebunden ist, vermag sich durch
einen Spruch zu lösen: „Was von dir gebunden ist, o Visva-
värä, welche Schlinge und welcher Knoten gemacht ist, dieses
löse ich los mittels eines Wortes, wie Brhaspati den Bala los-
löste. Sie spannte aus, sie schnürte zusammen, sie machte
dir die Knoten fest; mit Indras Hilfe lösen wir auf die Knoten
wie ein kundiger Schlächter es tut"2. Man sucht sich durch
ein Amulett vor den vier Stricken der Grähi zu schützen8.

Dieselben Anschauungen finden sich in der altiranischen
Religion. Der altpersische Kriegsgott Vere^rayna fesselt die
Hände der feindlichen Krieger auf den Rücken 4. Der Todes-
dämon Astövi<5ötus bindet den sterbenden Menschen5. Gemäß
dem iranischen Epos hat Ähriman ein Netz. Während Tus
und Feribur die Burg des Dev Bahman angreifen, spannt der
mächtige Ähriman sein luftgleiches Netz aus6. Ebenso ist
der Gott des Schicksals mit Schlinge und Netz versehen. „Der
weltvernichtende Löwe und der Drachen können auch nicht
vom Netze des Schicksals frei werden" 7. „Derart ist die
Weise des erhabenen Schicksals: In seinen Händen ist das
Diadem und auch die Schlinge. Sobald einer fröhlich mit der
Krone sitzt, so rafft es (das Schicksal) ihn mit dem Werk-
zeuge seiner Schlinge vom Throne hinweg"s.

Bei den Griechen und Römern begegnen uns dieselben
Vorstellungen. Hephaistos hatte sich ein unsichtbares Netz
gefertigt, worin er seine treulose Gattin und ihren Geliebten
Ares fängt9. Der Mensch wird in das endlose Netz der Ate

1 AV II 8, 1; vgl. auch AV III 7, 4. 2 AV IX 3, 2-3.

3 AV XIX 45, 5: caturbhyo grähyä bandhebhyah paripätu asmän.

4 Yast 14, 63. 6 Vendidäd V 8 f.

6 Sähnämc hrsg. von Vullers II S. 758 V. 136: hawä däm-i ähriman-i
serkes est; vgl. ferner Sähnäme übers, von Schaek S. 424.

' Sähnäme 1 S. 97 V. 665 Vullers: hizber-i jahän-soz u-ber-i azdahä,
zi-däm-i qazä kam biyänd rehä.

8 Sähnäme I S. 512 V. 1324—25 Vullers:
cunm est kerdär-i cerz-i belend, bedesti hulä übedlgar kernend
cü sädan nisiyend kasl bä hulä be-/,nmi kernendes räbäyid zi-gäh.
0 Od. VIII 275ff.; Ovid Met. IV 176ff.
 
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