Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
§ 12. Ein weiterer Einwand gegen die Behandlung der Präpositionen in den Gram-
matiken betrifft die „zusammengesetzten" Präpositionen. Wir können an das Beispiel
mit dem „Schreiber" anknüpfen. Wie hieße das nicht mit m wiederzugebende „Der
Wurm ist in dem Schreiber"? Da man den Wurm nicht in dem Lebewesen Schrei-
ber sein lassen kann, mag man ihn einem Körperteil zuordnen, der ja gegen das
Kriterium unter 1. nicht verstößt; etwa: ddf.t m ht nt zh3 „Der Wurm ist im Körper des
Schreibers" °. Deutlich wird hier, daß m ht nt oder ähnliche Ausdrücke eine obligato-
rische Suppletivform für das lokale m sind. Obwohl nun die Grammatiken zusammen-
gesetzte Präposition kennen, u.a. solche mit m + Körperteil (nach EG § 178: m-cj;
m-bSh; m-h3t; m-s3), ist m-ht(-nt) nicht aufgenommen7; und dies trotz des koptischen
n h e t f < m-ht.f, das beweist, daß m-ht(-nt) im Laufe der Sprachentwicklung zu einer
Einheit zusammengezogen wurde (Daneben vor Nomen das völlig unanalysierbare hn-).
Warum ist m-ht(-nt) nicht als zusammengesetzte Präposition aufgenommen? Einfach des-
halb, weil es in europäischen Sprachen keine Präposition gibt, mit der man es übersetzen
könnte, nachdem „in" schon für das einfache m aufgebraucht ist. So setzt man neben m
„in, aus usw." ein m-cj „bei, von"; m-b3h „vor"; m-li3t „vor" und m-s3 „hinter" (es
schließt sich natürlich etwa an: m-hnw „innerhalb"). Nur m-ht(-nt) muß abseits bleiben,
weil es (als „zusammengesetzte" Präposition) nur wieder mit „in" übersetzt werden
könnte. Die zusammengesetzten Präpositionen sind also ohne Rücksicht auf die ägyp-
tischen Sprachverhältnisse angesetzt. Sicher werden bestimmte Präpositionalverbindun-
gen im Laufe der Zeit, wie das Koptische u.a. zeigt, zu in sich unanalysierbaren neuen
Präpositionen. Doch ist es gar nicht so einfach, eine zeitliche Grenzlinie zu ziehen. Unter
allen Umständen müßte man jedenfalls die Verwendungsweise und die Variantenver-
hältnisse mit anderen Präpositionen vor einer Entscheidung genauestens untersuchen.
Nur das hat allenfalls Anspruch, zeitweilig eine zusammengesetzte Präposition zu heißen,
was 1. sich zur unanalysierbaren Präposition entwickelt und/oder 2. in einem Varianten-
verhältnis zu einer einfachen Präposition steht; wobei allerdings bei 2. immer noch die
Frage offen bleibt, ob die „Grundbedeutung" des nach der Präposition stehenden No-
mens wirklich beiseite gedrängt worden und verblaßt ist.

§ 13. Will man das in § 10 gesuchte „Er ist die Götter" wiedergeben, so muß man einen
Weg eingschlagen, der im Prinzip mit dem in § 12 geschilderten Verfahren überein-
stimmt 8. Man könnte etwa sagen: jw.f m qj ntr.w, wörtl: „Er ist in der Gestalt der Göt-
ter". Man umgeht so die Schwierigkeit, die in diesem Fall die numerische Divergenz bei
m gebracht hätte, m qj entwickelt sich im Koptischen zur unanalysierbaren Konjunktion
S. n k' i, B. n c e (E. Edel). Die Folgerungen für den Ansatz einer „zusammengesetzten"
Präposition m-qj sind ähnlich wie bei m-ht(-nt) in § 12.

6 Vgl. etwa: mr.wt.j m ht nt smr.w Qi „Die Liebe zu mir war in den „Freunden" des Pa-
lastes" Mentuhotep, 3.

7 Daß nach ht im Gegensatz zu den anderen zitierten Präpositionen indirekter „Genitiv" steht,
ist nicht entscheidend; vgl. n-mrwt + direkter „Genitiv" neben n-c3t + indirekter „Genitiv",
die beide als zusammengesetzt gelten.

8 Ein ntf (pw) ntr.w, auf das man ausweichen möchte, ist wohl ebenfalls nicht möglich.

8
 
Annotationen