Die fünf Völker
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den fünf Himmelsgegenden zugeteilt. Die fünfte Himmelsgegend, der Wohn-
sitz der Arier in der Mitte, sei die dhruvä dis- (AV 4, 14, 8; 18, 3, 34). —
Dieser Ansicht hat sich M. Lindenau (Festgabe H. Jacobi, S. 257) ange-
schlossen.
Dagegen hat sich vor allem Zimmer gewandt. Mit Recht macht er (Altind.
Leben, S. 121) darauf aufmerksam, daß eine Reihe von Stellen darauf hin-
deuten, daß es sich bei allen fünf Stämmen um arische Stämme handelt. —
Wenn man das ganze Material auf diese Frage hin prüft und alles Unsichere
wegläßt, bleiben als Belege für arische Zugehörigkeit: 3, 59, 8: sie sind dem
Mitra ergeben; 6, 11, 4: sie bringen dem Agni Opfer dar; 8, 63, 7: Indra
wird von ihnen zu Hilfe gerufen; 9, 65, 23: bei ihnen wird Soma gepreßt;
10,45,6: sie beten Agni an; 10,53,4.5: sie sollen an Agnis Hotr-Amt
Gefallen haben; 10, 60, 4: sie gedeihen unter König Asamäti.
Zimmer sucht nun nach dem Vorgang von A. Kuhn und Ludwig wahr-
scheinlich zu machen, daß mit dieser Bezeichnung das von Roth so genannte
„Fünfstämmevolk“ der Turvaöa, Yadu, Druhyu, Anu und Püru gemeint sei.
Darin sind ihm Chandra Das (Rgvedic Culture, S. 301ff.) und anscheinend
auch K. Hopfmann (WuS. NF 3, 1940, S. 149) gefolgt.
Dagegen erheben sich schwere Bedenken. Sie sind zum Teil schon von
Hillebrandt (ZII 6, 1928, S. 174ff.) geltend gemacht worden. Hillebrandt
hebt hervor, daß die Turvaäa, Yadu usw. an keiner Stelle als „fünf“ be-
zeichnet werden und daß sich auch kein Hinweis im Text findet, daß der
Ausdruck „fünf Stämme“ in irgendeiner Verbindung mit diesen Stammes-
namen steht. Nur in 6, 46, 7 werden die nähusischen Stämme neben den
„fünf Stämmen“ genannt, darauf in Vers 8 die Druhyu und Püru. Aber
diese Stelle spricht eher gegen eine Gleichsetzung, wie Hillebrandt her-
vorgehoben hat.
Bedenken erweckt auch die Verteilung der Belege. Während der Ausdruck
„fünf Völker“ in allen Büchern des RV belegt ist, finden sich im 2. und 3.
Mandala keine Einzelnamen dieses Völkerverbandes. Darauf hat schon
Ludwig III, S. 205 hingewiesen.
Wie ist Roth überhaupt zu der Aufstellung dieses Begriffes „Fünfstämme-
volk“ gekommen? Sie sind im RV nur an einer einzigen Stelle (1, 108, 8)
alle zusammen genannt. In dem Lied von der Zehnkönigsschlacht (7, 18)
fehlen die Yadus, dagegen erscheinen eine ganze Reihe weiterer Völkernamen.
So stehen 7, 18, 6 im gleichen Vers neben den Turvasa und Druhyu die
Yaksu und Matsya. — 7, 8, 4 werden die Püru neben den Bharata genannt. —
Eine feste Verbindung bilden nur in vielen Versen die Turvasa und Yadu,
Oldenberg kommt in seiner grundlegenden Untersuchung ZDMG. 42.
S. 199ff. auf dem Weg über die Sängerfamilien zu einem gewissen Zusammen-
hang der Püru, Yadu, Turvaäa und Anu, während sich für die Druhyus
nichts ergibt. — Roth konnte also gar nicht allein aus dem Veda zur Anset-
zung dieses Begriffs kommen, sondern er ist wesentlich durch den Umstand
bestimmt worden, daß im Mahäbhärata Yadu, Turvasu (so im Mbh.),
Druhyu, Anu und Püru als Söhne des Yayäti bezeichnet werden (R. Roth,
Zur Literatur und Gesch. des Veda 1846, S. 131f.): Mbh. 1, 3159L — Yayäti
weist als Heroe der Vorzeit im RV weder zu den pänca krstäyas noch zu
den Turvasa usw. irgendeine Beziehung auf. — Der Verfasser der Mbh.-
Stelle leitet von Yadu die Yädavas, von Turvasu die Yavana, von Druhyu
die Vaibhoja, von Anu Mleccha-Stämme (mlecchajätayas) und von Püru die
Pauravas ab. Diese Stämme waren ihm ein lebendiger Begriff, und von ihnen
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den fünf Himmelsgegenden zugeteilt. Die fünfte Himmelsgegend, der Wohn-
sitz der Arier in der Mitte, sei die dhruvä dis- (AV 4, 14, 8; 18, 3, 34). —
Dieser Ansicht hat sich M. Lindenau (Festgabe H. Jacobi, S. 257) ange-
schlossen.
Dagegen hat sich vor allem Zimmer gewandt. Mit Recht macht er (Altind.
Leben, S. 121) darauf aufmerksam, daß eine Reihe von Stellen darauf hin-
deuten, daß es sich bei allen fünf Stämmen um arische Stämme handelt. —
Wenn man das ganze Material auf diese Frage hin prüft und alles Unsichere
wegläßt, bleiben als Belege für arische Zugehörigkeit: 3, 59, 8: sie sind dem
Mitra ergeben; 6, 11, 4: sie bringen dem Agni Opfer dar; 8, 63, 7: Indra
wird von ihnen zu Hilfe gerufen; 9, 65, 23: bei ihnen wird Soma gepreßt;
10,45,6: sie beten Agni an; 10,53,4.5: sie sollen an Agnis Hotr-Amt
Gefallen haben; 10, 60, 4: sie gedeihen unter König Asamäti.
Zimmer sucht nun nach dem Vorgang von A. Kuhn und Ludwig wahr-
scheinlich zu machen, daß mit dieser Bezeichnung das von Roth so genannte
„Fünfstämmevolk“ der Turvaöa, Yadu, Druhyu, Anu und Püru gemeint sei.
Darin sind ihm Chandra Das (Rgvedic Culture, S. 301ff.) und anscheinend
auch K. Hopfmann (WuS. NF 3, 1940, S. 149) gefolgt.
Dagegen erheben sich schwere Bedenken. Sie sind zum Teil schon von
Hillebrandt (ZII 6, 1928, S. 174ff.) geltend gemacht worden. Hillebrandt
hebt hervor, daß die Turvaäa, Yadu usw. an keiner Stelle als „fünf“ be-
zeichnet werden und daß sich auch kein Hinweis im Text findet, daß der
Ausdruck „fünf Stämme“ in irgendeiner Verbindung mit diesen Stammes-
namen steht. Nur in 6, 46, 7 werden die nähusischen Stämme neben den
„fünf Stämmen“ genannt, darauf in Vers 8 die Druhyu und Püru. Aber
diese Stelle spricht eher gegen eine Gleichsetzung, wie Hillebrandt her-
vorgehoben hat.
Bedenken erweckt auch die Verteilung der Belege. Während der Ausdruck
„fünf Völker“ in allen Büchern des RV belegt ist, finden sich im 2. und 3.
Mandala keine Einzelnamen dieses Völkerverbandes. Darauf hat schon
Ludwig III, S. 205 hingewiesen.
Wie ist Roth überhaupt zu der Aufstellung dieses Begriffes „Fünfstämme-
volk“ gekommen? Sie sind im RV nur an einer einzigen Stelle (1, 108, 8)
alle zusammen genannt. In dem Lied von der Zehnkönigsschlacht (7, 18)
fehlen die Yadus, dagegen erscheinen eine ganze Reihe weiterer Völkernamen.
So stehen 7, 18, 6 im gleichen Vers neben den Turvasa und Druhyu die
Yaksu und Matsya. — 7, 8, 4 werden die Püru neben den Bharata genannt. —
Eine feste Verbindung bilden nur in vielen Versen die Turvasa und Yadu,
Oldenberg kommt in seiner grundlegenden Untersuchung ZDMG. 42.
S. 199ff. auf dem Weg über die Sängerfamilien zu einem gewissen Zusammen-
hang der Püru, Yadu, Turvaäa und Anu, während sich für die Druhyus
nichts ergibt. — Roth konnte also gar nicht allein aus dem Veda zur Anset-
zung dieses Begriffs kommen, sondern er ist wesentlich durch den Umstand
bestimmt worden, daß im Mahäbhärata Yadu, Turvasu (so im Mbh.),
Druhyu, Anu und Püru als Söhne des Yayäti bezeichnet werden (R. Roth,
Zur Literatur und Gesch. des Veda 1846, S. 131f.): Mbh. 1, 3159L — Yayäti
weist als Heroe der Vorzeit im RV weder zu den pänca krstäyas noch zu
den Turvasa usw. irgendeine Beziehung auf. — Der Verfasser der Mbh.-
Stelle leitet von Yadu die Yädavas, von Turvasu die Yavana, von Druhyu
die Vaibhoja, von Anu Mleccha-Stämme (mlecchajätayas) und von Püru die
Pauravas ab. Diese Stämme waren ihm ein lebendiger Begriff, und von ihnen