Die Stellung der „Königsverse“ in den Hymnen
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„Der eine von euch wird samräj-, der andere svardj- genannt."'
Ich bin mir gar nicht so sicher wie Dumezil, daß hier mit somitd/j -
Varuna, mit svaräj- Indra gemeint sei. In dem Lied 7, 82 werden Indra
und Varuna nicht einander gegenübergestellt, sondern es werden ihre
Gemeinsamkeiten herausgehoben. Wenn der Dichter ein Nebeneinander
dieser beiden Herrschaftsformen oder — wie Dumezil will — einen
Gegensatz hätte bezeichnen wollen, hätte er irgendeinen Hinweis darauf
geben müssen. Es hegt nahe, diese Zeile aufzufassen als: „ihr beide seid
Allkönige und Selbstherrscher.“
Die Anwendung der in Rede stehenden Termini auf ein und denselben
Gott innerhalb des RV zeigt deuthch, daß sie nicht grundsätzlich unter-
schiedene Rangstufen, sondern Aspekte des gleichen Königs bezeichnen
konnten.
Durch eine Untersuchung dieser Termini in der späteren vedischen
Literatur könnte das magere Ergebnis dieses Kapitels vielleicht ergänzt
werden. Allerdings müßte mit einer BedeutungsVerschiebung in der
darauffolgenden Zeit gerechnet werden, zumal die Undeuthchkeit des
RV und AV in diesem Punkt den einheimischen Exegeten keine feste
Bindung auf er legte.
Eine derartige Untersuchung hegt nicht mehr im Bereich dieser Arbeit.
8. Die Stellung der „Königsverse“ in den Hymnen
Das Lied 1, 32 ist sorgfältig durchkomponiert. Im ersten Vers wird das
Thema angegeben:
1, 32, 1: indrasya nu viryäni prd vocam
ydni cakdra prathamani vajrt
ähann dhim dnv apds tatarda
prd vaksdnä abhinat pdrvatänäm
„.Indras Heldentaten will ich nun verkünden, die ersten, die der Keulen-
träger getan hat. Er erschlug die Schlange, er erbohrte die Wasser, er
spaltete die Weichen der Berge.“
Renou, Hymnes, S. 9. — Lommel, Gedichte, S. 50. c: Renotj, Parfait,
S. 46. — cd: Luders, Varuna, S. 171. — d: vaksdnä: Pischel, Ved. Stud. 1,
S. 174.
Nachdem das Thema nun so skizziert ist, wird die Tötung des Vrtra
geschildert — nicht streng nach dem zeithchen Ablauf, aber in einer
deutlichen dramatischen Steigerung. Am Anfang des zweiten Verses
heißt es noch einmal dhann dhim „er erschlug die Schlange“: in dichte-
rischer Begeisterung wird das Wichtigste noch einmal antizipiert, dann
wird von der Fertigung der Keule und von Indras Somatrunk gesprochen
(Vers 2 und 3). Dann in Vers 5 — an der passenden Stelle im Ablauf
der Geschehnisse — wird erst deuthch gesagt, welche Schlange da er-
schlagen wird: dhan vrtrdm „er erschlug den Vrtra“.
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„Der eine von euch wird samräj-, der andere svardj- genannt."'
Ich bin mir gar nicht so sicher wie Dumezil, daß hier mit somitd/j -
Varuna, mit svaräj- Indra gemeint sei. In dem Lied 7, 82 werden Indra
und Varuna nicht einander gegenübergestellt, sondern es werden ihre
Gemeinsamkeiten herausgehoben. Wenn der Dichter ein Nebeneinander
dieser beiden Herrschaftsformen oder — wie Dumezil will — einen
Gegensatz hätte bezeichnen wollen, hätte er irgendeinen Hinweis darauf
geben müssen. Es hegt nahe, diese Zeile aufzufassen als: „ihr beide seid
Allkönige und Selbstherrscher.“
Die Anwendung der in Rede stehenden Termini auf ein und denselben
Gott innerhalb des RV zeigt deuthch, daß sie nicht grundsätzlich unter-
schiedene Rangstufen, sondern Aspekte des gleichen Königs bezeichnen
konnten.
Durch eine Untersuchung dieser Termini in der späteren vedischen
Literatur könnte das magere Ergebnis dieses Kapitels vielleicht ergänzt
werden. Allerdings müßte mit einer BedeutungsVerschiebung in der
darauffolgenden Zeit gerechnet werden, zumal die Undeuthchkeit des
RV und AV in diesem Punkt den einheimischen Exegeten keine feste
Bindung auf er legte.
Eine derartige Untersuchung hegt nicht mehr im Bereich dieser Arbeit.
8. Die Stellung der „Königsverse“ in den Hymnen
Das Lied 1, 32 ist sorgfältig durchkomponiert. Im ersten Vers wird das
Thema angegeben:
1, 32, 1: indrasya nu viryäni prd vocam
ydni cakdra prathamani vajrt
ähann dhim dnv apds tatarda
prd vaksdnä abhinat pdrvatänäm
„.Indras Heldentaten will ich nun verkünden, die ersten, die der Keulen-
träger getan hat. Er erschlug die Schlange, er erbohrte die Wasser, er
spaltete die Weichen der Berge.“
Renou, Hymnes, S. 9. — Lommel, Gedichte, S. 50. c: Renotj, Parfait,
S. 46. — cd: Luders, Varuna, S. 171. — d: vaksdnä: Pischel, Ved. Stud. 1,
S. 174.
Nachdem das Thema nun so skizziert ist, wird die Tötung des Vrtra
geschildert — nicht streng nach dem zeithchen Ablauf, aber in einer
deutlichen dramatischen Steigerung. Am Anfang des zweiten Verses
heißt es noch einmal dhann dhim „er erschlug die Schlange“: in dichte-
rischer Begeisterung wird das Wichtigste noch einmal antizipiert, dann
wird von der Fertigung der Keule und von Indras Somatrunk gesprochen
(Vers 2 und 3). Dann in Vers 5 — an der passenden Stelle im Ablauf
der Geschehnisse — wird erst deuthch gesagt, welche Schlange da er-
schlagen wird: dhan vrtrdm „er erschlug den Vrtra“.