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Die fünf Völker

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sprochen. Keiner der Verse, wo von den fünf Völkern die Rede ist, gibt
einen sicheren Anhalt dafür, daß auch die Götter eingeschlossen seien.
Schwierig sind nur: 10, 53, 4. 5 und 6, 51, 11, wo die fünf Stämme in den
Himmel versetzt erscheinen. Auch die oben gegebenen Belege dafür, daß
die fünf Stämme nach arischer Weise Opfer vollziehen, widerraten einer
solchen Deutung. — Wenn die fünf Stämme die Menschenvölker der vier
Himmelsrichtungen und dazu das Volk der Götter bezeichnen würden,
sollte man erwarten, daß auch einmal vier Stämme genannt werden, was
aber nicht der Fall ist.
An drei Stellen ist bereits im RV von fünf Gegenden die Rede: 2, 13, 10 d:
pänca samdf&ah pari parö abhavah „du hast darüber hinaus die fünf Gegen-
den rings umfaßt.“ Lüders’ Paraphrase S. 59:,,... . die sechs vistirah . . . .,
die Indra nach 2, 3, 10 neben den fünf Himmelsgegenden festigte“, ist
ungenau. — 7, 69, 2abc: sä paprathänö abhi pänca bhümä trivandhurö
mänasä yätu yuktäh viso yena gäcchatho devayäntih „der dreisitzige (Wagen)
über die fünf Erdteile sich verbreitend, durch Gedanken geschirrt, soll her-
beikommen, mit dem ihr zu den Stämmen kommt, die die Himmlischen ver-
ehren.“ (von den Aävins). —
9, 86, 29: tvärn samudrö asi visvavit kave
tävemäh pänca pradiso vidharmani
tväm dyäm ca prthivim cäti jabhrise
täva jyötlmsi pavamäna suryali
„Du bist das Meer, du bist der Allwissende, o Kavi; dein sind diese fünf
Weltgegenden in ihrer Ausdehnung. Du hast dich über Himmel und Erde
erhoben; dein sind die Strahlen, o Pavamäna, die Sonne.“
Lüders S. 64 meint, daß in 2, 13, 10 und 9, 86, 29 als fünfte Gegend noch
der Zenit hinzugenommen sei, entsprechend der späteren Auffassung. Das
pari .... abhavah von 2, 13, 10 spricht nicht für diese Auffassung. — Ferner:
wenn 7, 69, 2 gesagt wird, daß der Wagen der Aävins, sich über die fünf
Erdteile verbreitend, herbeikommen soll (d . . . yätu), der Wagen, mit dem
sie zu den visas . . . devayäntis fahren, so hat in diesem Zusammenhang
ein Einschluß des Zenits keinen Platz. — 9, 86, 29 ist ganz klar aufgebaut.
Zunächst wird der Somasaft dem Meer gleichgesetzt, dann werden ihm die
imäh pänca pradisas zuerkannt, was nur heißen kann „diese fünf Welt-
gegenden hier“; das imäs schließt eine Beziehung auf den Zenit aus. —
Dann erst wird auf seinen Aufstieg in den Himmel Bezug genommen.
Wenn es sich also bei den fünf Weltgegenden im RV um fünf irdische
Gegenden handelt und man andererseits eine Beziehung zu dem Ausdruck
„fünf Stämme“ anerkennen möchte, so entspricht das der oben dargelegten
Vermutung, daß es sich bei den „fünf Stämmen“ um irdische Stämme
handeln muß. — Wie konnte man aber die geläufige Vorstellung von den
catäsrah pradisas, den „vier Weltgegenden“ (1, 164, 42; 7, 35, 8; 10, 19, 8;
10, 51, 9; 10, 58, 4; 10, 128, 1), mit der doch anscheinend schwierigen von
den „fünf (irdischen) Gegenden“ vereinen?
Ich glaube, die Lösung ist darin zu suchen, daß man immer dann, wenn
man nicht nur die Ausdehnung nach den vier Richtungen bezeichnen wollte,
sondern zugleich auch das eigene Land, das eigene Volk miteinschließen
wollte, dieses einfach zu den vier Gegenden hinzuzählte. — So stimme ich
Roth bei, daß mit den fünf Völkern das eigene, in der Mitte liegende Land
und alle übrigen Menschen und Länder auf dieser Erde, die in den vier
 
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