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DER BERÜHMTE TEMPEL DER JUNO.

habe, wo sich keine Quelle, kein Brod, kein Obst, sondern
nur wenig brackiges Regenwasser vorfand, und gab daher
Befehl zur Abreise. Da aber meine Leute neue Einwen-
dungen machten, entliess ich die beiden Soldaten mit einem
Geschenk, und bestieg meine Rosinante. Mit Peitsche und
Sporn gelang es mir endlich, sie fast in Galopp zu bringen,
und so ging es vorwärts in der Richtung nach Argos.
Unter solchen Umständen sah sich mein Führer, dem das
Pferd gehörte, gezwungen, mir nachzukommen, und er
musste sich dazuhalten, um mich einzuholen.

Wenn es schon unangenehm ist, auf einem schlechten,
wenn auch gut gesattelten Pferde zu galoppiren, so ist dies
noch weit unangenehmer auf einem elenden Thiere, das auf
seinem Rücken statt des Sattels ein viereckiges hölzernes
Gerüst ohne Steigbügel trägt, und statt eines Zaumes einen
Strick um den Hals hat; man gewöhnt sich aber an alles
Ungemach, besonders wenn man ein bestimmtes Ziel im
Auge hat. Mein lebhaftes Verlangen, das Heraion, den be-
rühmten Tempel der Juno, zu untersuchen und noch am
Abend in Argos anzukommen, liess mich vergessen, dass
ich ohne Sattel reiten musste.

Um 5 Uhr kam ich an diesem Tempel an, welcher im,
Jahre 423 v. Chr. durch einen unglücklichen Zufall ab-
brannte. Pausanias (II, 17) giebt uns die Beschreibung des
neuen, neben dem alten errichteten Tempels.

Die Ruinen liegen auf einem Hügel, dessen unregel-
mässige Platform in drei sich übereinander erhebende
Terrassen getheilt ist. Jetzt ist nur ein massiver, cyklopi-
scher Unterbau des alten, und einige hellenische Mauern
des neuen Tempels vorhanden.

Halb sieben Uhr Abends kam ich in Argos an, das
 
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