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202 SCHLAFLOSIGKEIT AUF DEM DACHE EINES STALLES.

nur Ausgrabungen zu versuchen, hatte ich die volle Ueber-
zeugung gewonnen, dass hier das alte Troja gestanden;
auch war für grosse Ausgrabungen die Jahreszeit nicht
günstig , weil im August das Klima in der Ebene pestilen-
zialisch und der Boden zu trocken ist. April und Mai sind
die beste Zeit.

Da ich seit sechs Tagen nichts als schwarzes Gersten-
brod und Wasser genossen hatte, verlangte ich im Kaffee-
hause Fleisch. Man brachte schnell ein Huhn herbei, und
wollte es zubereiten. Aber das arme Thier schien sein
Schicksal zu ahnen und fing so heftig zu schreien an, dass
ich Mitleid mit ihm hatte und mich erbot, das Geld dafür
zu bezahlen, wenn man es in Freiheit setzte. Trotzdem
erhielt ich eine recht gute Abendmahlzeit, denn man
brachte mir acht Eier, frisches Brod und Wein. Letzterer
war von der benachbarten Insel Tenedos importirt, da man
in der Ebene von Troja den Anbau des Weinstocks völlig
vernachlässigt.

Man hatte für mich in einer gut aussehenden Stube ein
Bett zurecht gemacht. Als ich aber auch hier die Wände
voller Wanzen fand, dieser Geissei Kleinasiens, mochte ich
nichts davon wissen und schlug auf dem Dache eines
Stalles mein Lager auf. Kaum aber hatte ich mich nieder-
gelegt, so fielen Tausende von Flöhen über mich her, die
mir die ganze Nacht hindurch keinen Augenblick Ruhe
liessen.

Am folgenden Tage um 5 Uhr Morgens reiste ich gegen
Süden ab, indem ich immer den Höhen auf der rechten
Seite der Ebene folgte. Ungefähr 4 Kilometer von Yeni-
tscheri, am Ufer des ägeischen Meeres, kam ich an einem
andern kegelförmigen Grabhügel vorbei, der jedenfalls noch
 
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