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Materialien zur Quellenkunde der Kunstgeschichte.

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werke, die Fresken in der Sala regia des Vatikans und die
von ihm selbst in seinen Ragionamenti beschriebenen Alle-
gorien im I'alazzo Vecchio von Florenz, lassen ihn als einen
keineswegs unbedeutenden Vertreter jenes sog.' Manieristen-
stils erkennen, der, heute noch als Vorstufe des Barocks
ziemlich einsichtslos und abschätzig behandelt, zu den proble-
matischen und sicher nicht uninteressantesten Blättern der
italienischen Kunstgeschichte zählt. Sein persöuliebstes
Werk ist die heute noch erhaltene Ausmalung seines eigenen
Hauses in Arezzo.

Unbestritten grolle Bedeutung hat Vasari als Bau-
künstler. Die Uffizien mit ihrer merkwürdigen, auf male-
rische Wirkung im Stadtbild berechneten Anlage, das Haus
des Ritterordens von S. Stefano in Pisa mit seiner schönen
Freitreppe, endlich die Badia (und sein eigenes schon er-
wähntes Haus) in Arezzo gehören zu den hervorragendsten
Leistungen der künstlerisch wie historisch so eigenartigen
Spätrenaissance in Toskana.

Nach einem langen und arbeitsvollen Leben, das an
Erfolgen, aber auch an .Mühen reich war, ist Giorgio Vasari
am 27. Juni 1574 gestorben, wenige Monate nach seinem
Herrn und Gönner Cosimo L, dem er auch dasjenige seiner
Werke gewidmet hat, das seinen Ruhm durch ganz Europa
tragen sollte, die Viten, zu deren Besprechung wir nunmehr
übergehen.

I.

Entstehungsgeschichte der Viten. — Verhältnis
der ersten zur zweiten Auflage.

Vasari hat uns die Entstehungsgeschichte seines Haupt-
werkes selbst überliefert: in seiher merkwürdig fragmen-
tarisch, farblos und flüchtig behandelten Autobiographie, die
an den Schluß seiner zweiten Auflage gestellt ist. Die Er-
zählung von der Abendgesellschaft beim Kardinal Alessand.ro
Farnese in Rom 1546, an der Giorgio und Annibale Caro
teilnehmen, der erstere einen Vortrag über die Maler seit
Gimabüe hält, bietet, wie besonders Kailab dargelegt hat,
 
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