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Materialien zur Quellenkunde der Kunstgeschichte.

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lamo da Carpi hat er sich dessen Lebenslauf 1550 in Rom
schildern lassen; die Mittel des modernen Interviewers sind
ihm also schon vertraut'.

Das Wichtigste ist natürlich Vasaris Verhältnis zu den
primären Quellen, den Denkmälern selbst. Vasari bat
dank seiner ausgebreiteten Reisen durch ganz Italien ein
.Material sammeln können, wie es keinem Künstler vor und
nach ihm zu Geböte gestanden ist; das Ausland; das den
reisenden Virtuosi der Folgezeit immer vertrauter wurde,
hat sich ihm dagegen nicht erschlossen, er haftet durchaus
in älterer Art auf heimischer Erde. Auch dieses sehr wich-
tige Kapitel in Vasaris Schaffen, sein Itinerar, ist von
Kailab auf Grund der fleißigst ausgearbeiteten Regesten
zum Leben des Autors (S. 41—135, 478 Nummern) dar-
gestellt, worden (247 ff., 375 f.), weiteres Materia] dürfte in
dem noch der Veröffentlichung harrenden Vasari-Archiv
('s. u.) zu finden sein. Wie er neue, bis dahin nur wenig oder
gar nicht beachtete Quellen zu erschließen weiß, beweist seine
schon erwähnte Aufmerksamkeit auf Porträts, Stiche und
vor iillem Handzeichnungen. Sein in der zweiten Auflage
öfter erwähnter Libro zeigt ihn auch als Sammler auf diesem
Gebiete; Reste von ihm befinden sich, wie es scheint, zum
Teile noch an den eigenhändig gezeichneten Einrahmungen
kenntlich, in den Sammlungen, so im Louvre, auch in der
Wiener Albertina.

Vasaris Arbeitstechnik ist übrigens hier schon einer
Bemerkung wert. Ihm stand nicht wie den modernen Kunst-
historikern ein reicher Abbildungsschatz zur Verfügung, ob-
gleich er schon gelegentlich Stiche heranzieht, wie eben gesagt
wurde. Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß er sich zum
Teile mit flüchtigen Skizzen und Kompositionsschemen, die
er sich zur Unterstützung des Gedächtnisses angefertigt hatte,
behilft; ein solches Schema liegt augenscheinlich z. B. bei
der Schilderung der ersten Tür Ghibertis vor ihm. Die
Hauptsache aber muß ihm doch die eigene, mit dem scharfen
Blick des Malers festgehaltene Anschauung liefern; daß da-
bei Irrtümer und Verschiebungen unterlaufen^ ist unver-
meidlich, aber er unterscheidet sich darin doch ebenso sehr
von seinem alten, so gut wie durchgängig 'auf persönlich

Sitssnngsber. d. phil.-UUt. Kl. 180. Bd. 2. Abb, ■>
 
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