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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0173
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herunter. Als wir uns ihm näherten, grüßten wir ihn, und er
erwiederte es uns sehr ehrerbietig, und dann unterhielten wir
uns mit ihm, durch Hülfe unsers indianischen Ochsentreibers,
der Englisch redte, meistens von den wunderbaren Wirkungen
seiner Gebete, durch welche er Kranke gesund, Schwache und
Lahme stark, Blinde sehend, und Weiber, die man auf ihre ganze
Lebenszeit für unfruchtbar gehalten hatte, fruchtbar gemacht
haben wollte. Als wir bald im Begriff waren unsern Abschied zu
nehmen, bot ich ihm ein Geschenk von zwey Rupees an, er bat
mich, sie auf die Erde zu werfen, und befahl hierauf seinem
Diener, sie aufzunehmen. Dieser that es mit ein Paar eisernen
Zangen, und warf hierauf die Rupees in eine Essigflasche. Als
sie hierinn ein wenig gelegen hatten, nahm sie derselbe Bediente
wieder heraus, wischte sie sorgfältig, und überlieferte sie endlich
seinem Herrn, welcher zur Vergeltung uns gleich darauf einige
Kuchen von seiner geschmacklosen Beckerey schenkte. Ich
ersuchte ihn hierauf, daß er in seinem nächsten Gebete auch
mir einen Zuwachs von Glückseligkeit erbitten möchte. Er
erwiederte mit einer sehr großen Gelassenheit in seiner Miene:
Ich weiß kaum, was ich für Sie bitten soll; ich habe Sie oft ge-
sehen, und es hat mir immer geschienen, daß Sie vollkommen
gesund sind; Sie können in ihrem Wagen fahren, so oft es Ihnen
gefällt; Sie sind oft in Gesellschaft einer sehr schönen Dame;
Sie sind immer gut gekleidet, und auch fett; Sie scheinen mir also
alles zu besitzen, was zur Glückseligkeit nothwendig seyn kann.
Wenn ich daher etwas für Sie bitten soll, so müßte es wohl dieses
seyn, daß Gott Ihnen die Gnade verleihen wolle, die mannich-
faltigen Glückseligkeiten, womit er Sie begäbet hat, zu verdienen,
und dafür dankbar zu seyn. Ich antwortete, daß ich mit diesem
seinem Gebete vollkommen zufrieden wäre, und hierauf nahmen
wir, nach gegenseitigen Complimenten, von einander Abschied.

Pallebot de Saint Lubin (bei Fra Paolino p. 296) sagt,
einige der Yogin's blieben so lange auf der Erde sitzen, bis sie
sich nicht mehr von der Stelle bewegen können. „Andere halten
den Arm so lange in die Höhe, daß sich zwischen dem Armgelenke
und dem Schulterblatt eine Anchilosis formirt, und sie nicht mehr
 
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