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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0185
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— i4S —

Ähnlich urteilt DeuBen (Erinnerungen an Indien p. 64
und 68), wenn er sagt, daß die indischen Pandits von jenen
„wohlgenährten Müßiggängern" mit Verachtung sprechen und
damit wohl Recht haben. „Die echten Asketen suchen die Ein-
samkeit auf und machen sich aus dem Europäer gar nichts.
Sehr verschieden von ihnen sind diejenigen Asketen, welche die
Städte aufsuchen und ihre Bußübungen zur Schau stellen. Von
ihnen traf ich in Calcutta am Ufer des Hugli eine ganze Anzahl.
Jeder sitzt für sich an seinem Feuer fast ganz nackt, mit Wasser-
krug, einigen Lumpen und anderen dürftigen Habseligkeiten
umgeben und von einer Anzahl Neugieriger umstanden, die ihn
in der Ausübung seiner Spezialität bewundern und ihm einige
Almosen spenden. Ihre Kunst läuft meistens auf eine höchst
unbequeme Art zu sitzen hinaus, in der sie möglichst lange aus-
zuharren suchen. Einen sah ich, der auf einem Beine stand,
während das andere an einer Stange hochgebunden war; ein
anderer lag auf einem Brette mit spitzen Holznägeln, noch andere
abenteuerliche Posituren konnte man an den Modellen in Jaipur
beobachten. Fast alle haben den nackten Leib mit Asche be-
schmiert, die langen Haare hängen wüst über das Gesicht
herunter, und die Nägel sind lang wie Adlersklauen. Der Ge-
sichtsausdruck ist brutal und vertiert und zeigt schon, wie wenig
ihre Askese auf geistigen Motiven ruht. Sie sind in der Tat nichts
anderes als Bettler, welche sich das Ansehen von Asketen geben,
und stehen mit ihren Künsten auf einer Linie mit den Kerlen
in unsern Jahrmarktsbuden, welche Feuer essen oder sich
Schwerter bis in den Magen hinunterschieben. Wie diese, rui-
nieren sie durch ihr elendes Gewerbe sehr bald ihre Gesundheit."

Von besonderem Interesse, weil von einem eingeborenen
Inder stammend, ist das folgende Urteil: ,,. . . In still later times
the philosophy of the Yoga System has been completely lost
sight of, and the System has degenerated into cruel and indecent
Täntrika rites, or into the impostures and superstitions of the
so-called Yogins of the present day." (Romesh Chunder Dutt,
History of Civilisation in Ancient India, Revised Edition,
I, 288.)

Schmidt, Fakire und Fakirtum.
 
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