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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0206
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— 103 —

3. „Gut, gut, Großarmiger, daß du mich danach fragst.
So will ich dir denn erzählen, mein Lieber; höre aufmerksam zu.

4. Es gibt keine Fessel gleich der Mäyä; es gibt keine andere
Kraft als den Yoga; es gibt keinen anderen Verwandten als das
Wissen; es gibt keinen Feind weiter als den Dünkel.

5. Wie man auf Grund des Alphabetes die Wissenschaft
erfaßt, so wird auch die Erkenntnis der Wahrheit erlangt, nach-
dem man sich den Yoga angeeignet hat.

6. Aus den wohl vollbrachten und den schlecht vollbrachten
Taten entsteht der „Topf" der Beseelten; aus dem Topfe ersteht
das Karman, und so dreht sich (das Dasein) wie ein Schöpfrad.

7. Wie das Schöpfrad, von Ochsen getrieben, sich nach
oben und unten dreht, so dreht sich die Seele infolge des Karman
zwischen Geburt und Tod.

8. Wie ein ungebrannter Krug, der im Wasser steht, sich
alsbald auflöst, so auch der menschliche Körper. Man brenne
ihn also im Feuer des Yoga und sorge für seine Läuterung.

*

Vertrauen wir uns nun wieder der Führung Omans an,
der p. 174 ff. etwa das Folgende ausführt:

Die Beobachtung der Tätigkeit der Lunge in Form des Ein-
und Ausatmens ist in Indien selbstverständlich uralt, auch wenn
sie nicht bezeugt wäre. Jedem Kenner der altindischen Speku-
lation, wie sie in den Upanisad's niedergelegt ist, sind die zahl-
losen Stellen geläufig, in denen mit dem „Aushauch" (präna)
operiert wird. Der Odem ist der Träger des Lebens, das Leben
selbst; er wird mit dem Winde, dem kosmischen Lebenshauche
auf eine Stufe gestellt und als Symbol Brahman's angesehen,
worüber man sich am besten bei Deußen, Sechzig Upanishads
des Veda, unterrichten kann. Die eingeatmete Luft ist Leben
oder enthält doch wenigstens das Lebenselement in feiner Ge-
stalt : denn Luftentziehung bedeutet den Tod, und mit der letzten
Ausatmung wird der lebende Körper zum Leichnam. Diese Luft
dringt nun in das Gehäuse des Körpers ein, durchdringt es und
ist in der Brust, dem Magen, der Beckenhöhle etc. zu finden.
Aber dieser Lebensodem ist offensichtlich nicht stagnierend.
Er besitzt eine Art von Bewegung, wenn er durch die Nasen-
löcher ein- und durch dieselben Öffnungen ausgeatmet wird.
 
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