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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0287
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hält. Dies zeigt sich nicht nur im Volksaberglauben, sondern
auch in den noch überaus zahlreich erhaltenen, unleugbar un-
erschütterten heidnischen Gebräuchen und Vorstellungen. Die
weite Verbreitung solcher Heiden-Sitten durch das ganze russische
Völkergemisch lernen wir kennen, da der Verfasser, wie in
seinem Buche über die Türkei, immerfort historische und ethno-
graphische Parallelen und Vergleiche heranzieht.

Eingehend werden in einigen Kapiteln die Kirche und
das Mönch tum und ihr Einfluß auf die Kultur und Sittlichkeit
in Rußland behandelt, daran schließt sich eine Schilderung des
Sektenwesens, namentlich jener Sekten, welche unter religiösem
Deckmantel erotische Ziele verfolgen; z. B. die Sekte der
„Lichtauslöscher", der „Heilenden", der „Erzeuger
von Gottesmüttern und Erlösern"; auch die Sekte der
„Skopzen" wird von neuen Gesichtspunkten betrachtet. Andere
Kapitel behandeln die geradezu furchtbare russische
Grausamkeit, das Weib, das intime Geschlechtsleben,
sexuelle Entartungen, die Sittlichkeit des Hofes, des
Adels und des Volkes, Hochzeitsbräuche, Ehebruch,
Prostitution, Syphilis, die erotische Literatur usw. Mit
alledem ist der Inhalt dieses groß angelegten und in ernster
Arbeit durchgeführten Werkes nicht erschöpft. Der Ver-
fasser konnte aus dem Vollen schöpfen, denn er begab sich
bei dieser Arbeit wieder einmal zurück auf seinen heimat-
lichen Boden und war daher in der Lage, das Werk vor-
wiegendauf russischem, wenig oder gar nicht beachtetem,
den Nichtrussen überhaupt schon aus Unkenntnis der russi-
schen Sprache ganz unzugänglichem Quellenmaterial aufzubauen.
Doch hat er auch alles verwendbare Material anderer, nicht-
russischer Autoren gewissenhaft zu Rate gezogen und dies
durch Fußnoten Seite um Seite kenntlich gemacht. Ein um-
fangreiches Namen- und Sachregister wird dies hoch-
interessante und bedeutende Werk, das für den Forscher auf
dem Gebiete der Kultur- und Sittengeschichte eine unerschöpf-
liche Fundgrube bildet und für jeden gebildeten Laien eine
ebenso fesselnde wie belehrende Lektüre sein wird, abschließen.

Der Reichtum dieses epochemachenden Werkes, das eine
einzige, furchtbare Anklage gegen Rußland bildet, kann
durch die nachfolgenden Kapitelüberschriften nur an-
gedeutet, nicht erschöpft werden!

Vielfachen Wünschen entsprechend wurde auch bei diesem
Werke die Bandzahl nur durch einen (*) resp. zwei (**) Sterne
bezeichnet, es ist daher jeder Band ohne weiteres einzeln
käuflich und trägt den Charakter eines in sich abgeschlossenen
Buches.
 
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