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Schmidt, Hubert
Vorgeschichte Europas: Grundzüge der alteuropäischen Kulturentwicklung (Band 1): Stein- und Bronzezeit — Leipzig, Berlin: Druck und Verlag von B.G. Teubner, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.68165#0072
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68 Jungsteinzeit (Neolithikum). Steinkupferzeit (Neneolithikum)
resten vorkommen. Unägyptisch sind besonders die rot auf weiß
bemalten Gefäßreste ans Gräbern der ersten Dynastie, die in
Kreta unter dem Palaste von Phaistos auftauchen (oben 5.63) und
in Nord- und Mittelgriechenland die älteste 5tufe der steinkupfer-
oder steinbronzezeitlichen Gefäßmalerei (oben 5. 62) vertreten.
Da in Ägypten für die erste Dynastie rund 3300 v. Lhr. berech-
net worden ist, so ist der 5chluß berechtigt, daß nach Nordgriechen-
land die donaubalkanländische Bandkeramik mit polychromer
Malerei am Ende des 4. Jahrtausends v. Lhr. oder rund 3000
v. Lhr. gebracht worden ist. Die daraus sich ergebende Entwick-
lung im ägäischen Kreise gehört also im wesentlichen ins 3. Jahr-
tausend, die eigentliche Blütezeit der bandkeramischen Gefäß-
malerei im Donau-Balkankreise noch ins vorhergehende 4. Jahr-
tausend oder in die Wendezeit dieser beiden Zeitabschnitte. Nach
diesen zeitlichen Ansätzen sind die mittel- und nordeuropäischen Er-
scheinungen des Neolithikums zu beurteilen. Die Zteinkupferzeit
Mitteleuropas ist in der Hauptsache der ersten Hälfte des 3. Jahr-
tausends gleichzusetzen. In diesem längeren Abschnitte erfolgten
nacheinander die Einführung des Kupfers in den mittleren Donau-
ländern im Gefolge der sich westlich ausbreitenden bemalten Kera-
mik, das Vordringen der nordischen Megalith- und 5chnurkeramik
in die Donauländer und südöstlich nach Polen, Galizien, Bukowina
bis 5üdrußland und schließlich die Ausbreitung der aus dem 5üd-
westen kommenden Glockenbecherkultur, die auch noch in die zweite
Hälfte des 3. Jahrtausends hineinreichen mag und direkt zur
Bronzezeit überleitet. Wie weit sonst das Neolithikum nach oben
abzugrenzen ist, mag in den verschiedenen Kulturzentren verschie-
den sein und muß sich je aus der Lhronologie der Bronzezeit
ergeben. Die rein neolithischen Entwicklungsphasen in Mittel-
und Nordeuropa, wie die west- und nordeuropäische Megalith-
kultur, die mitteleuropäische Linienbänd- und 5tichbandkeramik,
die Blüte der Pfahlbaukultur, die Anfänge der Gefäßmalerei im
Donau-Balkankreis«, werden wir unbedenklich in die zweite Hälfte
des 4. Jahrtausends v. Lhr. verweisen müssen, soweit sie nicht
noch älter sind. Alle versuche, die noch älteren Kulturerscheinun-
gen auf europäischem Boden zahlenmäßig zu bestimmen, beruhen
auf zeitlich unkontrollierbaren Berechnungen oder reinen Ver-
mutungen. Ziehe Zeittabelle l u. 2.
 
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