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Schmieder, Ludwig
Das Benediktinerkloster St. Blasien: eine baugeschichtliche Studie — Augsburg: Filser, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.61755#0047
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Das zweite steinerne Kloster
östlich der Steina

Enterben ersten Prälaten scheint der dritte Abt »Giselbert* (1068—86) eine bedeutende Persönlich-
^^keit gewesen zu sein. Seiner Beziehungen zu Rudolph von Rheinfelden wurde anläßlich der Nikolaus-
kapelle schon gedacht. Offenbar hatte Giselbert in dem Kampf Heinrichs IV. mit Gregor VII. auf Seiten des
Gegenkönigs Rudolf gestanden und war von diesem im Verein mit einigen anderen Adligen, die dorten
Besitz hatten, aus Dankbarkeit mit der „Vogtei Schluochs sambt dem See" (Schluchsee) beschenkt worden
(Ind. ori§.).
Nicht nur der Ind.eonstr. berichtet von zahlreichen Rittern und Adligen, die in das Kloster eintraten und
sich seinen Befehlen beugten, auch andere Quellen, Bertold Constantiensis (Bertold oder Bernold von
St. Blasien) vom Jahre 1079 zählt St. Blasien damals zu den bedeutendsten alemannischen Klöstern: „Lo
tempore in Vlernnnniu Iris rnonasteria priino Instituts. e^reZie pollebsnt: 8.LIssü in niZra 8i1vs, 8.
Kurelii in HirsuuZia, 8.8alvstoris in8eliskkliu86n, c^uoä n9.viuni äoinus äioitur"^ und berichtet, daß die
Äbte dieser drei Klöster Giselbert von St. Blasien, Wilhelm von Hirsau und Siegfried von Schaffhaus en in eng-
ster Fühlungnahme miteinander standen. Zwischen 1072 und 1077 schickte Giselbert zwei Mönche Utto und
Rusten auf Kosten der Kaiserin Agnes, der Gemahlin Heinrichs III. (und Mutter Heinrichs IV.) nach Fru-
delle (IVuetuuriu), um dorten die ooustitutiouos Nouastioss kennen zu lernen und die rechte Disziplin in
St. Blasien einzuführen. Der befreundete Abt Wilhelm von Hirsau sandte in gleicher Absicht etwa um die-
selbe Zeit dreimal zwei seiner Brüder nach Cluny, dem Kloster, von dem Frudelle seine Regeln empfangen
hatte (Dehio). Hirsau, St. Blasien und Schaffhausen waren die Vorposten der nach den Grundsätzen des
Benedikt von Aniane reformierten Klöster Cluniacenser Art?
r Bertold kam 1070 von Konstanz nach St. Blasien und schrieb dort seine Chronik. Den Lebensabend verbrachte er in Schaff-
hausen, wo er am 16. 9.1100 starb und mit seinem Freunde Adalbert von Konstanz in einem Grabe beigesetzt wurde (Pesta-
lozzi Kutter, Kulturgesch. v. Schaffh.). Urstisius: 8. II S. 83 u. läb. oriZ. 1716 S. 45.
2 läd. oriZ. II, tl u. 12. Agnes weilte selbst einige Zeit in Frudelle. Vgl. Mone IV 91. Fructuaria, Frudelle, war eine Grün-
dung Wilhelms von Volpiano, des Abtes von St.Bsningne in Dijon (Sackur: Die Cluniacenser in ihrer kirchlichen und allge-
meingeschichtlichen Wirksamkeit, Halle 1894), aus den ersten Jahren des zweiten Jahrtausends. 1006 nimmt Papst Johann XVIII.
die Abtei in seinen Schutz. Auch die Benediktinerabtei auf dem Michaelsberge bei Siegburg in Wests, wird 1070 durch Mönche
aus Fructuaria auf Ersuchen des hl. Anno von Köln reformiert, der zuerst den Berg mit Stiftsherren aus Köln besetzt hatte
(vgl. Kunstdenkmäler der Nheinprovinz Band V 4 Siegkreis). Anno von Köln, der größte Träger des deutschen Neichskirchen-
gedankens, war 1070 auf der Rückreise von Rom bei den Mönchen von Fructuaria abgestiegen und lernte dorten die Clunia-

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