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Schmökel, Hartmut
Der Gott Dagan: Ursprung, Verbreitung und Wesen seines Kultes — Borna-Leipzig: Universitätsverlag von Robert Noske, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.55701#0009
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Einleitung,
Die Erforschung eines Spezialgebietes des alten Orients unter-
scheidet sich grundsätzlich von einer solchen in anderen Wissens-
zweigen dadurch, daß das uns zur Verfügung stehende Material, vor
allem das keilschriftliche, außerordentlich lückenhaft ist, ja unsere
Kenntnis oft geradezu von der Zufälligkeit eines einschlägigen Fundes
abhängt. So kann auch eine Monographie wie die vorliegende kein
abgerundetes Ganzes bilden, sondern wird in vielen Fällen ein Torso
bleiben müssen.
Will man die Geschichte eines babylonischen Kultes betrachten,
so bieten sich verschiedene Quellen: Hymnen, Gebete, Tempelbau-
urkunden, Götterlisten, Erwähnungen in theologischen und profanen
Texten nnd als letztes die Aussagen von Eigennamen, die mit dem
Namen des betreffenden Gottes zusammengesetzt sind. Für den Gott
Dagan versagen gerade die wichtigsten Urkunden, die Hymnen und
Gebete. Von ihnen ist bisher nichts in unsere Hände gelangt. Alle
andern Belege sind, wenn auch teilweise in geringem Maße, vorhanden.
Im Gegensatz zu diesem absolut echten Material der Keilschrifttafeln
muß aus den Angaben des alten Testamentes, die für unser Thema
zur Verfügung stehen, der brauchbare Wahrheitsgehalt erst mühsam
aus legendarischer und redaktorischer Entstellung eruiert werden;
dabei gilt es zu bedenken, daß die AT-Berichte oft lange Zeit nach
den in ihnen erzählten Ereignissen entstanden sind.
Eine zusammenfassende Arbeit über den Gott Dagan ist bisher
nicht vorhanden. Nach den heute überholten Darstellungen von
Menant1, Pietschmann und Tiele haben Jensen, Baudissin, Jastrow
jun., Hrozny und E. Meyer einiges zu diesem Thema gesagt. Be-
deutsamer sind die Ausführungen von Zimmern, Herzfeld, Meißner,
Ungnad und Legrain2. Landsberger und Schlobies haben den um
1 Nähere Angaben in der Bibliographie, s. u.
2 Die von diesem a. a. 0. p. 206 aufgestellte Gleichung Dagan-Hani,
für den er eine Siegelzylinder-Abbildung anführt, ist mir unbekannt und
äußerst zweifelhaft.

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