Bemerkenswert ist die 1. Sa. 5. 5 erwähnte Sitte, daß Dagon-
priester und Adoranten nicht auf die Tempelschwelle in Asdod traten.
Der alttestamentliche Bericht erklärt sie mit der ätiologischen Sage
vom Sturze Dagons vor der Bundeslade eben auf die Schwelle6,
wir haben sie als die Folge einer magischen Vorstellung anzusehen 7.
Sie scheint darin bestanden zu haben, daß man glaubte, an der
Tempelschwelle lauerten die bösen Dämonen. Ihnen, die dem
frommen Beter Schlechtes zufügen wollen, könne man am besten
dadurch ausweichen, daß man die Türschwelle garnicht betritt,
sondern überspringt. Eine andere Auffassung wäre die, daß man
einen Teil der göttlichen, nicht zu berührenden Kraft in der Schwelle
wohnhaft glaubte. Die Tabu-Vorstellung, an anderer Stelle8 deut-
licher hervortretend, könnte auch hier wirksam gewesen sein. Die
eigenartige Sitte wird noch einmal im AT9 erwähnt. Der Prophet
Zephanja verurteilt sie, anscheinend als charakteristischen Ausdruck
des Götzendienstes. Ob er dabei speziell an den Dagonkult zu
Asdod gedacht hat, ist sehr gut möglich, wenn auch nicht zu be-
weisen.
In Beth-San scheint der Dagonkult in gewisse Beziehungen zu
dem der Astarte getreten zu sein. Die Grabungen der letzten
zwei Jahre haben dort einen Tempel Dagons sowohl als auch einen
der Astarte aufgedeckt. Einen Zusammenhang des Gottes mit Ninni-
Istar, die etwa das gleiche Prinzip wie die kanaanäische Astarte
vertritt, fanden wir in Mari, wo Ninni-Dagan-Enki gemeinsam an-
gerufen wurden. Auch hier in Beth-San wäre also eine Verbindung
gut denkbar. Näheres läßt sich hierüber freilich noch nicht sagen.
Zusammenfassung.
Betrachten wir das Gesamtergebnis unserer Untersuchung, so
dürfte klar geworden sein, daß Dagan durchaus zu den großen
Göttergestalten des alten Orients gehört. Seine Bedeutung liegt
hauptsächlich darin, daß sich sein Kult wie kein anderer in den
6) Ein Motiv, das nach Marcus Diaconus (Vita Porphyrii, C. 59) auch
sonst bei den Philistern beliebt war.
7 cf. Kautzsch, AT, Bd. I p. 386 Anm. e.
8 1. Sam. 6.19 f.; 2. Sa. 6. 6 f.
8 Zeph. 1. 9.
Schmökel 5
59
priester und Adoranten nicht auf die Tempelschwelle in Asdod traten.
Der alttestamentliche Bericht erklärt sie mit der ätiologischen Sage
vom Sturze Dagons vor der Bundeslade eben auf die Schwelle6,
wir haben sie als die Folge einer magischen Vorstellung anzusehen 7.
Sie scheint darin bestanden zu haben, daß man glaubte, an der
Tempelschwelle lauerten die bösen Dämonen. Ihnen, die dem
frommen Beter Schlechtes zufügen wollen, könne man am besten
dadurch ausweichen, daß man die Türschwelle garnicht betritt,
sondern überspringt. Eine andere Auffassung wäre die, daß man
einen Teil der göttlichen, nicht zu berührenden Kraft in der Schwelle
wohnhaft glaubte. Die Tabu-Vorstellung, an anderer Stelle8 deut-
licher hervortretend, könnte auch hier wirksam gewesen sein. Die
eigenartige Sitte wird noch einmal im AT9 erwähnt. Der Prophet
Zephanja verurteilt sie, anscheinend als charakteristischen Ausdruck
des Götzendienstes. Ob er dabei speziell an den Dagonkult zu
Asdod gedacht hat, ist sehr gut möglich, wenn auch nicht zu be-
weisen.
In Beth-San scheint der Dagonkult in gewisse Beziehungen zu
dem der Astarte getreten zu sein. Die Grabungen der letzten
zwei Jahre haben dort einen Tempel Dagons sowohl als auch einen
der Astarte aufgedeckt. Einen Zusammenhang des Gottes mit Ninni-
Istar, die etwa das gleiche Prinzip wie die kanaanäische Astarte
vertritt, fanden wir in Mari, wo Ninni-Dagan-Enki gemeinsam an-
gerufen wurden. Auch hier in Beth-San wäre also eine Verbindung
gut denkbar. Näheres läßt sich hierüber freilich noch nicht sagen.
Zusammenfassung.
Betrachten wir das Gesamtergebnis unserer Untersuchung, so
dürfte klar geworden sein, daß Dagan durchaus zu den großen
Göttergestalten des alten Orients gehört. Seine Bedeutung liegt
hauptsächlich darin, daß sich sein Kult wie kein anderer in den
6) Ein Motiv, das nach Marcus Diaconus (Vita Porphyrii, C. 59) auch
sonst bei den Philistern beliebt war.
7 cf. Kautzsch, AT, Bd. I p. 386 Anm. e.
8 1. Sam. 6.19 f.; 2. Sa. 6. 6 f.
8 Zeph. 1. 9.
Schmökel 5
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