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Schmökel, Hartmut
Der Gott Dagan: Ursprung, Verbreitung und Wesen seines Kultes — Borna-Leipzig: Universitätsverlag von Robert Noske, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.55701#0010
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Dagan liegenden Fragenkomplex in den letzten Jahren gelegentlich
gestreift; Thurean-Dangin nannte 1924 in „Syria“ eine Reihe von
Belegstellen aus Tirka. Die von Unger, Volz, Moore u. a. geschriebenen
Artikel „Dagon“ in den verschiedenen Lexica und Encyklopädien
haben das Problem nicht wesentlich gefördert; am instruktivsten
(nach dem damaligen Stande der Wissenschaft) ist der Abschnitt
Dagan von L. B. Paton in EncycL of Rel. and Eth.
Im folgenden ist der Versuch einer einheitlichen Darstellung vom
Wesen Dagans und der Art und Ausbreitung seines Kultes gemacht,
soweit sie sich auf Grund der bisher bekannten und mir zugäng-
lichen Urkunden herleiten ließ.
Der Ursprung des Dagankultes,
Die Religionsgeschichte nicht nur des alten Orients, sondern der
ganzen Welt zeigt, daß die Anbetung eines jeden Gottes, meist auch
des von einem Religionsstifter proklamierten, aus einer örtlich be-
grenzten Verehrung, einem Lokalkult, entstanden ist. An irgend-
einem, oft von der Natur besonders ausgezeichneten Platze steht ein
Stein oder ein Baum; dahin gehen die Hirten und Bauern der Um-
gebung, um zu der unbekannten furchtbaren Macht zu flehen und
ihr Opfer darzubringen. Ein Altar, bald auch ein Tempel wird er-
richtet, eine Priesterschaft findet sich ein: Das Ortsheiligtum, eines
unter Hunderten, ist da. Kommen nun die Verehrer dieses Gottes,
der in der Regel die Funktionen eines Vegetations- oder Ackergottes
hat, zur Macht, gewinnt auch der von ihnen betriebene Kult an
Bedeutung. Diese Entwicklung zeigt uns der alte Orient in vielen
Fällen. Die Götter der sumerischen Siedlungen Uruk, Nippur und
Eridu Anu-Enlil-Enki wurden mit dem Aufstiege des Sumerertums
zur obersten Götterdreiheit1, die sich bis in die späteste babylonische
Zeit erhielt. Die Dynastie von Ur bringt ihren Mondgott Nannar-Sin
zu hohen Ehren2; Marduk war ein kleiner Lokalgott, bis sich seine
Heimatstadt Babylon in der Hammurapi-Zeit zur ersten des ganzen
Landes aufschwang, damit ihren Gott an die Spitze des babylonischen
Pantheons stellend3. Die Macht Assurs und der assyrischen Istar
1 cf. CH Col. I 1 ff.; vgl. ihre Bedeutung in „Enuma elis“ u. ö.
2 cf. die Inschriften der Könige von Ur in CT XXI.
3 CH H 7ff.; CT XXI 47: I 1 ff.; cf. die Tendenz von „Enuma elis“.
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