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Schmökel, Hartmut
Der Gott Dagan: Ursprung, Verbreitung und Wesen seines Kultes — Borna-Leipzig: Universitätsverlag von Robert Noske, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.55701#0020
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Ionien und Syrien-Palästina beheimatet, hatte der Kult Dagans alle
Anlage dazu, ein internationaler zu werden. Denn an diesen Ge-
bieten mußte das fortwährende Völkergewoge, das Auf und Ab
nomadisierender kriegerischer Stämme, das die Geschichte des alten
Orients erfüllt, vorbei. Durch sie führten die Völkerstraßen ebenso
wie die Handelswege, auf denen der kulturelle Austausch zwischen
den alten Völkern vor sich ging. Von Ägypten oder von Kappa-
dozien nach Assur und Babylon — hier waren die Pforten allen
Verkehrs. Wer durch jene Landschaften zog, — und das gilt be-
sonders vom kulturarmen Nomaden — wird vieles von dem, was
er hier sah, aufgenommen und beibehalten haben. Und vielleicht
erhöhte es die Beliebtheit des Dagankultes, daß er niemals mit
Waffengewalt verbreitet wurde.
Jedoch muß auch im Wesen Dagans an sich ein allgemein
ansprechendes Prinzip enthalten gewesen sein, das die Übernahme
durch Verehrer anderer Götter und die Angleichung an diese er-
leichterte und förderte. Und in der Tat lag im Charakter des Gottes
solch ein allgemein vertrauter Zug — wie wir später sehen werden,
war es das Prinzip der im Wetter herrschenden Gottheit —, das
ihn all den stammverschiedenen und doch in Lebenshaltung und
Denkweise engverbundenen Bewohnern des vorderen Orients nahe-
brachte. Fügen wir diesem Momente nun noch die Tatsache hinzu,
daß sich sein Kult in einer Landschaft abspielte, deren Lage der
Ausbreitung sehr günstig war, so sind uns damit die hauptsäch-
lichsten Gründe für die singuläre Verbreitung des Dagankultes ge-
geben.
Dagan in den oberen Euphratländern,
Nach jener ältesten Urkunde Sargons weisen uns auch weiterhin
eine große Reihe von Inschriften in die Landschaften Nordwest-
mesopotamiens. Hatte schon Sargon neben Jarmuti und Ibla in
Mari den Kult Dagans bezeugt, so berichtet entsprechend sein Enkel
Naram-Sinx, daß er unter anderen auch mit einem Könige von
Mari, mit Namen Migir-D Dagan, gekämpft habe. „Liebling Dagans“
heißt dieser Herrscher, er führt in seinem Namen den des in seinem
Lande an erster Stelle verehrten Gottes. Gleichfalls der Sargon-
1 RA XVI 164. 38.

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