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Schmökel, Hartmut
Der Gott Dagan: Ursprung, Verbreitung und Wesen seines Kultes — Borna-Leipzig: Universitätsverlag von Robert Noske, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.55701#0047
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früher bekannten Dienst des Gottes ist der Name eines südpalästinen-
sichen Stadtfürsten in der Amarnazeit (c. 1350), der DDagan-takala
lautet1. Weiter aber sind wir jetzt in der Lage, die im Alten
Testament auftretenden Ortsnamen Beth-Dagön als aus vorisraelitischer
und vorphilistäischer Zeit stammend anzunehmen. Nicht allein die
durchaus gemeinsemitische Form des Namens, die ohne weiteres an
Parallelen wie die Schreibung E-DEnlil-la „Haus Enlils“ für Nippur
u. a. erinnert, sondern vor allem die Tatsache, daß sich der Name
in einer ägyptischen Liste2 3 asiatischer Städte aus der Zeit von
Ramses III. findet, berechtigen zu dieser Annahme. Wir lesen dort
bjt dkn, und es dürften keine Zweifel bestehen, daß damit das palä-
stinensische Beth-Dagön gemeint ist. Diese Liste ist nun von einer
solchen Ramses’ II. kopiert8, und wir kommen damit etwa in die
Zeit von 1290—1230 für die Aufzeichnung; der Ort muß natürlich
schon viel eher bestanden haben. Die früher sehr beliebte Annahme,
daß es sich bei diesen Ortschaften um Gründungen der Philister —
die zeitweise allerdings große Teile Palästinas beherrschten — handle,
wird damit hinfällig; dringen diese doch erst einige Menschenalter
später überhaupt in Kanaan ein. Damit hätten wir also zwei Kult-
stätten Beth-Dagön „Tempel Dagons“, eine in Juda4 in der Nähe
von Lachis und Eglon, und eine inAsser5, nach Sebulon zu. Wenn
nun Sanherib6 eine Ortschaft Bit-Daganna bei Joppe nennt, und
Esmunazar von Sidon7 (c. 500) von Dör und Joppe als „Dagans-
ländern“ spricht, so liegt die Vermutung nahe, daß die genannte
Örtlichkeit mit dem ersteren Beth-Dagon identisch ist und von alters
her eine bedeutende Kultstätte Dagans war, die dann in dem noch
heute bestehenden Beit-Degan südöstlich von Joppe, nach Lydda zu,
wiederzuerkennen wäre. Allein auch ohne diese Quellen würde uns
folgende Überlegung zu dem gleichen Resultat führen: Als jener Teil
der um die Wende des 13. und 12. Jahrhunderts den vorderen Orient
1 EA 317.2,9,13; 318. 4.
2 M. Müller, Egypt. researches i. 49 pl. 68. 72 = Burchard, Altkanaan.
Fremdwörter Nr. 331.
3 Vgl. Macalister, The Philistines p. 103; Paton, Enc. of Bei. and Eth.,
Artikel Dagon (IV p. 387).
4 Jos. 15. 41.
5 Jos. 19. 27.
6 Prisma II 65 = KB II p. 93. 65.
7 Lidzbarski, Altsem. Texte I Nr. 7.16.

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