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Schramm, Albert; Möller, Maria [Editor]
Der Bilderschmuck der Frühdrucke (Band 12): Ghotan. Mohnkopfdrucke. Die Drucker in Magdeburg — Leipzig, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.12371#0012
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zweimal benützte Holzschnitt: Hieronymus auf demTotenbett findet. Sonst nicht gebraucht ist dagegen der Holz-
schnitt „De vorweckinghe dryer doden myt deme cleyde sunte Jeronimi“ (Abb. 52).
Der Druck „Licht der Seele“ vom Jahre 1484 weist als Titelholzschnitt die Abbildung des Jüngsten Ge-
richts von dem „Speygel der dogede“ auf mit der Unterschrift „Memorare nouissima tua et in eternü nö peccabis“.
Die Initiale D (Christus am Ölberg) ist uns bereits aus früheren Drucken bekannt (Abb. 51).
Das Gebetbüchlein von 1485 ist mit 7 Holzschnitten geschmückt. Der erste und sechste sind identisch
(=Abb. 53). Auf dem zweiten ist die Verkündigung (Abb. 54) dargestellt, der dritte zeigt Christus als Richter
(Abb. 55), der vierte Christus am Kreuz (Abb. 56), der fünfte die Grablegung Christi (Abb. 57), der siebente den
Heihgen Gregor (Abb. 58).
Ob das Missale Strengnense von 1487 einen Holzschnitt gehabt hat, ist nicht festzustellen, da nur wenige
Blätter vorhanden sind, die jeden Holzschnittschmuckes entbehren.
Im Missale Aboenses. praedicatorumist neben den Initialen, die wir bereits erwähnt haben, und dem
Kanonbild (Abb. 59) ein bemerkenswerter Holzschnitt (Abb. 60) zu verzeichnen: Der Bischof Conrad Bystz mit
Wappen, einem liegenden Mann, links ein Priester und der Drucker b g, rechts ein Bischof, hinter dem ein Mann
steht. Am Schluß des Druckes ist die Druckermarke angebracht (Abb. 61).
Der niederdeutsche Almanach 1492 zeigt die Leiste Abb. 62.
Brigitta, Offenbarungen, ein hübsches Bändchen in 8°, enthält nur einen Holzschnitt (Abb. 63), der
die heilige Brigitta am Schreibpult darstellt.
Auch der Druck „Bry nolphus, S. Vita“ weist nur einen Holzschnitt auf, der aber bereits in verschiedenen
anderen Drucken verwendet ist.
Das Gebetbuch in niederdeutschem Dialekt, das undatiert ist, ist nur in einem Exemplar vorhanden, das
der Hamburger Staats- und Universitätsbibliothek gehört. In diesem Exemplar ist auf dem vorderen Innendeckel
ein Holzschnitt = Abb. 52 eingeklebt, von dem Schreiber 4080 annimmt, daß er vielleicht früher auf dem ersten
Blatt gestanden hat.
Das MissaleLebucense, das sich durch das kleine Wappenschild zu den Füßen der Maria als ein Gothan-
Druck kennzeichnet, hat als Buchschmuck zunächst das Wappen des Bischofs Didericus de Bülow (Abb. 62), so-
dann das Kanonbild (Abb. 63).
Der letzte noch zu nennende Druck Gothans, der einen Holzschnitt aufweist, ist das „PsalteriumDavi-
dis“. Auf dem Titel findet sich der schreibende David, den wir im „Salter to dude“ der Mohnkopfdrucke finden.
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Die Mohnkopfdrucke
Eine ganze Reihe Lübecker Drucke weist eine Marke mit drei Mohnköpfen auf. Man hat deshalb die Druckerei
die Mohnkopfdruckerei genannt. Durch neue Forschungen ist man zu dem Ergebnis gekommen, daß die Marke
keine Druckermarke ist, sondern eine Verleger marke und daß mehrer e Drucker diese Werke gedruckt haben und
zwar für Hans von Ghetelen (vergl. Voullieme, Die Deutschen Drucker des 15. Jahrh.. 2. AuflL Berlin 1922, S. 95).
Von den Mohnkopfdrucken stellen wir zwei voran wegen ihrer besonderen Bedeutung: den Totentanz und
Reinecke deVos.
Unter den Mohnkopfdrucken finden sich zweiTotentanzausgaben, die sich in den Holzschnitten decken.
Der Bilderschmuck dieser beiden Lübecker Bücher ist von großer Bedeutung. Zwar wissen wir nicht, wer der
Künstler ist; es muß aber ein Mann gewesen sein, der weit über dem Durchschnitt der damaligen Meister stand1).
Die erste Ausgabe stammt vom Jahre 1489, die zweite vom Jahre 1496. Der Tod erscheint in vier verschiedenen
Gestalten: mit dem Spaten (Abb. 64), mit der Sense (Abb. 66), mit dem Pfeil (Abb. 68), auf einemLöwen (Abb. 75).
Die Reihenfolge der Personen ist folgende: „De pawes“ (Abb. 67), „De keyser“(Abb. 69), „De keyserinne (Abb. 70),
„De Cardinal“ (Abb. 72), „De koninck“ (Abb. 73), „De bischop“ (Abb. 74), „De hercoch“ (Abb. 76), „De abbet“
(Abb. 77), „De godes ridder“ (Abb. 78), „De monnick“ (Abb. 79), „De ridder“ (Abb. 80), „De canonnik“ (Abb. 81),
„Borgermester“ (Abb. 82), „De arcte“ (Abb. 83), „De iuncher“ (Abb. 84), „De klusener“ (Abb. 85), „De borgher“
(Abb. 86), „De studente“ (Abb. 87), „De kopman“ (Abb. 88), „Kloster nonne“ (Abb. 89), „De amptman“ (Abb. 90),
„De Wartmester“ ist durch denselben Holzschnitt dargestellt wie der Bürger, „De burman“ (Abb. 91), „De baghine“
(Abb. 92), „De houe ruter“ (Abb. 93), „De iunckfrou“ (Abb. 94), „De amptknecht“ (Abb. 96), „amme vn kint“
(Abb. 96). Titelblatt und Schlußseite zeigen den Tod mit Spaten (Abb. 64 u. Abb. 65), das letzte Blatt der zweiten
Ausgabe zeigt dagegen dieselbe Anordnung, wie so mancher andere Druck, vergl. z. B. Reinecke Fuchs.
x) Vergl.: Graphische Gesellschaft. XII. Veröffentlichung. Des Dodes Dantz. Lübeck 1489. Herausgegeben von Max J. Fried-
länder, Berlin 1910.
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