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Schreiber, Wilhelm Ludwig
Der Buchholzschnitt im 15. Jahrhundert in Original-Beispielen — München: Weiss, 1929

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https://doi.org/10.11588/diglit.68344#0041
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In Heidelberg war zwar schon 1483 von einem unbekannten Drucker ein Kalender (Sehr. 4413) mit
einigen astronomischen Figuren erschienen, doch datiert eine eigentliche Bücherillustration erst von 1490
ab, als der zuvor in Straßburg tätige Heinrich Knoblochtzer eine neue Druckerei eröffnete. Zwar ist die
Zahl seiner Illustrationen ziemlich groß, doch sind es meist Kopien und die Holzschnitte überdies grob ge-
schnitten, wie im Dietrich von Bern (Sehr. 3822), dem Pfaffen von Kalenberg (4409), der Melusine (Sehr.
4635) und der Sibylla Weissagung (Sehr. 5249). Köstlich hingegen sind die Bilder zum Totentanz (Sehr.
5372), doch druckte er ihn wohl nur auf Kosten eines unbekannten Verlegers; dasselbe dürfte auch bei
Lichtenbergers Prognosticatio der Fall gewesen sein, doch sind die Bilder wesentlich geringer.
Die Bilder in den Drucken des älteren Martin Flach sind teils von Kollegen entliehen, teils unbedeutend.
Eine Ausnahme machen nur die drei hübschen, in Kistlers Stil ausgeführten Holzschnitte zu Wimpfelings
Adolescentia (Sehr. 5471) vom Jahre 1500.
Mathis Hupfuff druckte fast nur populäre Werke, ließ sie aber recht gut illustrieren. Aus den ersten
Jahren seiner Tätigkeit kennen wir allerdings nur den Ritter Beringer (Sehr. 3427) von 1495 und Kaiser
Karls Recht von 1498 (Sehr. 4436); eine sehr rege Tätigkeit entfaltete er aber in den Jahren 1499 und 1500,
in denen er die Legende S. Brandons (Sehr. 3539), Lucidarius (Sehr. 4552), Salomon und Salome (Sehr.
5193), Dracole Wajda (Sehr. 3874), Ritter Staufenberg (Sehr. 3887), Wunderwerke Roms (Sehr. 5138),
Laurins Rosengarten (Sehr. 5132), Tondalus (Sehr. 5364) u. a. druckte.
KIRCHHEIM IM ELSASS
In diesem, damals „Klein Troya“ genannten Ort war Marcus Reinhardt — ein Verwandter des Straß-
burger Grüninger, dessen Familienname auch Rainhard war — tätig. Sein einziger datierter Druck, die
Sieben Zeiten U. 1. Frau (Sehr. 4060), trägt die Jahreszahl 1491 und ist mit 9 größeren und 28 kleinen
Bildern, die vielleicht Baseler Ursprungs sind, versehen. Außerdem ist fast jede Seite von einer Bordüre
eingefaßt, von denen ein Teil einen Totentanz darstellt. Fast mit demselben Illustrationsmaterial sind drei
ähnliche Büchlein ausgestattet, nämlich ein Hortulus animae (Sehr. 4241), die Horae Mariae (Sehr. 4573),
Tafel 55 und der Curss und ampt der hl. Jungfrau (Sehr. 4569, lateinische Ausgabe Sehr. 4370), doch ist in letzteren
die Zahl der Bilder vermehrt. Neben recht guten sind auch grob ausgeführte Arbeiten darin vorhanden.
Fast die gleichen Illustrationen wurden auch zu einem Zeitglöcklein (Sehr. 3449) verwendet.
Bei einem anderen, uns dem Namen nach unbekannten Drucker erschienen 1497 die S. Brandon-Legende
(Sehr. 3536) und die Sieben weisen Meister (Sehr. 4621«). Die 22 Holzschnitte der ersteren sind nach der
Baseler, die 42 der anderen nach einer der Augsburger Ausgaben kopiert. Murners 1499 erschienene In-
vectiva contra astrologos (Sehr. 4817) haben nur ein mittelmäßiges Titelbild.
SPEIER
Als erster illustrierter Druck erschien 1477 bei Peter Drach der Fasciculus temporum (Sehr. 5108),
dessen Bilder teils nach der Kölner Ausgabe des Ter Hoernen, teils nach der Löwener des Johann Veldener
kopiert sind. Seit etwa 1481 hielt sich der Hausbuchmeister in Speier auf und lieferte für Drach eine Reihe
herrlicher Illustrationen. Er begann mit einer Kopfleiste und figürlichen Initialen für Wandkalender auf
das Jahr 1481 (Sehr. 3170) und 1483 (Sehr. 3173), lieferte dann die 277 Bilder zu dem Spiegel mensch-
licher Behältnis (Sehr. 5276), für die er zwar die 1476 von Richel in Basel gedruckte Ausgabe als Vorbild

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